Werk in Ungarn geplant

Österreichische Autozulieferer wollen in BYD-Autos

Wirtschaft
24.07.2024 17:20

Die Firma BYD aus China könnte nach Tesla zur nächsten Kultmarke in der Fahrzeugbranche werden. Bei E-Autos ist man bereits Nummer eins weltweit, vor allem dank des Heimmarktes. Inzwischen ist BYD auch in Österreich aktiv und baut ein Werk in Ungarn. Zulieferer aus Österreich erhoffen sich viele Aufträge.

Im Rahmen der „BYD Supplier Conference Vienna“ trafen sich Top-Manager des chinesischen Herstellers mit fast drei Dutzend österreichischen Automobil-Zulieferunternehmen. Konkret ging es um potenzielle Partnerschaften für das erste BYD-Pkw-Werk in Europa, das aktuell in Ungarn gebaut wird und ab Ende 2025 produzieren soll.

Prominente Namen wie Amag, AT&S und Magna als mögliche BYD-Partner
Zu den heimischen Unternehmen, die sich um Zuliefer-Aufträge von BYD bemühen, zählen Namen wie die Amag, AT&S, AVL List, Engel Austria, Fronius, die iSi Group und Magna.

Hansjörg Mayr, Vorstandmitglied des heimischen BYD-Importeurs Denzel: „Ich bin zuversichtlich, dass Österreich als Industrie-Standort eine gute Chance hat, wenn die Unternehmen zusammenarbeiten.“ (Bild: Klimpt Sabine / Wolfgang Denzel Auto AG)
Hansjörg Mayr, Vorstandmitglied des heimischen BYD-Importeurs Denzel: „Ich bin zuversichtlich, dass Österreich als Industrie-Standort eine gute Chance hat, wenn die Unternehmen zusammenarbeiten.“

Hansjörg Mayr, Vorstandmitglied des heimischen BYD-Importeurs Denzel, freute sich über die „Gelegenheit, österreichische Unternehmen mit einem globalen Player zusammenzubringen. BYD hat schon 1995 auf Batterietechnologie gesetzt. Und wir in Österreich haben dermaßen gute, hochqualitative Unternehmen, gerade in der Autoindustrie. Ich bin zuversichtlich, dass Österreich als Industrie-Standort eine gute Chance hat, wenn die Unternehmen zusammenarbeiten.“

Die Kapazität für das Werk in Ungarn wird auf 150.000 bis 300.000 Autos pro Jahr ausgerichtet sein. Wohin die Reise schlussendlich gehen soll, zeigt das Beispiel China. Mayr: „BYD ist dort Marktführer bei der E-Mobilität, jedes vierte Elektroauto in China kommt aus einer BYD-Fabrik. Es entstehen weltweit gerade eine ganze Reihe von Fabriken, es gibt zum Beispiel auch einen Plan für eine Fabrik in der Türkei.“

Im Werk in Ungarn sollen jährlich 150.000 bis 300.000 E-Autos vom Band laufen. (Symbolbild eines chinesischen Werks) (Bild: BYD)
Im Werk in Ungarn sollen jährlich 150.000 bis 300.000 E-Autos vom Band laufen. (Symbolbild eines chinesischen Werks)

Aktuell werden die BYD-Modelle in Österreich noch zu den ursprünglichen Preisen angeboten, weil es sich um Lagerfahrzeuge handelt. Im Herbst könnten die Preise aber steigen, weil da die von der EU verhängten Zölle – BYD ist mit einem Satz von 17,4 Prozent betroffen – greifen würden.

Denzel-Vorstandsvorsitzender Gregor Strassl hofft aber noch auf eine Einigung zwischen der EU und China bis Herbst: „Denzel steht für Freihandel.“ Dieser bringe Vorteile: „Die Konsumenten haben eine breitere Auswahl und günstigere Preise.“

Denzel-Vorstandsvorsitzender Gregor Strassl hofft, dass die EU und China bei den von der EU verhängten Zöllen noch eine Einigung finden. (Bild: Klimpt Sabine / Wolfgang Denzel Auto AG)
Denzel-Vorstandsvorsitzender Gregor Strassl hofft, dass die EU und China bei den von der EU verhängten Zöllen noch eine Einigung finden.

BYD wirbt mit E-Autos, die ähnlich viel kosten wie vergleichbare Verbrenner
Tatsächlich wirbt BYD damit, E-Autos zu Preisen von vergleichbar großen Autos mit Verbrennermotor anzubieten (siehe Preisliste). So ist etwa der ATTO 3 als SUV in derselben Klasse wie der VW Tiguan. Der SEAL ist laut BYD als Mittelklasse-Limousine in einer Klasse mit dem 3er BMW.

(Bild: BYD)
BYD wirbt damit, dass die E-Autos ähnlich viel kosten wie vergleichbare Verbrenner-Autos anderer Hersteller. Die Preise in der Liste verstehen sich bereits abzüglich des E-Mobilitätsbonus in Höhe von 5400 Euro. (Bild: BYD)
BYD wirbt damit, dass die E-Autos ähnlich viel kosten wie vergleichbare Verbrenner-Autos anderer Hersteller. Die Preise in der Liste verstehen sich bereits abzüglich des E-Mobilitätsbonus in Höhe von 5400 Euro.

Brian Yang, Assistant Managing Director von BYD Europe, stellt jedenfalls klar: „BYD ist nach Europa gekommen, um zu bleiben, weil: BYD möchte eine lokal verwurzelte europäische Marke werden und mit europäischen Partnern aus der Automobil-Zulieferindustrie zusammenarbeiten. Wir investieren in Ungarn mehrere Milliarden Euro. Die österreichische Autozulieferindustrie ist äußerst professionell und zählt in vielen Bereichen zu den innovativsten der Welt. Genau solche Partner suchen wir.“

Austro-Firmen könnten viel liefern, von Stahl über Kabel bis zu Halbleitern
Die Palette, die heimische Firmen dabei abdecken können, reiche „von Stahl für das Chassis und die Karosserien über Kabel und Steckverbindungen bis hin zu Airbags und Halbleitern“. Yang zufolge wird BYD in den nächsten Wochen mit vielen Unternehmen in weiterführende Verhandlungen treten, „da wir in österreichischen Partnern großes Potenzial erkennen“.

Brian Yang, Assistant Managing Director von BYD Europe (Mitte): „BYD ist nach Europa gekommen, um zu bleiben.“ (Bild: © Philipp Lipiarski / www.lipiarski.com)
Brian Yang, Assistant Managing Director von BYD Europe (Mitte): „BYD ist nach Europa gekommen, um zu bleiben.“

Florian Danmayr, Manager des Automobil-Clusters Oberösterreich: „Unsere 280 Unternehmen erzielen knapp 20 Milliarden Euro Umsatz und sind von enormer Bedeutung für die Wirtschaft. Bei einem Exportanteil von über 80 Prozent sind wir abhängig von internationalen Kooperationen und müssen die Fühler nach außen ausstrecken.“

Ins selbe Horn stößt sein Branchenkollege Manfred Kainz, Gesellschafter des steirischen Autoclusters AC Styria: „Vor vielen Jahren hatten wir in der Steiermark schon einmal einen Lieferanten-Tag, damals noch mit Steyr Daimler Puch, der späteren Magna. Und das Ergebnis war eine Erfolgsstory. Ich sehe hier jetzt die gleiche Chance.“

(Bild: Krone KREATIV/stock.adobe)

BYD stieg in kürzester Zeit zur drittstärksten E-Auto-Marke in Österreich auf
Erst vor etwas über eineinhalb Jahren bei uns als Marke gestartet, konnte BYD im Vorjahr bereits 1024 Autos verkaufen, was in so kurzer Zeit noch keiner Marke gelang. Heuer hat sich der Absatz im ersten Halbjahr bereits auf 1834 neu zugelassene Pkw erhöht – womit BYD nach Tesla und BMW bereits die drittstärkste E-Automarke in Österreich ist (siehe Grafik).

Das bei uns meistverkaufte BYD-Auto ist bislang der ATTO 3, weil er seit dem Marktstart erhältlich ist. Aktuell verkaufen sich der SEAL und der „SEAL U“ am besten.

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