Können die Masseverwalter von Bankrotteur René Benko die Privatstiftungen öffnen? Vielleicht sind die bemerkenswerten Pferde-Deals des Finanzjongleurs ein Schlüssel dazu.
Das Glück dieser Erde liegt auch für René Benko auf dem Rücken edler Pferde. Zumindest aus finanzieller Sicht. Aktuelle Recherchen zeigen nicht nur, dass sich Benko bereits vor knapp drei Jahren ein erstes Millionenpferd in seinen Stiftungs-Stall stellen wollte; neue Unterlagen offenbaren auch, wie tief der heutige Signa-Bankrotteur höchstpersönlich in wilde Spekulationsgeschäfte seiner Laura Privatstiftung mit der deutschen Reitsport-Elite verwickelt war.
Benkos Rolle bei den Investitionen
Über die beiden Springpferde „Chageorge“ und „Just Be Gentle“, die Benkos Laura Privatstiftung noch im Signa-Krisenjahr 2023 für jeweils 2,38 Millionen Euro erworben hatte, hat die „Krone“ bereits berichtet. Nun verdichten sich die Hinweise darauf, dass dem Signa-Gründer bereits im Herbst 2021 ein Investment in den Hengst „Mumbai“ nahegelegt wurde. Wieder sollte der Deal über seine Laura Stiftung laufen, mit der Benko offiziell nichts zu tun haben will, wie seine Anwälte laufend betonen. Diese Behauptung soll möglicherweise die Hunderten Millionen, die in der Laura Privatstiftung gebunkert sind, vor dem Zugriff des Benko-Masseverwalters schützen. Tatsächlich hatte Benko persönlich allerdings sehr viel mit den Pferdeinvestments der Laura Privatstiftung zu tun, wie sich aus Unterlagen ergibt, die der „Krone“ und „News“ vorliegen.
„Wir als Stiftung ...“
Der Einstieg in die elitäre deutsche Pferdeszene gelang dem österreichischen Finanzjongleur offenbar über seine Bande zu Otto Becker, dem Bundestrainer der deutschen Springreiter. Becker bzw. dessen Umfeld dürfte Benko auch „Mumbai“ ans Herz gelegt haben. Warum sonst hätte der Immobilienspekulant Benko am 17. November 2021 an eine enge Otto-Becker-Vertraute (Name der Red. Bekannt; Anm.) folgende E-Mail formuliert:
Betreff: Mumbai
„Gerne kann ich Dir hiermit nochmals bestätigen, dass wir als Stiftung das Investment definitiv tätigen werden.
Das Investment tätigen wird eine 100%ige Tochtergesellschaft der Stiftung – da wir das als kommerzielles Investment betrachten – habt Ihr Erfahrung in der Rückerstattung der Mehrwertsteuer – wir wollen definitiv nicht die Mehrwertsteuer auch noch investieren und da dies ein professionelles Investment ist und kein Hobby von mir sollte das möglich sein.“
Benko wollte also auch seine Pferdespekulation steuerlich optimieren.
„Zusammenarbeit in einem ganz neuen Segment“
In weiterer Folge führt Benko aus, welcher Passus im Vertrag - der formell auf eine Tochtergesellschaft der Laura Privatstiftung laufen sollte - noch zu ändern sei. Danach hält er fest: „Formal hat die Stiftung am Freitag, den 26.11., ihre nächste Vorstandssitzung, in der der Abschluss des Vertrages vom Stiftungsvorstand beschlossen werden wird.“
Ein Beschluss des Stiftungsvorstandes war für Benko anscheinend nur Formsache. Er schließt mit den Worten: „Freue mich schon auf die Zusammenarbeit in einem ganz neuen Segment. Beste Grüße aus Tirol.“
Offenbar vermittelte Becker seinen neuen Geschäftsfreund Benko in der Folge an die Reitsport-Legende Ludger Beerbaum weiter, in dessen Stall und Besitz der Schimmel „Mumbai“ damals stand. Wenige Monate später schreibt der vierfache Olympiasieger Beerbaum:
„Lieber Herr Benko, anbei der nun final unterschriebene Kaufvertrag. Nochmals vielen Dank, ich freue mich auf die Zusammenarbeit.“
Weitere Empfehlungen, um „breiter aufgestellt zu sein“
Dieser Deal markiert nur den Anfang einer Benko-Offensive in einem für ihn „ganz neuen Segment“. Bald schon wird Beerbaum dem Millionenjongleur Benko weitere Pferde-Investments empfehlen:
„Um neben Mumbai etwas breiter aufgestellt zu sein und ebenfalls, sowohl auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Paris 2024, als auch auf den Globalchampionstour Events in den nächsten Jahren uneingeschränkt teilnehmen zu können, macht es unter Umständen Sinn, in weitere potenzielle Kandidaten bzw. Pferde zu investieren.“
2023 lässt Benko über die Laura Stiftung dann „Just Be Gentle“ und „Chageorge“ erwerben. Für „Mumbai“ und „Just Be Gentle“ sollte Benko als Basis für die Investitionsentscheidung von Beerbaum im Frühjahr 2023 sogar einen „Businessplan“ erhalten, damit die edlen Rösser in die Bilanz einer Laura-Tochtergesellschaft aufgenommen werden können.
Fünfjährige Prognoserechnungen
Recherchen im Beerbaum-Umfeld ergaben, dass sogar fünfjährige Prognoserechnungen aufgestellt wurden: Bei „Mumbai“, der laut Experten heute rund fünf Millionen wert sein soll, spekulierte die Beerbaum-Gesellschaft mit jährlichen Erlösen zwischen 300.000 bis 400.000 Euro. Geteilt werden sollten die Einnahmen zwischen Benkos Laura Privatstiftung und Beerbaum zu jeweils 50 Prozent. Für anfallende Kosten sollte Beerbaum allein aufkommen.
Bemerkenswert: Der „Businessplan“ war an „Herrn Benko“ persönlich gerichtet. Obwohl René Benko laut seinen Anwälten in der Stiftung weder Organ noch Begünstigter ist und am liebsten eigentlich möglichst wenig mit der Stiftung, in der sich Immobilienwerte in dreistelliger Millionenhöhe befinden, zu tun haben will.
Mit Argusaugen verfolgen jedenfalls Benkos Masseverwalter sämtliche Enthüllungen zu den Ausritten des Signa-Gründers für die Laura Privatstiftung: Noch 2023 werden Pferde-Investments in Millionenhöhe getätigt. Und im März 2024 wird über Benkos eigenes Vermögen ein Insolvenzverfahren eröffnet, in dem er sich plötzlich mittellos gibt. Gläubiger haben gegen den gescheiterten Spekulanten Forderungen über rund zwei Milliarden Euro angemeldet.
Die Masseverwalter wollen die Benko-Stiftungen für René Benkos Gläubiger mittlerweile auf dem Gerichtsweg knacken. Womöglich sind die Pferde-Spekulationen ein Schlüssel dazu.
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