Donald Trump hat seit seinem Eintritt in die Politik seine Gegner stets überfordert. Er zog sie hinab in eine Welt, in der die Verpflichtung zur Wahrheit, Fakten und Anstand seiner Sensationslust zum Opfer fielen. Die Demokraten scheinen nun eine Exit-Strategie gefunden zu haben.
Donald Trump hat allen Ratschlägen zum Trotz J.D. Vance zu seinem „Running Mate“ gemacht. Der MAGA-Mann hat damit auf eine breitere Themenstreuung verzichtet und den besten Kumpel seines Sohnes Donald Junior nominiert – was er bereits bitter bereuen dürfte.
Vom gefeierten Autor zum Vize-Präsidenten?
Trump zeigte sich von der Lebensgeschichte seines Vizes beeindruckt, die in dem Besteller „Hillbilly-Elegie“ festgehalten wurde. Vance bettet darin die tragische Existenz seiner Familie in einen größeren Kontext ein. Das Schicksal seiner Mutter und Großeltern dient als Brennglas für die abgehängte weiße Unterschicht Amerikas.
Vance soll das amerikanische Aufstiegsversprechen widerspiegeln, entpuppt sich für Trump aber immer mehr zum Garant für seinen eigenen Abstieg. Der 39-Jährige ist in seinen Aussagen noch radikaler, hat weniger Charisma und wirkt auf die weibliche Wählerschaft noch abschreckender als Trump.
Das ist alles ziemlich „seltsam“!
Für die politische Konkurrenz ist das Duo Trump und Vance vor allem eines: seltsam! „Weirdos“, die nicht alle Tassen im Schrank haben. Diese Erzählung dominiert aktuell die Schlagzeilen und verfängt auch unter Republikanern. Die Demokraten nennen die Strategie „stating the obvious“ – also das offensichtliche aussprechen. Simpel wie effektiv.
Die Demokraten wollen fortan die „Dinge beim Namen“ nennen, erklärt der Urheber der „Seltsam“-Strategie Tim Walz:
Und tatsächlich: Vance steht am Rand der Gesellschaft. Seit seiner Nominierung werden seine Tweets, Auftritte und Interviews der vergangenen Jahre durchleuchtet. Zum Vorschein kommt eine ruppige Gangart, voller Sexismus und extremer Aussagen. Die Message der Demokraten ist daraufhin immer dieselbe: Dieser Typ ist verdammt „seltsam“. Trumps Vize macht sich vor allem beim Thema Familie angreifbar.
Wie der Trump-Vize Frauen und Kinderlose verschreckt
Vance predigte im September 2021 vor Schülern einer katholischen Einrichtung, dass Gewalt kein Grund für den Wechsel des Sexualpartners oder gar eine Scheidung sei. Auf Fox News bezeichnete er im selben Jahr Politikerinnen ohne Kinder als frustrierte „Cat-Ladys“, die kein Mitspracherecht haben sollten, weil sie nicht in das Land „investiert“ seien. Dasselbe sollte seiner Meinung nach auch für Führungspositionen gelten.
Vance polterte auf offener Bühne, dass Eltern „in unserer demokratischen Republik mehr Möglichkeiten haben sollten, ihre Stimme zu erheben, als Menschen ohne Kinder“. Sein Ansatz: Alle Kinder sollten unter Aufsicht ihrer Eltern ein Wahlrecht bekommen, um die Stimmen alleinstehender Personen zu entwerten.
Vance wird in der Luft zerrissen
Obwohl sich der 39-Jährige als Familienmensch stilisiert, wertet er finanzielle Beihilfen als „Klassenkampf gegen normale Menschen“. Kindertagesstätten sollen seiner Meinung nach nicht erschwinglicher gemacht werden. „Normale Amerikaner“ würden ihre Kinder nicht in diese „beschissenen“ Einrichtungen abschieben. Wer das tue, liebe seinen Job mehr als seine Kinder, twitterte Vance im April 2021.
Die Liste ließe sich endlos fortführen, was die Demokraten nun in Bezug auf die Trump-Vance-Kampagne als „seltsam“ bezeichnen. Folgend ein Auszug:
Die Demokraten haben damit Erfolg und die Republikaner noch keine Antwort parat. Selbst auf Fox News wird Vance mit seinen Aussagen über Frauen und kinderlose Menschen konfrontiert. Zur Erinnerung: Vor wenigen Tagen wurde ein Ex-Präsident und aktueller Kandidat beinahe erschossen und der amtierende US-Präsident ist aus dem Rennen um das Oval Office ausgeschieden. Gesprochen wird aber nur über den „seltsamen“ Vance.
Schadensbegrenzung bei Republikanern
Trumps Wahlteam versucht nun zu retten, was zu retten ist. Auf der Website des Vize-Kandidaten wurde ein Abschnitt zum Thema Abtreibungen gänzlich gelöscht. Vance selbst behauptet, seine Aussagen würden von den Demokraten aus dem Kontext gerissen.
Vielmehr sei es ihm darum gegangen, deutlich zu machen, dass die politische Konkurrenz familien- und kinderfeindlich geworden sei. Er habe keine Frauen kritisieren wollen, die keine Kinder haben. Bei seinem „Katzenfrauen“-Sager handele es sich um ein „sarkastisches Kommentar“. Am Freitag schob er in einem konservativen Podcast nach: „Ich habe nichts gegen Katzen.“
J. D. Vance leistet sich im aktuellen Wahlkampf immer wieder peinliche Auftritte. Hier versucht der 39-Jährige erfolglos, einen Witz zu machen:
Das Lachen ist den Republikanern längst vergangen. Die Angriffe der Demokraten gehen viral. Das „Seltsam“-Argument sei „dumm und kindisch“, finden prominente Trumpisten wie Vivek Ramaswamy. Ausgerechnet aus der Trump-Partei kommen nun Aufrufe, die Demokraten mögen zur Sachpolitik zurückkehren.
Vance stellt Negativrekord auf
Konservative Meinungsmacher wie Ben Shapiro sprechen bereits vom „Worst Case“. Trump soll seine Entscheidung hinter verschlossenen Türen leidenschaftlich bereuen, berichten US-Medien.
Der 78-Jährige ist nach Worten von Vertrauten absolut besessen von Umfragewerten. Die jüngsten Zahlen dürften ihm kaum entgangen sein: Seit 2000 haben Vizepräsidentschaftskandidaten kurz nach ihrer Nominierung durchschnittlich um 19 Punkte zugelegt. Vance hat CNN zufolge sechs Punkte verloren. Leuchtet irgendwie ein!
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