Den stechenden Schmerz in der Magengegend kennen viele: Sodbrennen (Pyrosis) ist in hierzulande ein Volksleiden. Rund 20 Prozent der Erwachsenen leiden regelmäßig darunter, was häufig zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität führt. Tendenz stark steigend. Unbehandelt kann die Krankheit bis zum Krebs führen.
Sprechen manche Betroffene von einem „Brennen“, äußert es sich bei anderen in Form von einem Druckgefühl oder saurem Aufstoßen. Mitunter sorgen so starke Schmerzen dafür, dass etliche Patienten bei einem schlimmen Anfall gar glauben, sie hätten einen Herzinfarkt. Schließlich heißt Sodbrennen auf Englisch auch „heart burn“, Herzbrennen.
Beschwerden oft abgetan
Da viele davon betroffen sind, werden die Beschwerden oft allerdings abgetan und nicht ernst genommen. Davor warnt OA Dr. Andreas Tschoner, Leiter der Reflux-Ambulanz am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern (OÖ), eindringlich: „Jemand, der regelmäßig Sodbrennen hat und es unbehandelt lässt, hat ein 40-fach erhöhtes Risiko, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken. Eine Magenspiegelung ist wichtig, damit Karzinome früher entdeckt werden.“
Warum es brennt
„Mageninhalt, genauer gesagt Magensäure, fließt zurück in die Speiseröhre. Die Schleimhaut ist nicht dafür gemacht, solche pH-Werte auszuhalten. Daher kommt es zu Entzündungen und das tut weh“, erklärt Reflux-Spezialist OA Dr. Andreas Tschoner.
Jemand, der regelmäßig Sodbrennen hat und es unbehandelt lässt, hat ein 40-fach erhöhtes Risiko, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken.
OA Dr. Andreas Tschoner, Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern
Bild: Ordensklinikum Linz Werner Harrer Fotograf
Fett und Zucker machen zu schaffen
Begünstigt wird die Refluxkrankheit durch große Mahlzeiten, fett- und zuckerreiche Gerichte sowie kohlensäurehaltige Getränke wie auch scharfe und stark gewürzte Speisen. Der Magen reagiert auf diese Lebensmittel mit vermehrter Säureproduktion. Diese hilft eigentlich beim Zerlegen der Nahrung, damit der Körper die verschiedenen Bestandteile auch wirklich gut aufnehmen kann.
Bei Reflux gerät dieses System allerdings aus dem Gleichgewicht. Der Rückfluss tritt ein, weil die Funktion des Schließmuskels, ein sogenanntes Ventil zwischen Speiseröhre und Magen, gestört ist. Im Gegensatz zum Magen besitzt die Schleimhaut der Speiseröhre keinen natürlichen Schutz.
Wann zum Arzt?
Wer ab und zu direkt nach dem Essen etwas Sodbrennen bemerkt, muss sich noch keine Sorgen machen. „Treten die Beschwerden aber auch bei nüchternem Magen oder in der Nacht auf, ist es ein Indiz dafür, dass der Verschlussmechanismus nicht mehr funktioniert. Dann sollte man einen Arzt aufsuchen“, rät Dr. Tschoner.
Wie wird behandelt?
Medikamentös kommen in der Regel sogenannte Protonenpumpenblocker zum Einsatz. Diese verringern die Magensäure und bringen die Beschwerden meist zum Verschwinden. „Es rinnt zwar trotzdem Mageninhalt zurück. Aber indem weniger Säure gebildet wird, spüren es die Betroffenen nicht mehr. Manche Patienten nehmen auch vor einem Grillfest oder einer Feier eine Tablette ein, um kein Sodbrennen zu bekommen“, so OA Dr. Tschoner.
Alle fünf Jahre ist eine Gastroskopie angezeigt. „Wenn die Beschwerden hartnäckig sind und immer wiederkehren, raten wir zur Magenspiegelung. Im Rahmen der Untersuchung können Ärzte die Schädigung der Schleimhaut und das Ausmaß der Entzündung erfassen“, erklärt der Experte. Wird gastroösophageale Refluxkrankheit festgestellt, kann auch in Form einer Operation behandelt werden. Bei dem rund einstündigen Eingriff wird das defekte Ventil rekonstruiert.
Zwerchfellbruch als Ursache
„Oft ist auch ein Zwerchfellbruch Ursache für das Sodbrennen. Diesen behebt man mit dem Eingriff gleich mit: Aus einem Teil des Magens und der Magenblase wird eine Manschette rund um die Speiseröhre gebildet und somit die Funktion des Ventils wieder hergestellt. Allerdings sollte man danach beim Essen vor allem auf die Mengen, die verzehrt werden, achten. Bei regelmäßiger Überdehnung verliert das neue Ventil erneut an Spannung“, erläutert Dr. Tschoner.
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