Hoffnung für Geiseln?

Netanyahus holprige Tour: USA verlangen Gaza-Deal

Ausland
26.07.2024 20:48

Die USA haben Israels Premier Benjamin Netanyahu zu einem zügigen Abkommen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und eine Geiselfreilassung gedrängt – und zwar über alle Parteigrenzen hinweg. Der israelische Premier schüttelte innerhalb weniger Stunden die Hände von Kamala Harris, Joe Biden und Donald Trump.

Vor allem US-Vizepräsidentin und Präsidentschaftsbewerberin Harris richtete mit Blick auf die humanitäre Lage in Gaza mahnende Worte an Netanyahu. „Wir können angesichts dieser Tragödien nicht wegschauen. Wir können es uns nicht erlauben, angesichts des Leids gefühllos zu werden.“ Sie werde nicht schweigen, sagte Harris.

Ihre Worte nach einem Treffen mit Netanyahu stießen in der israelischen Regierung prompt auf Kritik. Dass Harris von einer schlimmen humanitären Krise im Gazastreifen und der Notwendigkeit gesprochen habe, den Krieg zu beenden, habe den Geiselverhandlungen geschadet, zitierten israelische Medien einen nicht genannten ranghohen israelischen Beamten.

Netanyahu bei Trump in Florida
Trump, der Netanyahu am Freitag in seinem Anwesen Mar-a-Lago empfing, sagte nach einem Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten in dessen Beisein, die von der Hamas festgehaltenen Geiseln müssten sofort freikommen.

Trump empfängt Netanyahu in Florida: 

Vor dem Treffen meldete sich der Republikaner in einer Sendung des US-Senders Fox News zu Wort. Mit ihm als US-Präsidenten wäre das Massaker der Hamas in Israel am 7. Oktober nicht passiert, behauptete Trump. „Wissen Sie, der 7. Oktober wäre nie passiert. Wenn ich Präsident gewesen wäre, hätte es dazu keine Möglichkeit gegeben. Der Iran wäre pleite gewesen, es hätte kein Geld für die Hamas oder Hisbollah gegeben. Es wäre einfach nicht passiert – keine Chance“, sagte der 78-Jährige.

Diplomatische Respektlosigkeiten
Netanyahu hatte das Treffen Berichten zufolge erbeten. Biden könnte das Treffen als Affront werten. Trump, der sich in der heißen Phase des Wahlkampfs befindet, sorgt mit dem Empfang hochrangiger Staatsgäste immer wieder für Schlagzeilen. Erst vor Kurzem hatte der Republikaner Ungarns Regierungschef Viktor Orbán in seinem Anwesen empfangen.

Trump lobte sich selbst als jener US-Präsident, der am meisten für Israel erreicht habe. (Bild: AP/Alex Brandon)
Trump lobte sich selbst als jener US-Präsident, der am meisten für Israel erreicht habe.

Zuvor wies US-Präsident Biden bei seinem Treffen mit Netanyahu auf die Notwendigkeit hin, „die verbleibenden Lücken zu schließen, das Geisel-Abkommen so schnell wie möglich abzuschließen, die Geiseln nach Hause zu bringen und ein dauerhaftes Ende des Krieges in Gaza zu erreichen“, teilte das Weiße Haus mit.

Lässt sich Netanyahu überzeugen?
Angehörige amerikanisch-israelischer Geiseln schöpften nach einem separaten Treffen mit Biden und Netanyahu laut einem Bericht neue Hoffnung, dass ein Deal mit der islamistischen Hamas in Kürze gelingen könnte. Sie seien nun „optimistischer als zuvor“, zitierte das US-Nachrichtenportal „Axios“ drei Quellen, die bei dem Treffen dabei waren.

Netanyahu habe den Angehörigen im Beisein von Biden zugesagt, Israel werde innerhalb weniger Tage einen aktualisierten Vorschlag für ein Abkommen vorlegen, hieß es. In der kommenden Woche sollen die indirekten Verhandlungen, bei denen die USA, Katar und Ägypten als Vermittler fungieren, fortgesetzt werden.

Ansage von Biden und Harris
Wie Biden drängte Harris Netanyahu, die humanitäre Hilfe in Gaza zu verstärken und den Schutz der Zivilbevölkerung zu verbessern. „Israel hat das Recht, sich zu verteidigen, und es ist wichtig, wie es das tut“, sagte Harris nach ihrem Treffen mit Israels Regierungschef.

Sie habe ihre „ernste Besorgnis über das Ausmaß des menschlichen Leids im Gazastreifen zum Ausdruck gebracht“. Dazu gehöre der Tod von „zu vielen unschuldigen Zivilisten“, sagte sie.

Lobende Worte für Trump
Netanyahu hatte Trump in seiner Rede vor dem US-Kongress am Mittwoch lobend erwähnt. Er war ausführlich auf die Verdienste Trumps während dessen Amtszeit als Präsident von 2017 bis 2021 eingegangen. Dabei hob er explizit das sogenannte Abraham-Abkommen hervor.

Die Emirate und Bahrain hatten 2020 unter Trumps Vermittlung als erste Golfstaaten ein Abkommen zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Israel unterzeichnet. „Ich möchte Präsident Trump auch für all die Dinge danken, die er für Israel getan hat“, sagte Netanyahu in seiner Rede weiter, „von der Anerkennung der Souveränität Israels über die Golanhöhen, dem Entgegentreten der iranischen Aggression bis zur Anerkennung Jerusalems als unsere Hauptstadt und der Verlegung der amerikanischen Botschaft“.

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