Geschlechter-Lücke in der Pension: Niedriglohn-Jobs, Kindererziehung und Teilzeit kosten Frauen im Alter Tausende Euro. Für viele reicht das Geld nicht zum Leben, sie sind dann auf Sozialleistungen angewiesen. Die SPÖ kritisiert die Regierung.
Am 30. Juli ist der Tag, an dem Männer in der Steiermark bereits so viel Pension bekommen haben, wie Frauen bis ans Ende des Jahres bekommen. 935 Euro im Monat bekommen Pensionistinnen weniger – das sind fast 42 Prozent.
Die Wurzel des Problems liegt in der Vergangenheit. „Es geht um jeden Monat, in dem Frauen ins Pensionssystem einzahlen“, sagt SPÖ-Frauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner. Durch Beschäftigung in schlecht bezahlten Branchen, Teilzeit, unbezahlte Arbeit zu Hause und Pausen für Kindererziehung kommt am Ende eine Summe heraus, die zum Leben kaum reicht. „Nur 2163 Euro werden in einer Karenz für die Pension angerechnet – das ist weniger als das Medianeinkommen in Österreich“, kritisiert Holzleitner weiter.
Viele Pensionistinnen sind später dann auf Sozialleistungen angewiesen, sagt Landesrätin Doris Kampus. „Die Wohnunterstützung beziehen zu 67 Prozent Frauen“, gibt sie ein Beispiel. „Frauen, die ihr Leben lang gearbeitet haben, landen in der Mindestpension.“
Helga Ahrer vom Gewerkschaftsbund kennt die Situationen aus nächster Nähe. Viele junge Frauen denken, wenn sie Mutter werden und heiraten, nicht an die Pension. „Es kommt aber auch immer noch vor, dass ein Mann und eine Frau mit der gleichen Ausbildung, der gleichen Erfahrung und der gleichen Verantwortung unterschiedlich viel verdienen. Wenn wir dann beim Vorgesetzten anrufen, heißt es oft: ,Schlecht verhandelt.‘“ Das ist aber kein Grund, der die ungleiche Bezahlung rechtfertigen würde.
„Ein Klassiker ist außerdem der Familienbetrieb, in dem die Frau nicht angemeldet ist“, erzählt sie. „Sie gehen dann später quasi leer aus.“
Kritik an „Großeltern-Karenz“ der ÖVP
Die SPÖ fordert einmal mehr in ganz Österreich flächendeckende gratis Kinderbetreuung mit Rechtsanspruch. Keine Lösung für die Probleme sehen die Frauen im Vorstoß der ÖVP, Omas und Opas in Karenz zu schicken. „Das verschiebt die Last der Frauen weiter ins Private“, sagt Holzleitner.
Hoffnung gibt zudem ein Lohntransparenzgesetz, das die EU 2023 beschlossen hat und für dessen Umsetzung die Bundesregierung bis 2026 Zeit hat. EU-Abgeordnete Elisabeth Grossmann hofft auf „wirklich spürbare Sanktionen“ für Firmen, die ein Geschlecht bei der Bezahlung diskriminieren. „Nur mit Bewusstseinsbildung kommt man nicht weiter.“
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