Es ist unglaublich, weswegen ein gerade einmal 16-Jährigen im Wiener Landesgericht auf der Anklagebank sitzt: Er schlug seine gleichaltrige Freundin regelmäßig, einmal vergewaltigte er sie sogar. Als das Mädchen ungeplant schwanger wurde, passte ihm das nicht – mit Gewalt versuchte er, einen Abbruch zu erzwingen. Der Schöffensenat sieht 15 Monate, davon eines im Gefängnis, als angemessen.
Die beiden waren gerade einmal 14 Jahre alt, als sie eine Beziehung eingingen – mit 16 Jahren sitzen sie sich als Opfer und Angeklagter bereits im Gericht gegenüber. Mit monotoner und gefühlskalter Stimme stellt sich der Staatenlose den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft. Die im Angesicht des jungen Alters noch schockierender sind.
„Zuerst wöchentlich und dann täglich geschlagen“
Von Juni 2023 bis März 2024 soll der damals 15-Jährige regelmäßig gewalttätig gegenüber seiner Freundin gewesen sein. „Er hat sie zuerst wöchentlich und dann täglich geschlagen“, plädiert die Staatsanwältin. Es wären grundlose Eifersucht und Meinungsverschiedenheiten gewesen, die der Angeklagte nicht anders zu lösen wusste.
Schwangere 16-Jährige geprügelt
Im November 2023 teilte das Mädchen ihrem Freund mit, dass sie schwanger ist. „Der Angeklagte hat sich zunächst gefreut über das Kind“, so die Staatsanwältin. Das schwang aber schnell um: Als sich das Mädchen weigerte abzutreiben, habe er ihr mehrmals gegen den Bauch geschlagen – „damit sie das Kind verliert“. Zwei Monate später soll es zudem zu einer Vergewaltigung gekommen sein.
(1) Wer ohne Einwilligung der Schwangeren deren Schwangerschaft abbricht, ist mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren, hat die Tat den Tod der Schwangeren zur Folge, mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren zu bestrafen.
Den 16-Jährigen im Wiener Landesgericht lassen die Vorwürfe recht unbeeindruckt – wohl als einzigen in dem ganzen Saal. Er gibt zu: „Ich hab sie nur ins Gesicht geschlagen. Aber nicht jeden Tag.“ Dann beginnt er von der Beziehung zu erzählen: Das junge Paar habe sich fast nur in einem Park getroffen, manchmal beim Bahnhof Wien-Landstraße. „Meine Eltern haben das zwischen uns nicht erlaubt“, erklärt der Jugendliche.
Schnell begann es mit der Eifersucht beim Angeklagten: „Wir haben deswegen immer wieder gestritten. So ungefähr zehnmal habe ich sie geschlagen, mit der flachen Hand. Ich wusste es nicht besser“ – dabei verzieht er jedoch keine Miene. Die Fotos von der Wange des Mädchens, die ihm vorgehalten werden, zeigen jedoch einen großen blauen Fleck. „Das schaut mir eher nach einer Faust aus“, konfrontiert ihn die Richterin.
So ungefähr zehnmal habe ich sie geschlagen, mit der flachen Hand. Ich wusste es nicht besser.
16-jähriger Angeklagter im Wiener Landesgericht
Milde für leugnenden Jugendlichen
Das verneint der 16-Jährige aber. Und auch zu den Vorwürfen der Vergewaltigung und des versuchten Schwangerschaftsabbruchs ohne Einwilligung der Schwangeren bekennt er sich nicht schuldig. Der Schöffensenat glaubt jedoch dem Mädchen, das unter Ausschluss der Öffentlichkeit aussagt, und den eindrucksvollen Bildern der Verletzungen.
Das Urteil fällt jedoch mild aus: 15 Monate Haft – davon lediglich eines tatsächlich im Gefängnis.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.