Nach Orban-Aufreger

Borrell: Treffen in Brüssel statt in Budapest!

Ausland
22.07.2024 19:52

Nach den Alleingängen des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán will der EU-Chefdiplomat Josep Borrell nun ein für Ende August geplantes informelles Treffen der EU-Außenminister statt in Budapest in Brüssel abhalten.

Ungarn hat zur Zeit für sechs Monate den rotierenden Vorsitz im Rat der EU-Staaten inne. Mit seinen jüngsten Reisen nach Kiew, Moskau und Peking heimste sich der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán aber deutliche Kritik von Seiten der anderen EU-Staaten ein. Allerdings sind sich die EU-Staaten nicht einig in der Frage, inwiefern man als Reaktion Ministertreffen in Ungarn boykottieren soll.

Unter den Außenministern der EU, die sich am Montag in Brüssel getroffen haben, habe es keine einheitliche Meinung dazu gegeben, wo man den informellen Rat in nach der Sommerpause abhalten solle. Damit sei es an ihm gewesen zu entscheiden, so Borrell. Als Motivation für seine jetzige Entscheidung verwies Borrell auch auf Aussagen des ungarischen Außenministers Peter Szijjarto, wonach die EU den Krieg in der Ukraine befördere. Er habe hier ein Signal senden wollen, dass dies Konsequenzen habe, so Borrell.

Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán und der russische Staatschef Wladimir Putin (Bild: APA/AP)
Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán und der russische Staatschef Wladimir Putin

Am deutlichsten kritisierte am Montag noch vor dem Treffen Luxemburgs Außenminister Xavier Bettel die Boykottüberlegungen. Er sprach von Schwachsinn und warb dafür, nach Budapest zu reisen und dort der ungarischen Regierung klar und deutlich seine Meinung zu sagen. Klar gegen den Borrell-Vorstoß äußerten sich auch Länder wie Spanien und Slowenien.

Was tut sich im Hintergrund?
Hinter den Kulissen äußerten sich nach Angaben von Diplomaten auch die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock sowie Vertreter von Ländern wie Frankreich und Italien ähnlich. Auf der anderen Seite standen hingegen unter anderem Länder aus Nordosteuropa wie Polen. Litauen und Schweden hatten als Reaktion auf die Alleingänge Orbans bereits vor Tagen angekündigt, vorübergehend keine Minister zu Treffen nach Ungarn schicken.

Nach seinen unabgesprochenen Reisen nach Kiew, Moskau und Peking absolvierte Orban auch einen breitbeinigen Auftritt beim NATO-Gipfel in Washington. (Bild: AP/Mark Schiefelbein)
Nach seinen unabgesprochenen Reisen nach Kiew, Moskau und Peking absolvierte Orban auch einen breitbeinigen Auftritt beim NATO-Gipfel in Washington.

Als Kompromissvorschlag stand am Montag nach Angaben von Polens Außenminister Radoslaw Sikorski kurzzeitig im Raum, das von Ungarn geplante Außenministertreffen in der von Russland angegriffenen Ukraine zu organisieren. Dies scheiterte aber daran, dass Ungarn hätte zustimmen müssen.

Schallenberg grundsätzlich gegen Ungarn-Boykott
Österreichs Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) konnte nicht am heutigen Treffen teilnehmen und wurde von einem Diplomaten vertreten. Schallenberg hat sich in der Vergangenheit aber grundsätzlich gegen einen Boykott des ungarischen EU-Ratsvorsitzes ausgesprochen.

Im Vorfeld auf das heutige Treffen der EU-Außenminister forderte Schallenberg zudem mit sieben weiteren Kollegen eine Wiederannäherung der Europäischen Union an Syriens Machthaber Bashar al-Assad. „So bitter es auch ist, mit Hilfe des Irans und Russlands sitzt das Assad-Regime weiterhin fest im Sattel“, meinte Schallenberg in einer Aussendung. Angedacht wird unter anderem eine stärkere Gleichbehandlung der verschiedenen Bürgerkriegsparteien auf diplomatischem Niveau. Zudem solle die EU einen Syrien-Entsandten ernennen, der Kontakt mit allen Seiten hält.

EU-Chefdiplomat Borrell reagiert verhalten auf den Vorschlag. Man habe den acht Ländern zugehört und die „Arbeit werde weitergehen – pragmatisch aber nicht naiv“, antworte Borrell auf eine entsprechende Journalistenfrage. „Wir wissen wo das syrische Regime steht, und das ist ganz nah an Russland und dem Iran.“

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