Nicolas Capaldo

„Möchten jedem zeigen, dass wir die Besten sind“

Salzburg
24.07.2024 12:00

Vor drei Jahren kam Nicolas Capaldo von Buenos Aires nach Salzburg. Der Argentinier erspielte sich rasch einen Stammplatz, verletzte sich aber im vergangenen Dezember gegen Rapid schwer am Knie. Nach mehr als sechs Monaten Pause ist er zurück und brennt darauf, es mit den Bullen allen zu zeigen.

Vor dem Start der neuen Saison sprach der 25-Jährige mit der „Krone“ über ...

... sein Comeback: Es war sehr emotional für mich, ich war fast sieben Monate nicht auf dem Platz. Es war daher wichtig für mich, von Beginn der Vorbereitung an wieder dabei zu sein. Jetzt genieße ich es sehr, dass ich wieder spielen kann.

... die schwere Knieverletzung, die er sich im Dezember gegen Rapid zuzog: Ich wusste sofort, dass etwas nicht stimmt mit dem Knie. Zunächst wollte ich das Spiel aber fortsetzen - bis ich realisiert habe, dass es nicht mehr geht. Danach war ich bei einem Spezialisten und musste mich einer Operation unterziehen. Da war rasch klar, dass ich wohl monatelang nicht spielen kann.

… die mentale Komponente: Im Athlete Performance Center von Red Bull werden wir bestens betreut, auch im mentalen Bereich. Ich war auch einen Monat lang in Argentinien, um einen Teil der Reha dort zu absolvieren, vor allen Dingen aber, um den Kopf frei zu bekommen und Zeit mit Freunden und der Familie verbringen zu können. Das hat mir sehr geholfen.

… die enge Beziehung zu seiner Familie, die über 12.000 Kilometer entfernt wohnt: Es war eine große Umstellung für mich, als ich 2021 hierhergekommen bin. Ich bin zwar schon mit 15 Jahren von zuhause weggezogen und habe in Buenos Aires gelobt, was 600 Kilometer von mir daheim weg ist. Schon damals habe ich sie nicht oft gesehen. Jetzt kommt meine Familie – ich habe drei jüngere Schwestern – einmal im Jahr nach Salzburg, ich besuche sie zudem natürlich daheim. Das ist wichtig fürs Herz.

… Freundin Agustina, die ihm eine große Stütze ist: Sie ist ungemein wichtig. Das ist mir besonders bewusst geworden, als ich über sechs Monate nicht spielen konnte. Ihre Unterstützung ist unglaublich. Ich war auf Krücken und konnte nicht richtig gehen, da hat sie alles für mich erledigt.

… seine engsten Vertrauten im Team: Ich verstehe mich sehr gut mit Kamil (Piatkowski), Alex Schlager, Ignace van der Brempt, Mads Bidstrup oder auch Janis (Blaswich). Wir sind eine Gemeinschaft. Die Beziehung zu Kamil ist aber besonders gut, weil sich auch unsere Freundinnen bestens verstehen. Wir gehen oft gemeinsam essen und waren sogar schon zusammen im Urlaub. Früher war ich auch viel mit Rasmus (Kristensen) oder Andi Ulmer und seiner Frau unterwegs.

… Fußball als Religion in Argentinien: Die Menschen in Argentinien sind völlig fußballverrückt – im positiven Sinne. Wenn dein Team gewinnt, sind die Leute super drauf. Wenn es verliert, herrscht unter der Woche schlechte Stimmung und man fiebert der nächsten Partie entgegen. Die Menschen sind richtiggehend fanatisch, wenn es um Fußball geht.

… Lionel Messi und Diego Maradona: Zwischen den beiden könnte ich nie entscheiden, daher muss ich immer beide wählen. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir zwei so herausragende Fußballer erleben durften. Ich denke, dass der Fußball-Gott ein Argentinier ist.

… seinen Besuch beim WM-Finale 2022, das Argentinien gewann: Katar ist ungemein weit weg von Argentinien. Dennoch reisten Tausende dorthin, um dabei sein zu können. Es hat sich angefühlt wie ein Heimspiel. So verrückt sind die Leute. Bei der Copa America in den USA war es gerade wieder das gleiche. Für mich das Erlebnis unfassbar schön, ich war mit meinem Papa und meiner Freundin dort. Es war eine Erfahrung, die ich nie vergessen werde.

… die Kulturunterschiede zwischen Argentinien und Österreich: Es ist hier doch ganz anders. Anfangs war es auch nicht ganz einfach, sich darauf einzustellen. Bei mir daheim ist das nächste Spiel gefühlt immer das wichtigste in deinem Leben, weil bei jeder Partie 53.000 Leute im Stadion sitzen. Dieser Druck ist in Österreich nicht da, dazu kam die Sprachbarriere. Ich mag es aber, wie es ist, hier kann ich befreiter aufspielen. Ein bisschen schwer tue ich mich noch immer, was das Essen betrifft. Bei uns gibt es erst gegen 21, 22 Uhr Abendessen, in der Vorbereitung war das schon um 19 oder 19.30 Uhr der Fall. Da bringe ich noch kaum was runter. Ich habe aber Glück, denn meine Freundin Agustina ist eine richtig gute Köchin. (lacht)

… drei Jahre in Salzburg: Ich durfte viele Spiele in der Champions League bestreiten, das ist für mich immer die schönste Zeit des ganzen Jahres. Auch die Erfolge waren in den ersten zwei Jahren groß, leider sind wir letzte Saison ein bisschen gestrauchelt.

… seine Eindrücke von Pep Lijnders: Mir gefällt die Mentalität vom Trainer, aber auch generell vom ganzen Stab. Es hilft mir auch, dass einige Betreuer spanisch sprechen, so kann ich mich noch besser ausdrücken. Ich freue mich schon darauf zu sehen, wie wir uns in dieser Saison entwickeln.

… seine Erwartungen an die bevorstehende Saison: Neuer Trainer, neue Betreuer, neue Energie. Jeder kämpft um seine Position, was gut für uns ist. So muss jeder ans Limit gehen und sich beweisen.

… seine persönlichen Ziele: Das ist eine gute Frage. Nach so einer langen Verletzung geht es darum, wieder auf dem Platz zu stehen, sich wieder als Fußballer zu fühlen und zu spielen. Wenn man so lange weg ist, realisiert man, wie viel einem dieser Sport bedeutet.

… ein verändertes Bewusstsein: Du weißt die Dinge anders zu schätzen. Wenn du immer am Platz stehst und im Rhythmus bist, nimmt man vieles als gegeben hin. Wenn du dann zum Zuschauen verdammt bist, willst du nur noch eines: endlich wieder rausgehen und spielen. Ich will endlich wieder ein Fußballspieler sein!

… seine Lieblingsposition: Ich liebe es, auf der Acht zu spielen. Hier habe ich die meisten Spiele gemacht. Jetzt bin ich wieder auf dieser Position. Ich würde aber nie die Tür zumachen und bin immer offen dafür, dem Trainer und dem Team auf einer anderen Position zu helfen.

… seine Rolle als Routinier: Ich bin erst 25 Jahre alt, fühle mich in diesem Team aber wie 35 (lacht). Wenn dir die Kollegen sagen, sie sind 18 oder 19, dann fühlst du dich schon älter. Aber im Ernst: Ich fühle mich gut, denn ich bin immer noch relativ jung, habe nun aber schon eine gewisse Routine. Ich versuche immer, Verantwortung zu übernehmen, sodass wir Druck von den Jungen nehmen. So können sie sich besser entwickeln.

… Machtverhältnisse im österreichischen Fußball: Wir möchten jedem in Österreich zeigen, dass wir die Besten sind. Wir wollen den Meistertitel zurückholen, dazu auch den Cup gewinnen und uns für die Champions League qualifizieren.

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