Jahrzehnte lang gab Uli Hoeneß an der Säbener Straße den Ton an, mittlerweile übernehmen Max Eberl und Christoph Freund das Kommando beim FC Bayern. Was allerdings nicht bedeutet, dass der Ehrenpräsident keinem Druck ausgesetzt ist, ist Lothar Matthäus überzeugt.
„Uli hat mich in den letzten Jahren häufig für das, was ich über den FC Bayern gesagt habe, kritisiert und attackiert. Mit seiner Rede beim Vereinsjubiläum in Seligenporten hat er mich bestätigt“, verspürt der Experte in seine Sky-Kolumne Genugtuung. Hoeneß habe Revue passieren lassen, was in den vergangenen Jahren alles schiefgelaufen sei und damit Matthäus‘ Aussagen unterstrichen.
„Er ist nicht mehr der Chef“
Dass der 72-Jährige nach wie vor in den Geschäften des deutschen Rekordmeisters mitmischt, kann der ehemalige Bayern-Spieler zwar nachvollziehen, allerdings sei die Herangehensweise die falsche. „Es steht ihm zu, ein Machtwort zu sprechen, aber warum immer nach außen?“, kritisiert Matthäus. „Uli ist zwar der Macher des Vereins, aber er ist nicht mehr der Chef. Wir können Uli nicht mehr ändern und er hat auch jedes Recht sich zu äußern, aber damit stiftet er häufig Unruhe.“ Erst vor wenigen Tagen hatte sich Hoeneß etwa missbilligend zu den Transferplänen des FC Bayern geäußert („Wir haben keinen Geldscheißer“).
Außerdem merke man dem ehemaligen Vorstandsboss aufgrund der Misserfolge in den letzten Jahren eine gewisse Nervosität an. „Uli hat Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic machen lassen. Er will nicht, dass wieder etwas schiefgeht. Die Sorgen und Ängste von Hoeneß werden sichtbar. Er hat Kahn und Salihamidzic eingestellt, bei Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel hat er seinen Haken dahinter gemacht. Doch anders als früher haben diese Entscheidungen zuletzt nicht mehr geklappt. Deswegen steht auch Hoeneß enorm unter Druck.“
„Hätte alles getan, um Alaba zu halten“
Auch die Transferentscheidungen, die unter Hoeneß getroffen wurden, seien zum Teil die falschen gewesen, findet Matthäus, Joshua Kimmich müsse der Klub deshalb unbedingt behalten: „Er hat den Verein in den vergangenen Jahren geprägt, er ist ein Gesicht des FC Bayern, und Gesichter kann man sich nicht kaufen. Ich hätte auch alles getan, um David Alaba zu halten, und ich hätte vor zehn Jahren alles getan, um Toni Kroos zu halten.“ Mit zahlreichen Neuzugängen – auch auf der Trainerbank – steht in München ein Umbruch an. Wir dürfen gespannt bleiben, ob die getätigten Veränderungen auch tatsächlich den gewünschten Erfolg bringen und der Druck auf Hoeneß schwindet ...
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