Europaweit erheben sich Einheimische gegen die negativen Folgen des Massentourismus. Auf der beliebten Urlauberinsel Santorin in der Ägäis hat nun ein Lokalpolitiker versucht, eine Art Lockdown zu erbeten – da die griechische Idylle wegen des Ansturms immer mehr zum Albtraum wird.
Anfang der Woche ließ Stadtrat Panos Kavallaris mit einem Facebook-Post aufhorchen. „Ein weiterer, schwieriger Tag für unsere Stadt und Insel steht bevor“, heißt es in dem Beitrag. 17.000 Menschen von Kreuzfahrtschiffen seien zu erwarten – und zwar an einem Tag. „Wir bitten um Ihre Aufmerksamkeit und reduzieren unsere Bewegungen so weit wie möglich!!!“
Beitrag nur kurze Zeit online
Die Einwohner der Insel sollen lieber zu Hause bleiben, während sich eine Tourismuswalze durch die engen Gassen kämpft. Seine Nachricht kam weniger gut an, nur wenig später war der Beitrag schon wieder gelöscht. Die Botschaft hallt trotzdem nach.
Der Vorfall hat die Debatte über die Auswirkungen des Massentourismus auf Santorin und die Notwendigkeit nachhaltiger Lösungen neu entfacht. EU-weit ist der Massentourismus in der südlichen Ägäis in Griechenland am größten.
Ein Screenshot des gelöschten Beitrages:
In der Region mit Inseln wie Santorin oder Mykonos kamen 2022 im Durchschnitt 110 Übernachtungen auf eine Einwohnerin oder einen Einwohner, zeigen Eurostat-Daten.
Breite Kritik an Touristen
Erst im Juni rechnete der Bürgermeister von Santorin, Nikos Zorzos, mit den Touristen ab. Der Wasserverbrauch sei rapide angestiegen, der Wohnraum werde knapp, außerdem würden die vielen Reisenden „irreparable Schäden“ in der Natur hinterlassen.
Vor allem die Kreuzfahrtpassagiere stehen in der Kritik, weil sie die Wirtschaft der Insel kaum ankurbeln. Sie schlafen und essen nämlich meist an Bord des Schiffes. Deshalb will Santorini nun auch verschärft gegen die Kreuzfahrtbranche vorgehen. Ab 2025 sollen maximal 8000 Kreuzfahrtpassagiere pro Tag Zutritt zur Insel bekommen, berichtet der Sender RTL.
Wohnungsnot durch Massentourismus
Viele Urlaubsregionen in Europa kämpfen mit den Auswirkungen von Massentourismus. Zuletzt hatte es vor allem auf den spanischen Balearen Proteste der Einheimischen gegeben, die Sorgen etwa vor steigenden Preisen am Wohnungsmarkt haben.
Im Kampf gegen die Wohnungsnot im Land hat Griechenland die Regeln für sein sogenanntes „Goldenes Visa“ verschärft. Bei dem Programm, mit dem Nicht-EU-Bürger gegen Investitionen eine fünfjährige, verlängerbare Aufenthaltsgenehmigung bekommen können, gelten Ende März deutlich erhöhte Investitionssummen.
Tourismus als mächtiger Wirtschaftszweig
In begehrten Gegenden wie der Hauptstadtregion Attika sowie Thessaloniki, Mykonos, Santorin und Inseln mit mehr als 3100 Einwohnern beträgt die Investitionssumme nun 800.000 Euro, während in anderen Regionen mindestens 400.000 Euro fällig werden.
Tourismus ist für viele Staaten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. EU-weit den größten Anteil an der Bruttowertschöpfung hatte das Gastgewerbe 2022 nach Eurostat-Daten in Griechenland mit 7,1 Prozent, gefolgt von Kroatien, Portugal und Spanien. Im EU-Schnitt lag der Anteil bei 2,5 Prozent.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.