Trotz weltweiten Rekord-Getreideernten haben die heimischen Bauern heuer massive Rückgänge bei den Erträgen von Weizen, Gerste, Raps und anderen Getreiden zu verzeichnen. Ganz anders sieht es jedoch bei Früchten und Gemüse aus: Geringe Ausfälle durch Schädlinge und günstige Witterung bescherten gute Erträge.
Bei Getreidebauern herrscht Unsicherheit. Ertränkte doch nicht nur der extrem niederschlagsreiche Winter die Wurzeln vieler Getreidepflanzen, auch Rekordernten in der ganzen Welt, besonders im Schwarzmeerraum drängen auf den europäischen Markt. Dazu kommt, dass sich die Gewinnspanne der goldenen Ähren seit vor der Pandemie halbiert hat, sind doch die Fixkosten massiv angestiegen, während der Preis konstant geblieben ist.
Weltweite Rekorderträge
Zwar werde heuer weltweit gesehen mit 798 Mio. Tonnen eine Rekordernte bei Weizen erwartet, in Österreich lief es aber – wie in ganz Europa – weniger gut, rechnete Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger vor. EU-weit rechnet man mit einem Rückgang um 7 Mio. auf 128 Mio. Tonnen, vor allem wegen der schwierigen Witterungsverhältnisse in Deutschland und Frankreich. Der größte Weizenproduzent global gesehen ist China mit 140 Mio. Tonnen vor der EU und Indien (114 Mio. Tonnen). Schlecht dürfte die Getreideernte in Russland ausfallen – hier sollen Frost, Dürre und Dauerregen ein Minus von 9 Mio. auf 84,1 Mio. Tonnen verursacht haben. In der Ukraine wird eine Ernte wie im Vorjahr erwartet.
Gütesiegel soll helfen
Auch in Oberösterreich liegt die Getreideproduktion heuer 11 Prozent unter dem langjährigen Schnitt, „wir haben eine sehr schwierige Situation“, so Waldenberger. Bis auf Wintergerste seien alle Getreidekulturen rückläufig, weil die Erntemengen gering und die Preise schlecht seien. Eine Verbesserung erhofft man sich davon, dass Getreide nun mit dem AMA-Gütesiegel vermarktet werden kann. „Wir schauen auf ein nasses Getreidejahr zurück“, so Pflanzenbau-Direktor Helmut Feitzlmayr, das Wetter habe auch Pilzerkrankungen begünstigt.
Mehr Schäden als zuvor
Generell haben sich die Schadensmeldungen laut Kammer heuer (Stichtag 16. Juli) im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt, was großteils auf den nassen Frühling und Starkregen zurückzuführen sei. Was Frost- und Hagelschäden angehe, sei man bisher mit einem „blauen“ Auge davon gekommen.
Gutes Jahr für Obstbauern
Sehr gut gelaufen ist es im Obstbau, etwa bei den von Frost heuer verschonten Marillen, Kirschen und auch bei Erdbeeren, so Feitzlmayr. Hinzu komme eine „fantastische Gemüseernte“, die durch die hohen Temperaturen im Frühling sehr bald angelaufen ist. Die Ölkürbis-Anbaufläche, die im Vorjahr zurückgegangen war, stieg heuer wieder – um 15 Prozent auf 1.500 Hektar. Auch die Zuckerrübenanbaufläche legte deutlich zu – um 17 Prozent auf 9.500 Hektar -, was Feitzlmayr auf die hohen Deckungsbeiträge zurückführt, es ist also lukrativ.
Renaturierung auf hohem Niveau
Was die Ausgestaltung des Renaturierungsplans angeht, pochte Waldenberger einmal mehr darauf, dass die Landwirte einbezogen und Flächenstilllegungen - auch bereits im Rahmen des ÖPUL-Programms erfolgte Vorleistungen – abgegolten werden müssten. „Wir haben in Oberösterreich mehr als 36.000 Hektar Biodiversitätsflächen. Das sei fast so viel wie Anbaufläche für Wintergerste, „aber das wird völlig ignoriert“, befürchtet er.
Giftpflanzen auf dem Vormarsch
Zunehmend Probleme haben die Landwirte durch alte und neue Giftpflanzen, die sich ebenfalls auf weniger intensiv gepflegten Flächen leichter ausbreiten würden, wie Waldenbeger betonte: So sei heuer der gefleckte Schierling durch eine Saatgutverschleppung in Biodiversitätsflächen vermehrt aufgetreten, aber auch der durch die Erwärmung begünstigte Stechapfel, der ganze Mais- oder Sojabestände unbrauchbar machen könne, sei auf dem Vormarsch, hinzu komme das invasive und hochallergene Ragweed.
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