Janis Blaswich wurde von Trainer Pep Lijnders zum neuen Kapitän des FC Red Bull Salzburg gewählt. An dieser Entscheidung scheiden sich die Geister. Was für oder gegen die Wahl spricht? Diese Frage stellen sich die „Krone“-Redakteure Sebastian Steinbichler und Philip Kirchtag in einem Pro und Contra.
Einen Leihspieler zum neuen Kapitän eines Fußballvereins zu wählen – diese Entscheidung von Salzburgs Trainer Pep Lijnders können viele nicht nachvollziehen. Aber was spricht wirklich für oder gegen die Wahl, die letztendlich auf Janis Blaswich gefallen ist?
Die Verpflichtung von Janis Blaswich war ein Zeichen: Der Deutsche kommt, um die Nummer eins im Bullen-Tor zu werden. Warum sollte sich ein Goalie, der von den Anlagen her über dem durchschnittlichen Niveau der Keeper in der deutschen Bundesliga einzuordnen ist, sonst einem österreichischen Team anschließen.
Dass somit auch der Stammplatz für Alexander Schlager futsch ist, ist nicht die riesengroße Überraschung. Genauso wenig wie die Ernennung des Leipziger Leihspielers zum neuen Spielführer bei den Bullen. Denn der 33-Jährige ist der einzige Kicker im Aufgebot des Vizemeisters, der drei Dinge miteinander vereint.
Erstens verfügt Blaswich als Ältester über die meiste Routine im Kader. Diese dürfte zugleich auch wohl das schlagende Argument zugunsten des gebürtigen Nordrhein-Westfalen gewesen sein. Zweitens bleibt er fix die ganze Saison in Salzburg. Das hat er etwa seinem „Vize“ Amar Dedic voraus. Der bosnische Teamspieler hat zuletzt ein Bekenntnis zum ehemaligen Serienmeister vermieden. Drittens: Blaswich ist die Nummer eins und damit auch in der Startelf gesetzt.
Pep Lijnders’ sicher wohlüberlegte Entscheidung mag für viele Anhänger und Beobachter nicht nachvollziehbar sein. Im Gegensatz zu diesen hat der Niederländer seine Spieler aber alle erst beim Trainingsstart im Juni kennengelernt. Jeder fing unter dem Niederländer bei null an. Blaswich hat in den ersten Wochen auf und neben dem Platz – trotz Schulterverletzung – eben die meisten Pluspunkte gesammelt. Auch das spricht für ihn als neuen Kapitän.
Mit seiner offenen Art hat Pep Lijnders gleich zu Beginn seiner Zeit als Salzburg-Trainer Pluspunkte gesammelt. Beim Training begrüßte er Fans per Handschlag und betonte, dass man bei Fragen gerne auf ihn zukommen dürfe. Und obwohl die Bullen noch kein Pflichtspiel hatten, hat man das Gefühl, dass sportlich bereits jetzt vieles besser ist als im letzten Jahr. Die Tests verliefen gut, zudem ist das Pressing wieder ein wichtiger Bestandteil – alles schien in eine gute Richtung zu gehen.
Doch mit der Kapitänswahl hat Lijnders jetzt seinen ersten großen Fehler gemacht. Denn Torwart Janis Blaswich ist trotz seiner unbestrittenen Qualitäten aus gleich mehreren Gründen die falsche Wahl.
1. Der Deutsche kam erst im Sommer, hat im Salzburg-Trikot noch nichts geleistet.
2. Der 33-Jährige verpasste verletzungsbedingt beinahe die komplette Vorbereitung, konnte mit dem Team noch fast nie normal trainieren.
3. Blaswich ist nur ausgeliehen und wird wohl 2025 nach Leipzig zurückkehren.
Auch klar: An die Fans hat Lijnders bei seiner Entscheidung nicht gedacht. Dabei stellt sich die Frage: Wieso soll sich ein Anhänger mit einem Leihspieler identifizieren? Noch dazu, wenn dieser ausgerechnet den Fanliebling und in Salzburg geborenen Alex Schlager aus dem Kasten verdrängt.
Bis auf Erfahrung bringt er nichts mit, was einen guten Spielführer ausmacht. Blaswich kennt weder den Klub noch seine Mitspieler richtig gut. Und ist keiner, mit dem man langfristig planen kann.
Mit Dedic, Kjaergaard oder auch Bidstrup hätte es brauchbare Kapitänsalternativen gegeben. Doch so hat sich Lijnders unnötigerweise ein Fass aufgemacht.
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