Business Casual

Mercedes CLE 300 Coupé: Mal wieder was Echtes

Motor
31.07.2024 06:15

Coupés gibt es wie Sand am Meer. Jedenfalls Autos, die vom Hersteller so genannt werden. Allerdings haben die meisten von ihnen vier Türen, was diese Bezeichnung absurd macht. Bei Mercedes ist das einzige echte Coupé der kühl-elegante CLE, dessen Auftritt auch mit dem stärkeren Vierzylinder passt.

(Bild: kmm)

So muss der CLE die Coupé-Flagge allein tragen und die Tradition hochhalten, jetzt, da sogar der GT keines mehr ist. Hm, ist das jetzt die zweitürige Version der Idee eines Viertürer-Coupés? Wie man’s nimmt, jedenfalls ist weniger in dem Fall mehr. Weniger Türen sind zwar unpraktisch, verleihen dem Auto aber diesen „Ich hab’s nicht nötig“- bzw. „Ich kann’s mir leisten“-Nimbus. Die Linie ist gelungen, aber man darf sich kein ganz klassisches Coupé erwarten, bei dem man die hinteren Seitenscheiben versenken kann und keine B-Säule stört. Da hilft nur wenig, dass sie hier getönt sind.

(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)

Aus zwei mach eins
Der CLE beerbt die Coupés der C- und E-Klasse (auch als Cabrio) und ist mit 4,85 Meter Länge etwas näher am E. Die Front mit der abtauchenden Shark Nose wirkt charakterstark, die Motorhaube ist kräftig konturiert und deutet sogar eine Clamshell an, die Front charakterstark mit edler Chromspange und Sternchengrill. Stark! Am Heck ist den Stuttgartern ein bisserl der Schmäh ausgegangen, es ist etwas glatt geraten. Und die Chrom-Blenden deuten nicht auf einen fetten V8 hin, sondern eher auf die Phantasielosigkeit der Designer. Wie lange sich die Unsitte mit den Auspuffattrappen wohl noch hält?

(Bild: Stephan Schätzl)

Butler fährt mit
Beim Einsteigen wird einem der Gurt angereicht, so muss man sich nicht verrenken, um sich anzuschnallen. Ansonsten hört der Mercedes-Butler auf Zuruf, was besser funktioniert als die Touchelemente am Lenkrad. Ansonsten muss der Fahrer per Touch selber zulangen, der zentrale 11,9-Zoll-Touchscreen fließt optisch aus der Mittelkonsole nach oben, darunter verdeckt eine gedämpfte Schubklappe im Klavierlackplastik ein recht geräumiges Fach, die zweiteilige Mittelarmlehne ein größeres.

Der Gurt wird angereicht. (Bild: Stephan Schätzl)
Der Gurt wird angereicht.

Kennt man alles aus der C-Klasse. Klassisch sind nur die herrlichen Luftausströmer. Der Tacho ist – wie beim Daimler mittlerweile üblich – ein aufgesetztes Display (12,3 Zoll). Dieses kann immerhin Rundinstrumente darstellen (Gruß nach München: Es kann so einfach sein!). Insgesamt ist das alles schon sehr elegant und hochwertig. Sagen wir: dem Kaufpreis angemessen.

Da, wo andere ihren Scheibenwischerhebel haben, wählt man im CLE die Fahrstufe. Dann hat man seine Ruhe, denn natürlich ist die Neungangautomatik obligatorisch. Wobei nein, seine Ruhe hat man in Wahrheit erst dann, wenn man die zwangsverordnete Tempolimitwarnung abgeschaltet hat. Das ist hier vorbildlich einfach: Langdruck auf die Stumm-Taste am Lenkrad reicht. Für den Spurhalteassistenten muss man dann aber am Display spielen.

Das Spurhalten kann er auch ganz allein, wenn man ihn lässt, und auf Blinkertipp sogar das Spurwechseln. Dabei ist er aber so vorsichtig, dass er oft nicht auf das Kommando reagiert (etwa weil man noch nicht weit genug vom gerade überholten Fahrzeug weg ist), außerdem dauert der Spurwechsel lähmend lang.

(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)

Gleiten und Cruisen
Unter einem Coupés versteht man gern etwas Sportliches. Das ist der CLE 300 4matic nicht wirklich, trotz der serienmäßigen Tieferlegung um 15 mm und des optionalen adaptiven Fahrwerks. Eher ein sehr zügiger Cruiser. Mit der optionalen Hinterachslenkung (bis 2,5 Grad) ist er geradezu irritierend agil, der 258-PS-Vierzylinder braucht aus dem Stand trotz 23-PS-E-Unterstützung zwar eine Winzigkeit Geduld, lässt aber in Sachen Beschleunigung nichts zu wünschen übrig. 6,2 Sekunden und 250 km/h kann man absolut als souverän bezeichnen. Die Zweiliter-Maschine muss sich auch selten auffällig anstrengen, sondern hält meist die Contenance.

Das gilt auch für den Verbrauch: 7,7 l/100 km waren es im Schnitt, das geht schwer in Ordnung bei einem- Gewicht von 1888 kg laut Typenschein.

Unpraktisch: Stellt man während der Fahrt das Bein auf, passiert es leicht, dass man versehentlich die Sitzverstellung betätigt und nach vorn fährt. (Bild: Stephan Schätzl)
Unpraktisch: Stellt man während der Fahrt das Bein auf, passiert es leicht, dass man versehentlich die Sitzverstellung betätigt und nach vorn fährt.

Platz da!
Der dicke Stern am Kühlergrill macht Platz auf der Überholspur, im Kofferraum macht das die umklappbare Rücksitzlehne. Da passt dann sogar ein originalverpackter 55-Zoll-Fernseher problemlos rein, obwohl standardmäßig nur 420 Liter hineinpassen. So lassen sich die coupétypisch vernachlässigten Rücksitze hervorragend nutzen. Auf den Vordersitzen fühlt man sich hingegen absolut wohl, Sitze und Sitzposition passen.

Preisfrage
In der Preisliste steht der CLE 200 mit 63.750 Euro ganz oben, der CLE 300 4matic mit 75.750 Euro in der Mitte. Der Testwagen kommt mit Extras auf 102.000 Euro. Mehr ist hier mehr – und auch das muss man sich leisten können.

(Bild: Stephan Schätzl)

Fahrzit
Der Mercedes CLE 300 4matic ist so etwas wie der kleinste gemeinsame Nenner. Er muss die Daimlersche Coupé-Geschichte allein in die Zukunft tragen. Das gelingt ihm mit seiner ganzen Eleganz, auch wenn ihm die ganz große Ausstrahlung fehlt. Doch dafür bräuchte es Ecken und Kanten – nicht nur am Heck, welche viele Kunden wohl abschrecken würden. So passt er perfekt zum Dress Code Business Casual.

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(Bild: kmm)



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