Vorarlberg wird wieder einmal zur Modellregion: Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) stellte am Montag die Details zum Pilotprojekt „Informiert Verhüten in Vorarlberg“ (INVVO) vor. Startschuss ist am 1. Oktober.
Rund 3500 Frauen werden im Zuge des Pilotprojekts eine Verhütungsberatung und kostenlose Verhütungsmittel für ein Jahr erhalten. „Mehr als die Hälfte der Frauen trägt die Kosten für die Verhütung alleine. Viele können aus finanziellen Gründen gar nicht oder nicht mit der gewünschten Methode verhüten. Der Zugang zu modernen und sicheren Verhütungsmethoden darf keine Frage des Einkommens sein“, betont Gesundheits- und Sozialminister Rauch.
Österreichischen Verhütungsbericht
Diese Einschätzung deckt sich mit der Faktenlage: Im Juni hatte das Gesundheitsministerium den ersten österreichischen Verhütungsbericht präsentiert. In der repräsentativen Befragung gab die Hälfte der Frauen an, die Kosten für die Verhütung ganz alleine zu tragen. Die gängigsten Verhütungsmethoden bei sexuell aktiven Frauen in Österreich sind demnach die Pille (42 Prozent), das Kondom (40 Prozent) und die Spirale (17 Prozent).
Ziel ist es, Verhütung und Verhütungsberatung für Frauen langfristig in ganz Österreich gratis zur Verfügung zu stellen.
Johannes Rauch, Gesundheitsminister
Bild: APA/EVA MANHART
Für über 95 Prozent der Befragten ist Zuverlässigkeit der entscheidende Faktor bei der Wahl der Verhütungsmethode. Finanzielle Aspekte spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Gerade die wirksamsten Methoden wie Spirale oder Hormonstäbchen sind mit hohen Kosten verbunden, was wiederum viele Frauen abschreckt. Die Männer stehlen sich leider allzu oft aus der Verantwortung: „Verhütung ist in vielen Fällen noch immer reine Frauensache. Unser Ziel ist es, Verhütung und Verhütungsberatung für Mädchen und Frauen langfristig in ganz Österreich kostenlos zur Verfügung zu stellen. Das gehört für mich zu einer modernen Gesundheitsversorgung dazu. Das Pilotprojekt hilft uns, wichtige Daten und Erfahrungen zu sammeln und die nötigen Strukturen zu etablieren“, unterstreicht Rauch.
Verhütungsmittel für jede 20. Vorarlbergerin
950.000 Euro stellt das Gesundheits- und Sozialministerium deshalb für das Forschungs- und Pilotprojekt bereit. Mit diesem Budget kann in Vorarlberg etwa jede 20. Frau im reproduktiven Alter zwischen 14 und 45 Jahren mit Verhütungsmitteln und Verhütungsberatung versorgt werden. Ab 1. Oktober erhalten die Teilnehmerinnen das Angebot einer psychosozialen Verhütungsberatung sowie nach Aufnahme ins Projekt und Verschreibung durch ihre Gynäkologin das individuell passende Verhütungsmittel. Die Voranmeldung ist direkt in der femail-Fachstelle „Frauengesundheit“ oder online möglich.
Bereits rund 450 Voranmeldungen
Bei Kurzzeitverhütungsmitteln wie Pille, Kondome, Hormonring oder 3-Monatsspritze werden die Kosten für ein Jahr übernommen. Bei Langzeitmethoden wie Spirale oder Hormonimplantat werden die Kosten für das Produkt und das Einsetzen zur Gänze getragen. Die Teilnahme an der Beratung ist übrigens freiwillig. Das Interesse am Projekt ist überaus groß. In den ersten 24 Stunden nach der Ankündigung haben sich bereits über 200 Interessentinnen gemeldet. Aktuell sind 450 Frauen vorgemerkt. Bis zu 3500 jugendliche Mädchen und Frauen können insgesamt am Projekt teilnehmen.
Besonders wichtig ist es den Initiatoren, Zielgruppen zu erreichen, die oft nur schwer Zugang zu derartigen Pilotinitiativen haben – etwa armutsgefährdete oder von Armut betroffene Frauen, Frauen mit schlechten Deutschkenntnissen sowie Jugendliche und junge Frauen. In einem ersten Schritt werden die Teilnehmerinnen zu einem Gespräch ins Fraueninformationszentrum femail eingeladen. Dort erhalten sie alle Informationen zur Begleitstudie der Gesundheit Österreich GmbH. Anschließend wird das individuell passende Verhütungsmittel bei der betreuenden Gynäkologin verordnet und die Verschreibungsdauer festgelegt. Mit der ärztlichen Bestätigung können Kurzzeitverhütungsmittel kostenlos in der Apotheke bezogen werden. Zur Anwendung von Langzeitmethoden erfolgt ein weiterer Termin in der gynäkologischen Praxis.
femail übernimmt die Trägerschaft
Das femail wird während der gesamten Projektlaufzeit die wichtigste Anlaufstelle für die Teilnehmerinnen sein: „Mit der Durchführung des Projekts INVVO haben wir große Verantwortung übernommen. Schon jetzt finden Frauen auf Empfehlung ihrer Gynäkologin zu uns. Das freut uns besonders!“, hebt femail-Geschäftsführerin Lea Putz-Erath hervor.
Die von der Gesundheit Österreich GmbH erhobenen Daten werden – selbstverständlich unter Einhaltung strenger Datenschutz-Standards – wissenschaftlich ausgewertet. Zeigt das Pilotprojekt den gewünschten Erfolg, könnte es schon bald auf ganz Österreich ausgerollt werden.
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