Bis zu 1,8 Millionen Menschen in Österreicher sind ständig von Schmerzen geplagt, die schon länger als drei Monate andauern. Bei der Diagnose und Therapie von Schmerzen muss immer auch die seelische Komponente berücksichtigt werden, um Linderung zu schaffen.
Die Wechselwirkung zwischen Schmerzen und Psyche ist sehr komplex: Die Wahrnehmung der körperlichen Beschwerden beginnt mit der Aktivierung von speziellen Rezeptoren, die auf schädliche Reize reagieren. Diese werden durch das Nervensystem zum Rückenmark und weiter zum Gehirn geleitet und dort in Schmerzempfindungen umgewandelt.
Rezeptoren werden aktiviert
Im Gehirn sind mehrere Regionen an der Schmerzverarbeitung beteiligt, die nicht nur für die physische Wahrnehmung von Beschwerden verantwortlich zeichnen, sondern auch für die emotionale Bewertung dieser.„Die psychische Verfassung eines Menschen spielt dabei eine entscheidende Rolle“, erklärt Prim. Assoc. Prof. PD Dr. Martin Aigner, Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, Universitätsklinikum Tulln (NÖ).
„Angst, Depression und Stress können die Schmerzempfindlichkeit erhöhen. Umgekehrt vermögen aber auch chronische Beschwerden zu psychischen Belastungen und Störungen zu führen.“
Prof. PD Dr. Martin Aigner
Bild: Felicitas Matern
Soziale und kulturelle Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle dabei, wie Schmerz erlebt und ausgedrückt wird. „Unterstützung durch Familie und Freunde, sozioökonomischer Status und kulturelle Normen können die Schmerzbewältigung und das Schmerzverhalten eines Menschen stark beeinflussen“, betont Prim. Aigner. „Ein starkes soziales Netzwerk kann beispielsweise als Puffer gegen die negativen Auswirkungen von Schmerz dienen.“
Es droht mitunter sozialer Rückzug
Oft neigen Leidgeplagte zu dauerhaftem Schonverhalten und ziehen sich auch immer mehr zurück. Wer dadurch eine Depression entwickelt, zeigt sich gegenüber Schmerzreizen empfindlicher. Es kommt dabei im Gehirn zu einer Funktionsänderung von Nervenbahnen, welche die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin enthalten.
Schmerzsignal geht direkt ins Gehirn
Zusammen mit den sogenannten Endorphinen sind diese Stoffe, die auch unsere Stimmung wesentlich beeinflussen, im Rückenmark für die Dämpfung von Schmerzsignalen im Körper zuständig. Geraten diese aus dem Gleichgewicht, landen die Reize ungebremst im Gehirn.
Nicht nur Medikamente
Zu den therapeutischen Ansätzen gehören nicht nur medikamentöse und physikalische Mittel, sondern auch psychologische Betreuung, Achtsamkeitstraining und Biofeedback. Diese Ansätze zielen darauf ab, den Teufelskreis aus Schmerz und psychischer Belastung zu durchbrechen und die Lebensqualität der Betroffenen wieder zu verbessern. Prim. Aigner: „Zukünftige Forschungen sollten sich darauf konzentrieren, diese Mechanismen weiter zu entschlüsseln und neue Therapieansätze zu entwickeln.“
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