Im Trentino erlegt
„Problembärin“ nur Stunden nach Abschussbefehl tot
Nur wenige Stunden nachdem ein Abschussbefehl erlassen wurde, wurde jene Bärin, die am 16. Juli einen französischen Urlauber angegriffen haben soll, getötet. Ein Team des Trentiner Forstkorps hatte das Tier in den Wäldern oberhalb der Ortschaft Padaro di Arco durch sein Funkhalsband lokalisiert und erlegt, hieß es. Die Bärin „KJ1“ war mit drei Jungtieren unterwegs gewesen.
Wenige Stunden davor hatte der Trentiner Landeshauptmann Maurizio Fugatti eine Verordnung für die Tötung der Problembärin erlassen. Zugleich hatte Fugatti die beiden gleichlautenden Verordnungen aufgehoben, die in den vergangenen Tagen vom regionalen Verwaltungsgericht ausgesetzt worden waren. Mit dem neuen Dekret ordnete der Trentiner Landeshauptmann an, dass das Exemplar „unverzüglich“ abgeschossen werden solle.
„Grausam und arrogant“
Tierschutzverbände reagierten empört auf die Tötung von KJ1. „Fugatti hat sich als grausam und arrogant erwiesen“, protestierte die Parlamentarierin und Ex-Tourismusministerin Michela Vittoria Brambilla, Präsidentin einer parlamentarischen Kommission für Tierschutz. Der italienische Tierschutzverband LNDC kündigte Klage gegen Fugatti an. Dieser habe das Dekrets nachts erlassen, um Tierschützer daran zu hindern, vor Gericht Einspruch gegen den Tötungsbefehl einzureichen.
Die italienische Zeitung „Il Tempo“ veröffentlichte ein Foto der toten Bärin:
Auch der italienische Umweltminister Gilberto Pichetto Fratin reagierte kritisch auf die Tötung der Bärin. „Die Tötung einzelner Bären ist keine Lösung für das Problem. Ich verstehe die Bevölkerung, aber wir erleben heute die Auswirkungen eines Fehlers aus der Vergangenheit, der darauf zurückzuführen ist, dass Bären im Trentino vor 25 Jahren leichtfertig aus touristischen Gründen ausgenutzt wurden. Ein Ausweg ist sicherlich die Sterilisation, und wir arbeiten daran. Als Umweltminister bekräftige ich jedoch nachdrücklich, dass die Tötung der Bären nicht die Lösung sein kann“, so der Minister in einer Stellungnahme.
6000 Unterschriften sind in vier Tagen gegen die wachsende Zahl von Bären im Trentino in Italien gesammelt worden. Die Petition wurde der Gemeinde Val di Sole im Trentino übergeben, damit soll ein Referendum zum Thema Bären organisiert werden, lautet die Forderung, wie lokale Medien berichteten.
Trentino will bis zu acht Bären im Jahr abschießen
Im Trentiner Caldes hatte im April 2023 eine Bärin einen 26-jährigen Jogger tödlich verletzt. Das Trentino hatte zuletzt einen Gesetzesentwurf gebilligt, mit dem die Population eingedämmt werden soll. Der Entwurf sieht die Möglichkeit vor, bis zu acht Tiere pro Jahr zu töten. Laut jüngsten Schätzungen beläuft sich die Zahl der Bären dort auf mehr als 100 Exemplare.
In Italien hat sich seit dem Tod des Trentiner Joggers die Debatte über das Zusammenleben von Bär und Mensch zugespitzt. Tierschützer fordern immer wieder, Menschen für die wilden Tiere zu sensibilisieren oder Wildtierkorridore einzurichten. Nach Angaben der Provinz Trient hat die Anzahl der Bären in dem Gebiet seit Beginn des EU-Ansiedlungsprojekts „Life Ursus“ vor 25 Jahren massiv zugenommen. Statt wie geplant 50 haben sich etwa 100 Exemplare angesiedelt.
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