Live am Popfest Wien

Anda Morts: „Muss sich gut und richtig anfühlen“

Musik
25.07.2024 09:00

Von ersten Songideen bis zum ausverkauften Flex in Wien vergingen keine zwei Jahre – der Linzer Anda Morts gehört aktuell zu den angesagtesten Newcomern des Landes. Heute Abend spielt der Linzer Punk mit New-Wave-Einschlag am Wiener Popfest. Im „Krone“-Gespräch huldigt er auch der Subkultur-Szene in seiner Heimat Linz.

(Bild: kmm)

Wer als Besucher schon einmal selbst erlebt hat, wenn der erste Act des Tages auf die Bühne geht, weiß, dass ein Mittagsslot bei sengender Hitze nicht gerade der dankbarste Slot ist. So erging es dem Linzer Andreas Schneider aka Anda Morts unlängst beim Lido Sounds in Linz. Mit seinen Live-Bandkollegen Florian Koll und Emil Stöllinger machte er aber das Beste daraus und spielte sein Punkrock-Set routiniert und mit sympathisch-trockenem Humor garniert herunter. „Es ist schon interessant zu sehen, welche Leute kommen und gehen, wenn man bei einem Festival auf die Bühne geht. Wenn die Tore erst geöffnet werden, sind natürlich noch wenige Leute da, aber dafür ist man schnell fertig und kann sich in Ruhe die anderen Bands anschauen“, lacht der Frontmann, „wir hatten Glück, dass bei uns schon viel los war. Der Heimvorteil in Linz hat uns sicher nicht geschadet.“

Machen, was man machen will
Wer wach und mit gespitzten Ohren durch die heimische Musiklandschaft pflügt, kommt gemeinhin schon seit letztem Jahr nicht mehr an Anda Morts vorbei. Bei FM4 spielt man seine Songs auf und ab, Ende April hat er sogar schon das Wiener Flex bis auf den letzten Platz ausverkauft und seine persönlichen, direkt aus dem Leben gegriffenen Texte begeistern auch bereits halb Deutschland. Dem Punkrock von Anda Morts stellt man am besten ein „Post“ vor, auch mit New Wave- und Indie-Sounds sollte man sich arrangieren können – fertig ist die erfolgreiche Mixtur des 26-Jährigen. Obschon man live zu dritt auftritt, ist Anda Morts eigentlich Schneiders Soloprojekt. „Ich habe schon in vielen Bands gespielt und wollte endlich mal das machen, was ich will. Jetzt sind wir halb Band, halb Soloprojekt, aber das passt schon. Hauptsache, es fühlt sich gut an.“

Mit den EPs „Morts“ und „Montage“ hat sich das Gespann in die Herzen der Fans gespielt. Songs wie „Sommer“, „Wütend“, „Nix dagegen“ oder „Adidas für Mama“ werden längst über die oberösterreichischen Landesgrenzen hinaus mitgesungen. Aktuell arbeitet man im Anda Morts-Camp fleißig am ersten Studioalbum, das laut Stöllinger „irgendwann zwischen den zwei nächsten kalten Jahreszeiten“ erscheinen soll – also wohl im Frühling 2025. „Die halbe Platte will ich solo schreiben, die andere Hälfte schreiben wir zusammen“, so Schneider, „wir probieren das jetzt einfach mal aus und schauen, wohin es uns führt. Im Prinzip ist auch egal, was es ist, solange es sich gut und richtig anfühlt.“ Mit der gemütlichen, jeglichen Druck rausnehmenden Grundhaltung fahren Anda Morts bislang gut. Dass es mit der Karriere gerade jetzt gar so steil bergauf geht, mag Schneider manchmal nicht so geheuer vorkommen, lässt ihn aber keinesfalls zu ungewohnten Emotionsstürmen hinreißen.

Verbindungen in Linz
Wer die Musik und das Wesen von Anda Morts verstehen will, der muss tief in die Linzer Subkultur eintauchen. Die Stadt war schon in den 70er-Jahren ein Zentrum für das Andersartige, Schräge und nicht zuletzt Punkige. Die Dokumentation „Es muss was geben“ über die angesprochene Szene empfiehlt Schneider innig. „Dort kriegt man einen schönen Überblick. Linz ist vor allem in der Punk- und Hip-Hop-Szene führend, was auch die vielen tollen Acts beweisen, die von hier kommen.“ Dass sich die verschiedenen Subgenres untereinander vermischen und vernetzen, sieht er mitunter auch in der Kompaktheit der Stadt verortet. „Punks, Skater, Sprüher und Hip-Hopper hängen zusammen ab und stellen Dinge gemeinsam auf die Bühne. Man besucht gegenseitig die Konzerte und tut sich zusammen. Man verbindet sich in Linz immens schnell.“

Nicht nur für Anda Morts hat dieser Zusammenhalt einen großen Vorteil. „Man kriegt hier als Nachwuchsband sehr schnell eine große Bühne mit einer ordentlichen Anlage, um sich auszuprobieren. Die Szene in Linz ist so offen, dass man schnell mal vor 300 Leuten spielt. Es gibt mit der Stadtwerkstatt, dem Pat & Ann und der Kapu sehr viele Locations, die niederschwellig Raum anbieten. Zudem ist es hier auch noch üblich, dass man als Band hinfährt, zusammen aufbaut, mit den Leuten quatscht, das Konzert spielt, gemeinsam abbaut und dann noch bis 4 Uhr früh versumpft. Das liebe ich über alles und das gehört zu einem kompletten Konzerterlebnis dazu.“ Anda Morts leben den Punk-Gestus, bleiben dabei aber trotzdem fokussiert und sehr klar in ihren Wünschen und Visionen.

Subkultur bahnt sich ihren Weg
Das Projekt ist nicht nur ein Teil der hochbesungenen Linzer Subkultur-Szene, sondern kann sich durchaus zu den Vorreitern dieser zählen. „Die Punk- und DIY-Szene, zu der wir auf jeden Fall gehören, wurde immer dann groß, wenn es sonst wenig gab und in einer Stadt kulturell nicht sonderlich viel passiert ist“, so Schneider, „genau dann tun sich Menschen zusammen und wollen etwas erschaffen. Die Kapu entstand auch, als die Kulturszene hier bei uns Brachland war. Am Ende des Tages findet die Subkultur immer einen Weg, was für mich ein elementarer Teil des Punk-Gedankens ist.“ Anda Morts spielen ihre Konzerte und werden dies auch weiterhin mit der ihnen angeborenen Lässigkeit tun, ohne sich verbiegen oder stressen zu lassen. Der tiefenentspannte Frontmann ärgert sich nur, wenn er Schieflagen wittert. „Die Salzburger Festspiele kriegen das Geld nachgeworfen und in der Subkultur fehlt es an allen Ecken und Enden. Das könnte man durchaus gerechter aufteilen.“

Live beim Popfest und Co.
Von den Live-Qualitäten von Anda Morts kann man sich schon heute Abend in Wien überzeugen, wo das Trio zum Auftakt des Wiener Popfest am Karlsplatz für Furore sorgen wird. Weitere bereits fixierte Termine in Österreich: am 9. August beim Free Tree Festival in Taiskirchen im Innkreis, am 10. August beim Poolbar Festival in Feldkirch, am 20. September im Kino Ebensee, am 1. Oktober im Rockhouse Salzburg, am 2. Oktober im Treibhaus Innsbruck, am 3. Oktober im Conrad Sohm in Dornbirn, am 4. Oktober beim Erntepunk Festival in Graz, am 5. Oktober im Klagenfurter Fritz Club und am 8. November das Heimspiel in der Linzer Kapu.

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