Einst hatte der heutige Fünftligist spätere LASK-Idole wie Kurt und Wolfgang Nagl hervorgebracht – trotzdem kürte SK Admira Linz nun einen irakischen Ex-Basketballer (38) zum Jahrhundertspieler. Was vor der am Freitag beginnenden OÖ-Amateursaison die integrative Kraft des Fußballs unterstreicht.
Das Adjektiv „außergewöhnlich“ ist in diesem Fall wohl eine ziemliche Untertreibung. Schließlich ist hier vom SK Admira die Rede und damit von einem Linzer Traditionsklub, der sogar spätere LASK-Idole wie Wolfgang und Kurt Nagl hervorgebracht hat. Als sich beim Fünftligisten kürzlich vorm großen Vereinsjubiläum aber die Frage nach dem Jahrhundertfußballer gestellt hat, ist die Wahl auf einen 38-jährigen Ex-Basketball-Teamspieler aus dem Irak gefallen
Was am Linzer Bachlbergweg zugegeben nicht bei allen auf Zustimmung gestoßen ist. Aber vor der am Freitag beginnenden Unterhaus-Saison weit, weit über die Grenzen des Landesligisten und auch über die des Sports hinaus zeigt, welche Kraft (Amateur)Fußball in puncto Integration besitzt.
Mir haben hier sehr viele Menschen geholfen – aber du musst auch selbst mithelfen, allen voran, die Sprache erlernen.
Leon Sokrat
„Mir haben hier sehr viele Menschen geholfen – aber du musst auch selbst mithelfen, allen voran, die Sprache erlernen“, sagt Leon Sokrat, als ihn die „Krone“ auf der Anlage des SK Admira Linz trifft. Den Jahrhundertspieler. Den Iraker. Den Ex-Basketballer. Den Flüchtling.
„Du musst bleiben“
„Als Christ war mein Leben in Bagdad nicht sicher“, erzählt der ehemalige Student der Wirtschaftswissenschaften, der vor 17 Jahren per Flüchtlingsstatus über Holland nach Österreich gekommen und in Nettingsdorf gelandet ist. Danach fand er in Linz keinen guten Basketballklub, bekam aber den Tipp, dass er sich vielleicht beim Fußballklub SK Admira fit halten könne.
Als Christ war mein Leben in Bagdad nicht sicher.
Leon Sokrat
Zu dem der Vater zweier Kinder alsbald drei-, viermal pro Woche von Nettingsdorf mit Rad, Zug und Straßenbahn 80 Minuten zum Training nach Urfahr fuhr. Wo ihm Ex-LASK-Held Wolfgang Nagl als Trainer bald sagte: „Du musst bei uns bleiben – jetzt bist du Admiraner!“
Was Sokrat danach nicht nur am Rasen mit 135 Toren in 278 Spielen unterstrich. Noch mehr damit, dass er später gute Angebote ablehnte, als Elektriker zu arbeiten begann und verschiedenste Instandhaltungsarbeiten auf der Anlage übernahm.
„Auf ihn ist immer Verlass“
„Auf ihn ist immer Verlass. Auch als wir ihm zweimal 5000 Euro geborgt hatten, hat er uns die zurückgezahlt“, sagt Admiras Klub-Vize Alexander Paulischin über Sokrat, als er den beim Training der U7-Knirpse beobachtet. Und was sagt das Musterbeispiel an Integration zu seiner Kür zum Jahrhundertspieler? „Das ist wie ein Geschenk!“
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