„Schneiders Brille“

Tradwifes

Vorarlberg
27.07.2024 17:55

Autor Robert Schneider hat eine Influencerin entdeckt, die althergebrachte Rollenbilder wieder aufleben lässt – und die Fans liegen der Frau, die sich liebevoll um Küche, Kinder und Ehemann kümmert, zu Füßen.

Carolina Tolstik ist eine erfolgreiche Influencerin auf TikTok und Instagram. Unter dem Namen „Malischka“ postet sie auf Social Media das, was der Tag so bringt. Und der bringt einiges, nämlich ein ganz konventionelles Hausfrauendasein. Die 27-jährige ehemalige Grundschullehrerin kann es sich jetzt leisten, gemeinsam mit ihrem Freund auf Mallorca zu residieren. Die Werbeeinnahmen, die sie durch ihre Posts und Videos lukriert, ermöglichen es. Alles läuft gerade, wie es besser nicht laufen könnte.

„Stay at home girl“
Malischka nennt sich aber nicht etwa Hausfrau, sondern „Stay at home girl“ oder „Tradwife“. Damit bedient sie einen wachsenden Trend zu Rückbesinnung auf althergebrachte Rollenbilder, und das ausgerechnet unter jüngeren Menschen. Der Zuspruch ist gewaltig. Der Mann bleibt nicht mehr zu Hause und kümmert sich etwa um Kinder, Hausaufgaben, Wäsche und Kochen, nein, er verlässt am Morgen das traute Heim, kehrt abends hundemüde zurück und lässt sich von seinem Weibchen verwöhnen. Das Netz tobt vor Begeisterung und kommentiert: „Eine Frau hat zwei Fragen in ihrem Leben: Was werde ich heute kochen und was soll ich anziehen?“

Die pfiffige Influencerin muss aber auch eine Menge an Shitstorm aushalten. In einem ihrer Videos erklärt sie diesen so: „Natürlich polarisiert das Ganze, wenn man vielleicht einen harten Tag hatte, acht Stunden im Büro saß, im Regen nach Hause fährt. Und dann sieht man im Internet jemanden im strahlenden Sonnenschein, der dann einen Kuchen backt und sagt, so sieht mein Alltag aus.“ Dabei folgt Malischka lediglich einem Trend, der gerade in den USA sehr im Schwange ist. Dort wird auf zumeist hochreligiösen Accounts das traditionelle Rollenbild als gottgewollt verteidigt.

„Das ist nichts Harmloses“
Social-Media-Expertin Theresa Brückner, die als evangelische Pfarrerin für Kirche im digitalen Raum arbeitet, bewertet diesen Trend sehr skeptisch. In einem Interview mit dem SWR spricht sie von „eine(r) Rückbesinnung auf den Antifeminismus. (...) Gerade in den USA ist es oftmals verknüpft mit der extrem Rechten. Das ist nichts Harmloses.“

Die EU-Wahlen haben es gezeigt. Malischka darf sich auch in Zukunft auf eine immer größer werdende Followerschaft im Netz freuen. „Läuft doch wie geschmiert. Womit könnte ich dich verwöhnen, mein Tiger?“

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