Held der Terrornacht

„Wir brauchen hier sicher keine Möchtegern-Rambos“

Wien
28.07.2024 22:15

Brigadier Ernst Albrecht verlässt nach 28 Jahren das Sonderkommando WEGA. Er erinnert sich an Islamisten-Razzien und den Anti-Terroreinsatz in der Wiener Innenstadt. Ein Leben zwischen Lebensgefahr und Pflichterfüllung.

Innerhalb von nur neun Minuten beendete die Sondereinheit WEGA am 2. November 2020 die Terrorlage in der Wiener Innenstadt. Kommandant Ernst Albrecht war während des Großeinsatzes mitten unter seinen Leuten. „Nur 150 Meter von mir entfernt versorgte mein Sohn als Sanitäter einen verletzten Kameraden“, blickt das einstige Simmeringer Vorstadtkind – wie er sich selbst stolz nennt – auf den schicksalhaften Tag zurück, an dem das Sonderkommando seine Schlagkräftigkeit in einer tragischen Terrornacht beweisen konnte.

Dabei hatte Brigadier Albrecht ein ambivalentes Verhältnis zur WEGA. Denn ehe er nach seiner Offiziersausbildung 1995 in die Reihen der Elitepolizisten eintrat, war ihm diese Truppe suspekt: „Als ehemaliger Streifenpolizist habe ich die WEGA anfangs nicht besonders gemocht.“ Er lehnte das „verstörende und überhebliche Auftreten“ mancher Kollegen ab. Das Image von wilden „Tür-Eintretern und Lokalzerlegern“ lag ihm einfach fern.

WEGA-Beamte gelten mittlerweile zu Recht als Speerspitze der Wiener Polizei in Sachen Razzien, Verhaftungen & Co. (Bild: BMI/Tuma)
WEGA-Beamte gelten mittlerweile zu Recht als Speerspitze der Wiener Polizei in Sachen Razzien, Verhaftungen & Co.
Brigadier Albrecht erklärte im Gespräch mit der „Krone“, wie er die Wiener Elitetruppe auf Vordermann brachte. (Bild: Holl Reinhard/Reinhard Holl)
Brigadier Albrecht erklärte im Gespräch mit der „Krone“, wie er die Wiener Elitetruppe auf Vordermann brachte.

Tatsächlich gelang es dem heute 58-jährigen Brigadier nach zehn Jahren an der Einsatzfront und 18 Jahren als Kommandant, die Mannschaft zu einem verlässlichen Team zusammenzuschweißen.

„Das Erfolgsrezept der WEGA liegt im Teamgeist“ 
„Wir brauchen keine aggressiven Zwei-Meter-Riegel oder Möchtegern-Rambos. Das Erfolgsgeheimnis der heutigen WEGA liegt im Teamgeist.“ Um verlässliche Teamplayer herauszufiltern, bedarf es eines rigiden Aufnahmeverfahrens. Von 100 Bewerbern schaffen nur 25 die körperlichen wie psychischen Knochentests. Egal ob bei Razzien gegen Islamisten oder Rechtsradikale, das perfekte Basiskönnen ist das Wichtigste.

WEGA im Detail

  • Die Einsatzeinheit WEGA (vom früheren Namen Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung) agiert operativ und ist keine ermittelnde Einheit.
  • 24-Stunden-Streifendienst in speziell ausgerüsteten Sektorfahrzeugen
  • Kommandostärke: rund 250 Mann (keine Frau).
  • besondere Stärken im Einsatz: spezielle Seiltechnik- und Taucherausbildung
  • Fokus bei Einsätzen: verbarrikadierte Personen, Razzien, Risiko-Verhaftungen, Auflösung von Hausbesetzungen und aggressiven Demos

Neugierige Journalistenfrage: „Waren Sie selbst je in Lebensgefahr?“ „Einmal hatte ich im 15. Bezirk einen Schutzengel: Ein Verfolgter zielte aus einem Meter mit einer Pistole auf mich, drückte ab – hatte allerdings zum Nachladen vergessen. Und in Simmering beantwortete ein Amokläufer meinen Verhandlungsversuch mit einer Pumpgun-Salve auf die Hausecke, hinter der ich stand.“

Euphorie und Neustart im Dienst am Nächsten
Und Ihr bewegendster Moment? „Bei den Hunderten Einsätzen schwer zu sagen. Euphorisierend war immer, wenn wir von einem heiklen Job zurückgekommen sind – und ALLE sind heimgekommen.“

Übrigens: Brigadier Albrecht verabschiedet sich nicht in die Pension, sondern bildet im Innenministerium nun Polizisten für die österreichweite „Schnelle Interventionsgruppe“ (SIG) aus.

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