Gesundheitsversorgung

Wie Hausärzte das kranke System retten können

Tirol
28.07.2024 10:00

Überfüllte Ambulanzen, fehlende Kassenärzte, entnervte Patienten. Die gesundheitliche Basisversorgung ist in Gefahr. Was hilft? Eine Ärztegemeinschaft in Schwaz in Tirol zeigt vor, wie es vielleicht wieder funktionieren kann.

Das österreichische Gesundheitssystem gerät immer mehr in Not. Seit Jahren zeichnet sich das ab. Nun wird an vielen Schrauben gedreht. Eine heißt Primärversorgungseinheiten (PVE), in denen Ärzte und andere Gesundheitsberufe die Patienten umfassend betreuen. Das Problem nur: PVEs kommen nicht überall in Österreich vom Fleck. Vor allem nicht in Tirol! Nach Jahren der Verzögerung gibt es seit heuer zumindest eine in Innsbruck. Eigentlich sollten es schon sechs sein.

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Wir haben erreicht, dass die Patienten immer eine Anlaufstelle vorfinden, dass Nacht- und Wochenenddienste lückenlos geregelt sind, sowie Pflegeheime und Sozialsprengel gut eingebunden sind.

Markus Angerer

Elf Hausärzte stemmen die Versorgung gemeinsam
In der Region Schwaz-Vomp-Stans haben elf Allgemeinmediziner einen anderen Weg der Zusammenarbeit gefunden. Hausärzte arbeiten dort seit rund zehn Jahren auf freiwilliger Basis – aber durchaus verbindlich – zusammen. „Wir haben erreicht, dass die Patienten immer eine Anlaufstelle vorfinden, dass Nacht- und Wochenenddienste lückenlos geregelt sind, sowie Pflegeheime und Sozialsprengel gut eingebunden sind“, fasst Markus Angerer, Vorsitzender des Ärztenetzwerkes, zusammen. Wenn er einen zentralen Vorteil gegenüber Primärversorgungszentren nennen soll, fällt Angerer sofort das Wort Freiheit ein: „Es gibt nicht so starre Vorgaben der Gesundheitskasse wie in den PVEs.“

Markus Angerer in seiner Praxis. Er ist Vorsitzender des Ärztenetzwerkes rund um Schwaz.  (Bild: Thurner Claudia)
Markus Angerer in seiner Praxis. Er ist Vorsitzender des Ärztenetzwerkes rund um Schwaz. 

„100.000 Euro Startbonus führt nur zu Neiddebatte“
Diese Freiheit würden vor allem Jungärzte wollen. Angerer ist davon überzeugt, dass darin auch das Problem fehlender Kassenärzte wurzelt: „Ich bin selbst Kassenarzt. Das System ist im Grunde gut, gehört aber reformiert.“ Der zuletzt beschlossene 100.000 Euro Startbonus der Bundesregierung für Kassenärzte hat für Angerer keinen nachhaltigen Effekt: „Das löst nur eine Neiddebatte aus.“ Vielmehr müsse sich die Politik dafür einsetzen, dass der Beruf des Allgemeinmediziners attraktiver wird oder Landärzte Hausapotheken behalten können: „In einem Tal bist du als Hausarzt oft Einzelkämpfer. Umso wichtiger ist eine Hausapotheke als Anreiz für den Job.“

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Es braucht wieder ein strengeres System mit Überweisungen, damit Fachärzte und Ambulanzen nicht überlaufen werden.

Markus Angerer

„Hausärzte können die Patientenströme lenken“
Allgemeinmediziner sind für Angerer die Schlüsselstelle, damit die Versorgung nicht zusammenbricht: „Hausärzte haben die Kompetenz, Patientenströme sinnvoll zu lenken. Es braucht wieder ein strengeres System mit Überweisungen, damit Fachärzte und Ambulanzen nicht überlaufen werden.“ Das spare letztlich auch Geld. Ebenso müsse über Ambulanzgebühren nachgedacht werden. „Viele wären sicher bereit zu zahlen, wenn die Versorgung dann reibungslos klappt“, ist der Mediziner überzeugt.

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