Die Salzburger Festspiele stemmen in Koproduktion mit dem Münchner Residenztheater Stefan Zweigs „Sternstunden“ im Salzburger Landestheater. Fazit: Wagnis gelungen!
Weniger als glänzender Gebrauchsschriftsteller denn als Person und Biografie leuchtet Stefan Zweig (1881-1942) in unsere bedrohte Epoche. Ein Humanist und Weltbürger mit einer beispiellosen Emigrationsgeschichte:
Er brachte sich als umhegter Literaturstar im brasilianischen Exil um, weil man ihm mit seiner Kultur den Lebensatem genommen hatte. Seine Sammlung „Sternstunden der Menschheit“ beschreibt 14 Momente, die durch Triumph oder Scheitern den Gang der Geschichte verändert haben.
Und was da gleichrangig nebeneinander steht: Napoleon vor Waterloo, der Goldrausch, das Versagen der Weltgemeinschaft in Versailles 1919 – aber auch das Entstehen der „Marienbader Elegie“ aus einer erotischen Besessenheit des alten Goethe. Der Regisseur Thom Luz formt daraus ein aufregendes performatives Gebilde, eine anarchische Partitur aus Wort und Bild, Assoziation und Text, Rhythmus und Bewegung. Im Dunkel lagern mannshohe Trümmer untergegangener Zivilisationen. Die Darsteller suchen sich einzelne dieser Megalithe und nehmen mit ihnen den Dialog auf. Szenen formen sich. Zweigs Tragödie, von der Drangsalierung und Vertreibung bis zum Schlussakt in Petrópolis, wird mit Schärfe und Dringlichkeit dokumentiert.
Dagegen rauschen die Zeugnisse der Geschichte vorüber, als rasten Erinnerungsfragmente durch den Kopf des Sterbenden. Die sechs Schauspieler und die apokalyptische Friedhofs-Band sind zu bewundern.
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