Wahlarzt-Verbot:

„Wenn das kommt, verlassen Ärzte das Spital“

Politik
30.07.2024 15:00

Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker hat zuletzt mit einer umstrittenen Ankündigung für viel Aufsehen gesorgt: „Ärzte, die nur in Teilzeitverhältnissen in Spitälern arbeiten, sonst aber als Wahlärzte fungieren, wird es künftig nicht mehr geben.“

Obwohl der Stadtrat zu seinem Vorstoß teils auch Unterstützung bekommen hat, war vor allem der Aufschrei dagegen groß. Sowohl von einigen Ärzten als auch von Teilen der Wiener Ärztekammer. Vizepräsidentin Naghme Kamaleyan-Schmied nimmt dazu im Interview auf krone.tv Stellung: „Der Vorschlag ist nicht haltbar und auch arbeitstechnisch nicht realistisch. Die Ärzteschaft und die Pfleger in den Spitälern werden mit Füßen getreten. Arbeitsbedingungen und auch Arbeitszeiten sind ein Wahnsinn.“ Sollte der Wiener Gesundheitsstadtrat seine Ankündigung tatsächlich umsetzen, wäre das laut der Ärztekammer-Vizepräsidentin ein Angriff auf die Teilzeitarbeit. Und auf die Frauenmedizin. Denn die meisten Teilzeitbeschäftigten seien Frauen. Kamaleyan-Schmied: „Ich kenne viele Kolleginnen und Kollegen, die mir sagen, wenn das kommt, sind sie weg aus dem Spital.“

Abwanderung ins Wahlarztsystem
Das heimische Kassensystem sei auch ein wesentlicher Grund, weshalb die Zufriedenheit innerhalb der Ärzteschaft immer geringer werde. Kamaleyan-Schmied: „Die heimische Politik muss sich fragen, wieviel ist ihr das Gesundheitssystem wert? Wenn ich als niedergelassene Ärztin im Kassensystem brutto nur sechs Euro siebzig pro Patientin oder Patient bekomme, werden immer mehr Ärztinnen und Ärzte ins Wahlarztsystem abwandern.“ Für Diagnosen würde jedenfalls im Kassensystem viel zu wenig Zeit bleiben. Und bei schwierigen medizinischen Fragen wie Diabetes oder Krebserkrankung könne die Kassenmedizin viel zu wenig in die Tiefe gehen. Somit finanziere das Wahlarztsystem die Diagnose komplexerer Patientenfälle. 

(Bild: krone.tv )

Viele psychische Krankenstände
Auch die Zunahme der heimischen Krankenstände auf durchschnittlich 15 Tage im Jahr war zentrales Interviewthema: „Wir müssen immer mehr psychische Krankenstände registrieren. Die Corona-Pandemie hat da sehr viel beschleunigt. Aber viele Menschen haben auch erlebte Traumata nicht wirkungsvoll verarbeiten können. Und es gilt auch: Armut macht krank. Aber auch krank sein macht arm.“ Generell wäre die Situation für heimische Ärztinnen und Ärzte jedenfalls sehr belastend: „Oft kommen Patientinnen und Patienten zu uns, die berechtigterweise beleidigt und sauer sind.“ 

Das gesamte Interview sehen Sie oben im Video!

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