Reit-Ikone gesperrt

Olympia-Aus: Skandal-Video zeigt Peitschenschläge

Olympia
24.07.2024 10:28

Kurz vor den Olympischen Spielen in Paris hat Großbritannien eine seiner wichtigsten Medaillenanwärterinnen verloren – und der Reitsport hat einen weiteren Skandal. Die Diskussion um einen Verbleib der Pferde in den olympischen Bewerben wird damit neu angefeuert. 

Charlotte Dujardin ist nicht nur in ihrem Heimatland ein Superstar. Nach dem Skandal-Verkauf des einstigen Wunderpferdes „Totilas“, den Querelen zwischen den Reitsport-Großmächten Deutschland und den Niederlanden sowie etlichen Tierschutz-Affären kam sie damals dem internationalen Pferdesportverband FEI gerade recht, als sie 2012 in London mit ihrem einstigen Top-Pferd „Valegro“ Doppel-Gold bei Olympia gewann. 

Von der Rekord-Siegerin zum gefallenen Star
Der Dressursport hatte seinen neuen Star – jung, britisch, sportlich und ganz weit weg von irgendwelchen Skandalen um Doping oder tierquälerische Trainingsmethoden. Unter der Führung ihres Trainers Carl Hester sammelte Dujardin Medaillen am laufenden Band, brach sämtliche Rekorde und hätte in Paris Großbritanniens höchstdekorierte Olympionikin werden können. 

Mit „Valegro“ holte Dujardin nicht nur dreimal olympisches Gold, sie hält mit ihm bis heute die Punkterekorde in den schwersten Dressurprüfungen Grand Prix, Grand Prix Spezial und Grand Prix Kür. (Bild: AFP)
Mit „Valegro“ holte Dujardin nicht nur dreimal olympisches Gold, sie hält mit ihm bis heute die Punkterekorde in den schwersten Dressurprüfungen Grand Prix, Grand Prix Spezial und Grand Prix Kür.

Doch vor nicht einmal 24 Stunden brach das Kartenhaus in sich zusammen. Denn Dujardin, bislang immer mit dem Ruf bedacht, ihre Pferde ohne derartige Methoden zu trainieren, veröffentlichte vollkommen aus dem Nichts ein Statement, wo sie reumütig „eine Fehleinschätzung während einer Trainingssession“ einräumt. Der Weltreiterverband sperrte sie mit sofortiger Wirkung bis auf Weiteres, leitete eine Untersuchung ein. 

Mittlerweile veröffentlichte das britische Fernsehen einen Ausschnitt des Videos, und was da zu sehen ist, dürfte nicht nur Tierfreunden sauer aufstoßen. In der kurzen Sequenz ist zu sehen, wie die mehrfache Olympiasiegerin mit einer Peitsche auf ein Pferd einschlägt, während eine andere Reiterin im Sattel sitzt. 

Hier ein Videoausschnitt, der von britischen Medien veröffentlicht wurde:

Der Vorfall soll sich 2022 – und nicht, wie von der Reiterin behauptet, vor vier Jahren – zugetragen haben. Das Video wurde über einen Anwalt dem Weltreiterverband übergeben, nachdem bereits zuvor andere Topreiter, darunter die dänische Olympiareiterin Carina Cassøe Krüth, wegen ähnlicher Vorfälle gesperrt worden waren. 

Das Fachmagazin „Eurodressage“ erreichte den Anwalt, der angab, seine Klienten hätten lange gezögert, das Video zu übergeben und den Vorfall zu melden. „Sie dachten, sie würden gegen Goliath antreten. Und nahmen an, da Charlotte Dujardin eine hochdekorierte Reiterin ist, diese Methoden wären normal. Dass man das eben so machen würde.“

Reitsport droht Olympia-Aus
Der ganze Vorfall kommt für den Weltreiterverband zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt. Denn nicht zuletzt nach den schrecklichen Bildern aus dem Fünfkampf-Bewerb von Tokio, wo eine völlig überforderte Athletin das ihr zur Verfügung gestellte Pferd misshandelte, ist die Diskussion um den Verbleib des Pferdesports bei Olympia neu entfacht.

Für Los Angeles 2028 ist es bereits beschlossene Sache, dass die Reiter und ihre vierbeinigen Sportpartner wieder mit dabei sein werden. Doch die Zukunft der tierischen Athleten unter den fünf Ringen scheint alles andere als gesichert.

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