Bau-Juwel in Gefahr

Montur-Depot in der Hofburg droht die Zerstörung

Kultur
26.07.2024 15:04

Weltweit einzigartiges Architekturensemble: Das Depot, in dem sich einst die Diener für den Kaiser und die Kaiserin fesch gemacht haben, soll bald einer Sicherheitszentrale weichen. 

„Unser Auftrag ist, gemeinsam mit den EigentümerInnen die geforderten Lösungen herzustellen – aber in einem Rahmen, der denkmalverträglich und im öffentlichen Interesse ist“, sagt Landeskonservator Wolfgang Salcher, Wiens oberster Denkmalschützer. 

Wo einst die kaiserlichen Bediensteten ihre Livreen aufbewahrten. (Bild: Hertha Hurnaus)
Wo einst die kaiserlichen Bediensteten ihre Livreen aufbewahrten.

Er wird sich bald mit dem Plan der Republik, dem Eigentümer der Hofburg, befassen müssen, das „Montur-Depot“ in eine Sicherheitszentrale für die Präsidentschaftskanzlei zu verwandeln. Das würde dann wohl die Zerstörung von Räumlichkeiten bedeuten, die es so auf der ganzen Welt kein zweites Mal mehr gibt. Ein „Ensemble, das Einblick in die sonst kaum dokumentierte Lebensrealität der höfischen Dienerschaft bietet: die Livree-Garderobe der Angestellten des Obersthofmeisteramts. Hier wurde Anfang des 20. Jahrhunderts eine selbsttragende zweigeschoßige Eisen-Stahl-Konstruktion mit umlaufenden Garderobenkästen und luftdurchlässigen Gitterrostböden geschaffen, die ein außergewöhnliches Beispiel früher Industrie-Innenarchitektur ist“, schreiben Denkmalbeirats-Mitglieder Artur Rosenauer und Andreas Nierhaus über das bis zur letzten Fliese noch ganz originale Raumwunder.

Bald Geschichte? Einblick ins Montur-Depot. (Bild: Hertha Hurnaus )
Bald Geschichte? Einblick ins Montur-Depot.

Wolfgang Salcher ist über die Umbaupläne informiert. Das Projekt, das er wird prüfen müssen, ist noch im Entstehen, berichtet Christian Gepp, Pressesprecher der Burghauptmannschaft. Die koordiniert als Eigentümervertreter das Vorhaben für die Republik: „Das Montur-Depot befindet sich direkt neben dem Haupteingang zur Präsidentschaftskanzlei.  Der Plan ist es, auf die zeitgemäßen Sicherheitsanliegen zu reagieren und dort Platz zu schaffen. Wir werden uns bemühen, die historische Inneneinrichtung zu erhalten und an einem neuen Ort aufzustellen – das ist der derzeitige Planungsstand.“ Wo das sein soll, weiß man nicht.

Um 1890 wurde die selbsttragende zweigeschossige Eisen-Stahl-Konstruktion mit umlaufenden Garderobenkästen und luftdurchlässigen Gitterrostböden geschaffen (Bild: Hertha Hurnaus)
Um 1890 wurde die selbsttragende zweigeschossige Eisen-Stahl-Konstruktion mit umlaufenden Garderobenkästen und luftdurchlässigen Gitterrostböden geschaffen

Eine Lösung, bei der das Objekt erhalten bleibt, sieht man auch nicht. Gepp argumentiert sogar damit, dass das Depot „in Bezug auf die Geschichte der Hofburg, nicht so alt ist“.

Die Brückenbauanstalt Ig. Gridl errichtete dieses außergewöhnliches Beispiel früher Industrie-Innenarchitektur. Von ihr stammen auch die denkmalgeschützten Archivräume des Haus-, Hof- und Staatsarchivs (Bild: Hertha Hurnaus)
Die Brückenbauanstalt Ig. Gridl errichtete dieses außergewöhnliches Beispiel früher Industrie-Innenarchitektur. Von ihr stammen auch die denkmalgeschützten Archivräume des Haus-, Hof- und Staatsarchivs

Salcher spricht von veränderter Sicherheitslage, nennt die aktuelle Situation für die Sicherheitsleute in der Präsidentschaftskanzlei eine Katastrophe.  Eine Verlegung ist für ihn dennoch kein vorrangiges Ziel, allerdings „in der Abwägung aller Argumente wäre es ein Weg, den man prüfen könnte.  Aber der primäre Zugang ist immer, dass man das Denkmal an seinem Ort belässt“. Auch für Rosenauer und Nierhaus   wäre eine Dislozierung des Ganzen oder gar nur von Teilen „keine Lösung im Sinne des Denkmalschutzes“.

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