Mahin (Lily Farhadpour) ist 70 und lebt seit dem Tod ihres Mannes allein in Teheran. Nach einem geselligen Nachmittagstee mit Freundinnen beschließt sie, ihr Liebesleben neu zu entfachen. Spontan öffnet sie ihr Herz für den gleichaltrigen Taxifahrer Faramarz (Esmaeel Mehrabi). Lesen Sie hier unsere Kino-Kritik zu „Ein kleines Stück vom Kuchen“, eine amüsante Komödie.
Ein TV-Format wie „Liebesg’schichten und Heiratssachen „ kennt die 70-jährige Mahin (Lily Farhadpour) nicht. Die rüstige Iranerin ist seit bald 30 Jahren Witwe, ihre Tochter lebt mitsamt Familie in Europa. Trotz gelegentlicher Treffen mit gleichaltrigen Freundinnen spürt Mahin, dass ihr Alleinsein immer mehr in bleierne Einsamkeit kippt. Sie will sich wieder begehrt fühlen – und beschließt, auf sehr dezente Weise auf Männerfang zu gehen! Keine einfache Mission – schon gar nicht in Teheran!
Mahin hat Mut – und das nicht nur in Sachen amouröser Neugier, was in ihrer Heimat allein schon ein Tabu darstellt. Ja, sie legt sich sogar in einem Park mit der Sittenpolizei an, die eine junge Frau verhaften will, weil deren Kopftuch nicht schicklich sitzt. „Wegen ein paar sichtbaren Haarsträhnen bringt ihr sie um?“, kläfft sie den staatlichen Ordnungshüter an.
Wie sie sodann in herzerfrischend amüsanten Volten einen älteren höflichen Taxifahrer (Esmaeel Mehrabi) umgarnt und eine Einladung zu ihr nach Hause zum Fest der Sinne gerät – schließlich gibt es viel aufzuholen -, macht diese lebensbejahende, aber nicht minder regimekritische Parabel auf die ewig junge Sehnsucht nach Nähe so sympathisch.
Die iranische Regierung belegte das Regieduo Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha mit einem strikten Ausreiseverbot, sodass die beiden ihren Film nicht persönlich auf der diesjährigen Berlinale vorstellen konnten. Sie erhielten in Abwesenheit die Preise der Internationalen Kritik und Ökumenischen Jury.
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