15-Jähriger verurteilt

Millionärssohn verprügelt Opfer, fackelt Auto ab

Gericht
22.07.2024 15:31

Ungewöhnliche Verhandlung im Wiener Landesgericht am Montag. Auf der Anklagebank sitzt ein Spross aus einer der wohlhabendsten Familien des Landes. Der 15-Jährige soll vor dem Schafbergbad in Wien ein Auto abgefackelt und vier weitere beschädigt haben. Auch für die schwere Körperverletzung eines gleichaltrigen Opfers muss er sich gemeinsam mit einem mitangeklagten Jugendlichen verantworten. 

„Ich kenne die Familie seit 40 Jahren. Nicht nur als Anwalt, sondern auch als Freund“, eröffnet der Verteidiger des jungen Erstangeklagten sein Plädoyer, „Und natürlich habe ich mich gefragt, wie es dazu kommen konnte, dass sich dieses Kind so entwickelt.“ Die Erklärung sieht er in den schlechten schulischen Ergebnissen des Jugendlichen. „Dann ist er in diese Kreise abgedriftet. Die Eltern haben die negative Entwicklung des Kindes zu spät erkannt.“

Astrid Wagner, die Anwältin des zweitangeklagten Jugendlichen, formuliert es drastischer: „Es ist ein Fall von Wohlstandsverwahrlosung.“ Denn der Erstangeklagte stamme „aus einer sehr wohlhabenden Familie“. Konkret aus einer der reichsten Österreichs. Ihr Mandant sei indes aus dem Mittelstand, habe sich aber in den Sog des schillernden Erstangeklagten ziehen lassen.

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Ich war es, der den Mercedes angezündet hat.

Der 15-jährige Millionärssohn zur Richterin

In Saal 11 des Wiener Landesgerichts wird der Millionärssohn, der in Anzug, Krawatte und blitzblank geputzten weißen Sportschuhen auftaucht, von Richterin Daniela Zwangsleitner behandelt wie jeder andere Angeklagte auch. Was denn passiert sei am 11. März 2023 am Parkplatz des Schafbergbades, will Frau Rat von dem 15-Jährigen wissen. „Ich war es, der den Mercedes angezündet hat“, gibt der Spross aus bekanntem Hause leise und mit gesenktem Kopf zu.

Gemeinsam mit einem Freund sei er auf diese „blöde Idee“ gekommen. „Ich bin seit dreißig Jahren Richterin, aber dass Jugendliche ein Auto anzünden, ist selten. Meist sind es Mülltonnen“, wundert sich Zwangsleitner über den Aggresionsausbruch. Der nicht mit dem Auto, das völlig ausgebrannt ist, erledigt war. Bei vier weiteren Fahrzeugen schlugen die Buben die Windschutzscheibe ein und traten die Spiegel herunter – Schaden in fünfstelliger Höhe.

Die jugendlichen Angeklagten. Astrid Wagner (hinten) vertrat den Zweitangeklagten. (Bild: Krone KREATIV)
Die jugendlichen Angeklagten. Astrid Wagner (hinten) vertrat den Zweitangeklagten.

Opfer verprügelt, genötigt und gedemütigt
Nicht die einzige Tat, die dem Jugendlichen angelastet wird. Es geht in dem Prozess auch um einen Fall von schwerer Körperverletzung, Nötigung und Raub. Am Abend des 26. Jänner 2023 verabredeten sich die beiden Angeklagten und weitere teils unmündige Freunde mit einem gleichaltrigen Jugendlichen, den sie kannten, am Schafberg. „Wir wussten, dass wir ihm etwas antun wollen, wenn er raufkommt“, ist der Millionärssohn auch in diesem Punkt geständig. Warum? Das könne er nicht erklären. Er hätte kein konkretes Problem mit ihm gehabt, aber jemand anders aus der Gruppe. Es ging dabei offenbar um ein Mädchen. 

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Wir wussten, dass wir ihm etwas antun wollen, wenn er raufkommt.

Der Erstangeklagte über den Gewaltexzess an einem Gleichaltrigen

Zuerst sei ein Unmündiger mit dem Opfer in Streit geraten. Dann raubten der 13-Jährige und der Zweitangeklagte ihm unter Androhung von Schlägen Airpods und Jacke. Als das Opfer nach dem Raub Hilfe schreiend weglief, rannten sie ihm nach, nötigten den Burschen dazu, sich hinzuknien und sich zu entschuldigen. Während sie weiter auf ihn einschlugen und ihn traten. Von dem demütigenden Akt, der in einer Schulter- und Nasenverletzung mündete, gibt es ein Video, das einer der anwesenden Jugendlichen aufgenommen hatte. „Es war sehr unnötig und blöd“, beteuert der 15-Jährige am Montag. Er gibt sich geläutert.

4800 Euro Schmerzensgeld im Gerichtssaal übergeben
Hat er doch ein Jahr in Portugal im Rahmen eines privat organisierten Projekts mit psychologischer und sozialpädagogischer Betreuung hinter sich, das ihm seine Eltern finanziert haben. Auch den Sachschaden hat der Vater wiedergutgemacht. Im Gericht übergibt sein Anwalt der Opfervertreterin zudem 4800 Euro Schmerzensgeld.

„Das hat der Papa auch wieder brav bezahlt“, hofft Zwangsleitner darauf, dass der Jugendliche diesem etwas davon zurückzahlen muss. Der Vater nickt. „Damit er spürt, dass es Nachwirkungen hat“, mahnt Frau Rat, als sie die Urteile des Schöffensenats von drei Monaten bedingt für den Erstangeklagten und sechs Monaten bedingt für den Zweitangeklagten, dem auch der Raub angelastet wird, ausspricht. Diese scheinen im Leumundszeugnis nicht auf.

Die harten einleitenden Worte der Verteidiger entschärft die erfahrene Jugendrichterin zum Schluss der Verhandlung: „Eltern sind nicht immer an allem schuld! Die können ihre Kinder ja nicht festbinden, das wissen wir alle.“

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