Egal ob spektakuläre Akrobatik am Fuße des Schloßbergs, zart-chaotische Klanginstallationen in einem versteckten Park oder ein anarchisches Nomadenlager im Augarten – das Festival La Strada sorgt auch heuer wieder für künstlerische Ausnahmemomente im Alltag der Stadt.
Den Lärm der Stadt kann man auch im kleinen Park neben der Grazer Kunstuni nicht abstellen: Kirchenglocken, Autoverkehr und Sirenen. Doch für Joan Catalan, der sich dort vor den Augen der Zuseher aus einem Stangengeäst schält, lässt sich aus jedem Geräusch Musik zaubern: „Can you hear it?“ (Können Sie es hören?) fragt der spanische Künstler die Besucher immer wieder und weist auf all die Klänge hin: Was für andere Chaos ist, ist für ihn die Idee einer Melodie.
Mit kindlicher Freude jagt er die Zuseher in „Idiofona“ durch den Park – bis zu einer kleinen Lichtung, wo er mit ihnen aus all den Stangen, die er mit sich zerrt, eine Orgel baut – und bespielt. Catala schafft damit Momente der Gemeinsamkeit, in denen sich das Publikum in eine Melodie verwandelt – wild und harmonisch zugleich. Zu sehen noch einmal am heutigen Sonntag (18 Uhr).
Wer Anarchie sät, wird Humor und Poesie ernten
Wild und chaotisch geht es auch beim Cirque Aital im Augarten zu: Denn aus den Wohnwägen, die hier wie ein Nomadenlager um einen zentralen Platz aufgestellt sind, stolpern nicht nur Menschen, sondern mit ihnen auch jede Menge komischer und trauriger Situationen: Und so wird dieser Platz zur Manege – für wilde Hirten und zarte Musiker, für abgefahrene Wellness-Gurus und verzweifelte Bauern. Und nicht zuletzt auch für einen Vogelflüsterer, der alles, was diese chaotische Welt kennt, auf den Kopf stellt, ehe er durch die Dachluke entschwindet.
Es ist ein wilder Mix aus Akrobatik, Slapstick, Burleske, Musik und Theater, den die französische Truppe mit „A Ciel Ouvert“ zeigt – so wild, dass sogar Hühner, Tauben und Enten sich zwischen die vier grandiosen Artisten mischen. Was diese wunderbare Produktion aber auch lehrt: Wer Anarchie sät, muss nicht unbedingt nur Chaos ernten. Manchmal ist ein bisschen Anarchie auch der Garant für Humor und Poesie sowie für Bilder und Momente, die einem lange im Gedächtnis bleiben werden. Noch bis 3. August ist der Cirque Aital im Grazer Augarten.
Spektakuläre Show
Wild ist auch das, was sich die Artisten des Copenhagen Collective am Karmeliterplatz zutrauen. In „The Genesis“ gehen sie dabei aber viel geordneter vor, als es etwa der Cirque Aital macht: Gut, wo bis zu vier Artisten übereinander gestapelt werden, Körper durch die Luft geschleudert werden und der Absturz aus großen Höhen stets eine Bedrohung ist, da sollte es auch mit Ordnung zugehen.
Das dänische Ensemble begeistert aber nicht nur mit spektakulärer Akrobatik, sondern auch mit der Art und Weise, wie sie diese in eine eigens geschaffene Klang- und Lichtshow einbetten. In diesem Zusammenspiel erzählt das noch ganz frisch gegründete Ensemble eine Geschichte von Mitgefühl und der Kraft des Miteinanders. Zu sehen noch am heutigen Sonntag um 21 Uhr in Graz.
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