Trump mit viel Glück

„Krone“ stellt Schüsse des Attentäters nach

Ausland
23.07.2024 14:29

Bereits wenige Minuten nach dem Attentat auf Trump rankten sich die ersten Verschwörungstheorien rund um die Tat: Der Schütze hätte Trump absichtlich nur verletzt, es handle sich um eine Inszenierung, um Trump den Wiedereinzug ins Weiße Haus zu sichern. Im Beschussamt Wien im 22. Bezirk stellte sich die Situation im „Krone“-Versuch jedoch anders dar. 

Um die 130 Meter entfernt lag der 20-jährige Attentäter Thomas Crooks auf einem Hausdach, als er die Schüsse auf Trump abgab. Über seine Waffe ist bekannt, dass es ein AR-15-Derivat des Herstellers DPMS war – ein günstiges, durchschnittlich verarbeitetes, halbautomatisches Gewehr im gebräuchlichen Kaliber 5,56 für den Massenmarkt. Als Zieloptik dürfte der Schütze lediglich ein holografisches Visier verwendet haben, das nicht vergrößert, sondern nur einen roten Zielkreis ins Blickfeld spiegelt. 

(Bild: Krone KREATIV/Google Maps)

Die „Krone“ hat mit zwei ähnlichen Waffen und Optiken den Schuss nachgestellt: 

  • Mit einer Sig MCX Virtus mit einem 11,5-Zoll-Lauf, angelehnt an das AR-18-Konzept. Die verwendete Optik war ein sehr ähnliches Red-Dot-Visier mit einem 1 MOA-Punkt, das auch Schütze Crooks verwendet haben soll. 

  • Mit einer Geissele AR-15 Super Duty mit einem 14,5-Zoll-Lauf, der gleichen Lauflänge, die auch Crooks verwendet hat. Hier wurde ein Zielfernrohr von Primary Arms mit ein- bis sechsfacher Vergrößerung aufgesetzt. 
Blick durch das Holo-Visier auf die Scheibe in 100 Metern Entfernung. Mit freiem Auge ist das Ziel deutlich besser zu erkennen als durch die Kamera, doch es bleibt lediglich ein kleiner Kreis.  (Bild: Kronen Zeitung)
Blick durch das Holo-Visier auf die Scheibe in 100 Metern Entfernung. Mit freiem Auge ist das Ziel deutlich besser zu erkennen als durch die Kamera, doch es bleibt lediglich ein kleiner Kreis. 

Zunächst wurde unter „Laborbedingungen“ geschossen: sitzen aufgelegt, entspannt, ohne Zeitdruck, ebenso ohne Vergrößerung, dafür drei Schüsse mit Red-Dot-Visier in rascher Folge. Das Ergebnis: Alle drei Schüsse wären im Ziel gewesen, doch von einem präzisen Schuss auf das Ohr kann keine Rede sein – ein menschlicher Kopf ist auf 130 Meter nur mehr ein sehr kleiner Kreis, auf den das Visier anzusetzen ist.

Das Trefferbild: 

Geschossen wurde mit 55 grain Vollmantel-Geschossen  (Bild: Kronen Zeitung)
Geschossen wurde mit 55 grain Vollmantel-Geschossen 

Im zweiten Versuch mit 6-fach-Vergrößerung fallen die Schüsse leichter, auch nach Vorbelastung (Liegestütz) und in schnellerer Folge ist ein kopfgroßes Ziel zu treffen. Doch auch hier gilt: Einen Teil des Kopfes (Ohr, Kappe, Nase) zuverlässig zu treffen, ist bereits unter diesen entspannten Umweltbedingungen schwer. 

Mit 6-fach-Vergrößerung sieht die Sache einfacher aus – doch der Schütze von Pannsylvania soll ohne Zielfernrohr geschossen haben.  (Bild: Kronen Zeitung)
Mit 6-fach-Vergrößerung sieht die Sache einfacher aus – doch der Schütze von Pannsylvania soll ohne Zielfernrohr geschossen haben. 

Fazit 
Ein Schuss aus 130 Metern auf ein kopfgroßes Ziel aus einem halbautomatischen Gewehr ohne vergrößernde Zieloptik ist auch für ungeübte Schützen durchaus machbar. Aber die Umstände machen es aus: Wer außer Atem ist, wer schnell hintereinander den Abzug zieht oder wer weiß, dass er innerhalb weniger Sekunden nach der Schussabgabe stirbt, trifft nicht mehr so ohne Weiteres.

Bewegt sich der anvisierte Kopf noch dazu, geht Wind und herrscht der Lärm von mehreren Tausend Menschen, wird die Sache alles andere als trivial.  Auch wenn sich das im örtlichen Schützenverein nach drei Bier viel leichter anhört – von einem gezielten Schuss auf die Ohrenkante reden wir da noch längst nicht. Der gehört – nach dem, was bekannt ist – ins Reich der Verschwörungstheorien.  

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