„Krone“-Kolumne

Die amerikanische Lotusblume

Franziska Trost berichtet für die „Krone“ über unterschiedlichste Kultur-Themen. In ihren Kolumnen fängt sie regelmäßig ein, was unsere Leser bewegt.

(Bild: Reinhard Holl, adobe.stock.com, Krone KREATIV)

Der Name bedeutet Lotusblume. Eine faszinierende Pflanze, die unter dem Wasser verwurzelt ist und mit seiner kräftigen Blüte die Oberfläche durchbricht. Diesen starken Namen gab Shyamala Gopalan Harris ihrer Tochter auf den Lebensweg mit. Kamala – die Lotusblume.

Der Name scheint nun besonders passend zu sein: Als Vizepräsidentin trat Kamala Harris nur selten an der Oberfläche zum Vorschein. Vielleicht auch durchaus gewollt, um Joe Biden nicht die Show zu stehlen, der so augenscheinlich nicht mehr in der frischesten Blüte des Lebens steht. Doch in nur wenigen Tagen gelang es ihr, mit einer Kraft zu erblühen, die beeindruckend ist.

Nicht nur flossen rekordverdächtige Summen von Groß- bis Kleinstspendern in ihre Wahlkampfkassen rein, sie erweckte vor allem auch die Jugend aus ihrem Dämmerschlaf der politischen Verdrossenheit. Ein Dämmerschlaf, in dem sie die Jahre der alten weißen Männer an der Macht versetzte.

Es ist nun die Jugend, die den Wahlkampf dorthin trägt, wo man so viel gewinnen kann: in die sozialen Medien. Auf Instagram, TikTok & Co. ist binnen Stunden ein wahrer Hype unter dem Hashtag #khive losgebrochen. Als Anspielung auf die Fans der Pop-Queen Beyoncé, die sich unter dem Begriff „Beyhive“ sammeln. Auch Taylor-Swift-Fans rühren die Werbetrommel mit ihrem #swiftiesforharris. Es gibt bereits unzählige Memes, die viral gehen – und eine starke Frau unterstützen, die im Gegensatz zu ihrem Gegner auch über sich selbst lachen kann.

Kamala Harris kann ohne Zweifel begeistern – nun muss sie darauf achten, dass die Lotusblume nicht wieder verblüht unter der Oberfläche verschwindet.