Vier namhafte Ermittler um Casag und Co. verlassen innerhalb kurzer Zeit die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA). Diese wehrt sich gegen die Darstellung einer Flucht aus der Behörde unter anderem wegen internem Zwist.
Der WKStA laufen wichtige Staatsanwälte im aktuell wichtigsten clamorosen (politischen) Fall weg: der Causa Casag/Ibiza. Sie wechseln in andere Positionen, teils als Richter. Inklusive Verfahren wie geschönte Studien und Korruption rund um zahlreiche Promis wie Ex-Kanzler Sebastian Kurz, der erstinstanzlich wegen Falschaussage beim U-Ausschuss verurteilt wurde – nicht rechtskräftig.
Die „Krone“ berichtet schon seit Wochen über den Aderlass der Ermittlungsbehörde. Vier namhafte Ermittler haben der Antikorruptionsbehörde den Rücken gekehrt – zuletzt Bernhard Weratschnig. Er hat sich nach 13 Jahren WKStA für den Posten eines leitenden Staatsanwaltes in seiner Heimatstadt Klagenfurt beworben. Ein anderer leitender Ankläger wechselte ins Gericht nach St. Pölten, eine andere nach Den Haag. Die WKStA ist unglücklich mit medialer Darstellung von Behörden-Flüchtlingen.
Kollegen nicht „öffentlich abschießen lassen“
Dies just in der heißen Phase zahlreicher Ermittlungen, die durch Ibiza ausgelöst wurden und vor allem ÖVP-Leute betreffen. Die Causa ist definitiv hochpolitisch, weshalb auch die Aufmerksamkeit so groß sei, sagt Staatsanwalt Martin Ortner, Sprecher der Behörde. Die „Krone“ erfuhr aus Justizkreisen, dass die namhaften Juristen auch verschwinden, weil es interne Reibereien mit der Leiterin, Ilse Vrabl-Sanda, geben soll. Bei 45 Staatsanwälten könne es schon einmal lauter werden, hört man.
Dennoch, sagt Ortner, könne von vergiftetem Klima keine Rede sein. Doch wie können die hochkomplexen Casag-Verfahren laufen, wenn die zentralen Figuren von Bord sind? Ortner: „Die besagten Kollegen haben ihre Ermittlungsstränge absolviert. Dann übernehmen neue. Insgesamt sind im Team neben der Leitung sieben Staatsanwälte und zwei Wirtschaftsexperten. Daran hat sich nichts geändert.“ Zudem habe es einen geordneten Übergang gegeben, die Abgänge seien nicht spontan erfolgt. Auch für den jüngsten mutmaßlichen Abgang Weratschnig (der Bewerbungsvorgang ist noch nicht abgeschlossen) habe man schon einen Nachfolger. Namen wolle man noch keinen nennen. Man wolle die Leute nicht „öffentlich abschießen lassen“.
Schmid noch kein Kronzeuge
Der Staatsanwalt gesteht jedoch die aufreibende Arbeit in clamorosen Fällen zu. Und dass man noch gerne mehr Personal hätte. „Aktuell behandeln wir 200 Verfahren, 80 davon sind Großverfahren. Casag ist nur ein Bruchteil, aber eben öffentlich so relevant.“ Apropos: Ob Thomas Schmid im Studien-Verfahren gegen Kurz und Co. („Beinschab-Tool“) seinen Kronzeugen-Status erhalten wird, ist noch immer nicht geklärt. Es liegt ein Vorhabensbericht beim Justizministerium. „Wo genau, wissen wir nicht. Wir warten.“
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