UNO sieht „Epidemie“
Immer mehr Menschen arbeiten bei extremer Hitze
Der Klimawandel macht das Arbeiten für Milliarden Menschen schwieriger und gefährlicher. Das berichtet die Internationale Arbeitsorganisation (ILO). In Europa und Zentralasien sei der Anteil der Menschen, die bei der Arbeit übermäßiger Hitze ausgesetzt sind, zwar im weltweiten Vergleich gering. Er sei aber innerhalb von 20 Jahren stärker gestiegen als in allen anderen Weltregionen, berichtet die ILO.
Es geht um Arbeit im Freien, etwa auf Feldern oder Baustellen, aber auch in Fabriken oder mit Schutzanzügen wie bei der Feuerwehr. Pro Jahr ereignen sich fast 22,9 Millionen Unfälle durch Hitze beim Arbeiten, davon enden 19.000 tödlich. 26,2 Millionen Menschen lebten mit chronischen Nierenproblemen, weil sie bei der Arbeit nicht genügend trinken. Ab 32 Grad Hitze müsse ein Schwerarbeiter 0,85 Liter Wasser pro Stunde trinken.
Anteil der Betroffenen steigt kontinuierlich
2020 waren in der Region Europa und Zentralasien 29 Prozent der Arbeiter zeitweise übermäßiger Hitze ausgesetzt. Die Region reicht von Portugal über Afghanistan bis an die Westgrenze Chinas. Das sind nach ILO-Angaben 17,3 Prozent mehr als 20 Jahre davor. In allen anderen Weltregionen war der Anteil schon im Jahr 2020 deutlich höher und ist weniger stark gestiegen.
Der größte Anteil besteht in Afrika, wo 90,2 Prozent der Menschen bei der Arbeit zeitweise übermäßiger Hitze ausgesetzt sind, gefolgt von den arabischen Staaten mit 83,6 Prozent. Insgesamt sind weltweit 2,4 Milliarden Menschen mit solcher Hitze konfrontiert.
Pausen und kühle Orte
Die ILO empfiehlt unter anderem, Hitzequellen aus Gebäuden zu entfernen und Fabriken so zu bauen, dass weniger Hitze hineinkommt, ebenso schattenspendende Bäume, Ventilation oder Wassersprüher. Arbeitgeber sollten Fitnessprogramme fördern, weil Menschen mit robustem Herz-Kreislauf-System Hitze besser ertragen können. Sie sollten viele Pausen einräumen und überall genügend Trinkwasser und Toiletten zur Verfügung stellen.
UNO sieht „Epidemie extremer Hitze“
Die Menschheit leidet der UNO zufolge unter einer von ihr selbst verursachten „Epidemie extremer Hitze“. „Eine Sache, die unsere gespaltene Welt vereint, ist die Tatsache, dass uns allen immer heißer wird“, sagte UNO-Generalsekretär António Guterres am Donnerstag in New York. Milliarden Menschen seien „mit einer Epidemie extremer Hitze konfrontiert und schmoren in immer tödlicheren Hitzewellen mit Temperaturen von über 50 Grad Celsius“, fügte er hinzu.
Dies sei „die halbe Strecke zum Siedepunkt“, sagte der UNO-Generalsekretär und forderte Maßnahmen, um die Auswirkungen der infolge des Klimawandels zunehmenden Hitzewellen zu begrenzen. Die Welt müsse sich „der Herausforderung der steigenden Temperaturen stellen“, sagte Guterres und rief insbesondere die G20-Staaten zum Handeln auf. Der UNO-Generalsekretär erinnerte auch an den Tod von mehr als 1000 Pilgern während des Hadsch (alternativ: Hajj) in Saudi-Arabien im Juni.
Temperaturrekorde fallen nacheinander
Laut dem EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus waren der 21., 22. und 23. Juli 2024 die drei heißesten jemals weltweit aufgezeichneten Tage, wobei der 22. mit einer Durchschnittstemperatur von 17,16 Grad Celsius den absoluten Rekord hält.
2023 war das bisher wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. 2024 könnte – mit immer häufiger auftretenden Temperaturen von weit über 40 Grad Celsius – erneut ein Rekordjahr werden.
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