Die Kanarische Insel verzaubert nicht nur mit atemberaubender Natur, sondern auch mit herzlicher Gastfreundschaft. Und wie so manch andere Freundschaft beginnt auch diese in einer Bar.
Noch vor 26 Minuten hallte hier lauter Jubel durch die mit Holz vertäfelte Bar La Fragata direkt am Hafen von Puerto de Santa Cruz – angeführt von „Viva España“-Gesängen. Kein Wunder: Spanien hatte im EM-Finale das erste Tor gegen England erzielt. Doch jetzt ist es auf einmal verdächtig still. Ich kann den Fernseher kaum sehen, dafür aber die mir zugewandten Gesichter der vielen Spanier um mich herum, die mir plötzlich vereint zuprosten.
Die Kellnerin bringt mir ein Bier, klopft mir auf die Schulter und gratuliert mir, weil meine Mannschaft soeben das Gegentor erzielt habe. Rasch erkläre ich, dass ich aus Österreich bin und stelle mit einem „Viva España“ lautstark klar, dass ich ebenfalls zu Spanien halte – alle lachen und das Spiel geht weiter. Doch in mir keimt Freude, dass man hier als Fremder so herzhaft aufgenommen wird.
Es scheint, als wäre Puerto de la Cruz ein kleines Paradies der Freundlichkeit. Die Stadt selbst bietet viele Sehenswürdigkeiten: Die historische Altstadt mit ihren charmanten Gassen und die beeindruckende Kirche Iglesia de la Peña de Francia sind nur einige Highlights. Ein Spaziergang entlang der belebten Uferpromenade sollte auch auf dem Programm stehen. Hat man Glück wie ich, erlebt man die Stadt nicht nur zum EM-Sieg Spaniens, sondern auch zum Fest der Virgen del Carmen am 16. Juli zu Ehren der Schutzpatronin der Fischer.
Die Straßen sind erfüllt von Musik und Gesang, während die Prozession mit der feierlich geschmückten Statue der heiligen Jungfrau in Richtung Hafen zieht, wo sie auf einem Boot durch den Hafen gefahren wird. Obwohl hier hauptsächlich Spanier feiern, fühle ich mich willkommen und integriert. Touristen gehen hier in der einheimischen Menge ohnehin unter.
Opernhaus auf Wellen und Palmen statt Müll
35 Minuten Autofahrt entfernt zeigt sich Santa Cruz von seiner besten Seite. Die lebendige Hauptstadt offenbart eine faszinierende Mischung aus kolonialer Architektur und modernem Flair. Im Hafen fällt das riesige weiße Auditorio de Tenerife mit seiner markanten, muschelförmigen Überdachung auf, die an das Opernhaus in Sydney erinnert. Entworfen von Architekten Santiago Calatrava und 2003 eröffnet, soll es ein Schiff darstellen, das auf den Wellen reitet.
Wunderschön ist der Parque García Sanabria, eine grüne Oase im Herzen der Stadt. Benannt nach dem ehemaligen Bürgermeister Santiago García Sanabria, ist er der größte städtische Park der Kanarischen Inseln und bietet eine erholsame Flucht aus dem städtischen Treiben.
ANREISE:
Wizz Air bietet Direktflüge von Wien an. Die Flüge werden aktuell 2-mal/Woche, ab Oktober dann 3-mal/Woche durchgeführt – Preis ab 49,99 Euro pro Strecke. Flugzeit: ca. 5 Stunden und 35 Minuten. Buchungen: www.wizzair.com
TOUREN VOR ORT:
Eine gute Wahl für unvergessliche Tour-Erlebnisse auf Teneriffa ist die Agentur MayamTravel. Deren erfahrener und leidenschaftlicher Leiter Ancor Robaina und sein Team kennen die Insel wie ihre Westentasche.
ALLGEMEINE AUSKÜNFTE: www.spain.info
Wer von der Vielfalt der Pflanzenwelt beeindruckt ist, sollte auch das nahegelegene Palmetum besuchen. Entstanden aus einer einstigen Mülldeponie, bietet der botanische Garten nicht nur atemberaubende Ausblicke auf die Stadt und den Ozean: Hier sind 500 der weltweit 2600 Palmenarten zu finden, sorgsam angelegt von einer kleinen Gruppe engagierter Landschaftsarchitekten, darunter auch der spanische Botaniker Carlo Morici.
Garachicos Lavapools und verborgene Juwele
Westlich der Stadt liegt Garachico. Im 15. Jahrhundert gegründet, war hier einst der wichtigste Hafen der Insel, bis ein Vulkanausbruch im Jahr 1706 die Stadt stark zerstörte. Heute ist die entzückende Küstenstadt für ihre beeindruckenden Naturpools, geformt aus Lavagestein, bekannt.
Ebenfalls nicht weit von Santa Cruz entfernt liegt die charmante Universitätsstadt San Cristóbal de La Laguna – ein UNESCO-Weltkulturerbe. Die historische Altstadt mit ihren farbenfrohen Häusern und kopfsteingepflasterten Straßen ist bekannt für ihre gut erhaltene koloniale Architektur und lädt zum Flanieren ein. Hier kann man das authentische kanarische Leben hautnah spüren und in gemütlichen Cafés und Restaurants lokale Spezialitäten genießen.
Besonders in den Fußgängerzonen im Zentrum überraschen kleine Modeboutiquen und Geschäfte mit tatsächlich günstigen Preisen. Einen stilvollen Einblick in die lokale Weinkultur gibt die Weinerei Bodegas Monje keine acht Kilometer westlich. Spannend ist hier das „Wine & Sex“-Event, das Weinproben mit Theater und sinnlicher Artistik kombiniert.
Mit dem Kajak zu Besuch bei den Fels-Giganten
Ein absolutes Muss auf Teneriffa ist aber der Teide Nationalpark, Heimat des höchsten Berges Spaniens. Mit 3718 m Höhe ist er der dritthöchste Inselvulkan der Erde. Vom Meeresgrund aus misst er sogar 7500 m. Der 1954 gegründete Park gehört seit 2007 ebenfalls zum UNESCO-Weltnaturerbe und erstreckt sich über eine beeindruckende Fläche von 18.990 Hektar. Seine surrealen Landschaften sind von vulkanischen Formationen und bizarren Felsstrukturen geprägt und bieten spektakuläre Wanderwege.
Eine Seilbahnfahrt zur Spitze des Teide eröffnet eine wunderschöne Aussicht auf die umliegenden Inseln und das Meer. Den schönsten Blick auf die riesige Felsformation Los Gigantes im Westen der Insel erhält man aber nur vom Meer aus. Hier empfiehlt sich ein geführter Kajak-Ausflug, um das bis zu 800 Meter senkrecht aus dem Meer ragende Gestein aus nächster Nähe zu erleben.
Was nach meinem Besuch auf Teneriffa in erster Linie in Erinnerung bleibt, sind aber die Menschen. Die Herzlichkeit und Offenheit – vor allem im Norden – ist überwältigend. Solch Gastfreundschaft habe ich selten erlebt. Teneriffa ist ein Paradies der Freundlichkeit, wo man sich als Fremder nicht als Fremder fühlt. Galt mein „Viva España“ anfangs einem Torjubel, gilt es jetzt jener Insel, die mich mit so offenen Armen empfangen hat.
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