Der Pflegeheimbetreiber SeneCura wehrt sich gegen die Vernachlässigungs-Vorwürfe, die nach dem Tod eines 89-jährigen Bewohners laut geworden waren. Im Harder Heim habe es keine Missstände gegeben.
Der Fall hat hohe Wellen geschlagen: Nach dem Tod eines 89-Jährigen in einem Vorarlberger SeneCura-Pflegeheim im August 2022 hatten die Angehörigen vor einigen Wochen über die Rechercheplattform „Dossier“ schwere Vorwürfe öffentlich gemacht. Laut dem Bericht soll der 89-Jährige innerhalb von drei Monaten 15 Kilo abgenommen und nur noch 46 Kilogramm gewogen haben. Der Senior war zuvor nach einer Herzoperation und einsetzender Demenz zum Pflegefall geworden.
Sein Einzug ins Pflegeheim erfolgte im April 2022. Den Söhnen sei die rapide Gewichtsabnahme des Vaters schnell aufgefallen, auf entsprechende Hinweise habe das Heim aber nicht reagiert. Nach nur wenigen Wochen in der Einrichtung musste der Mann zudem wegen eines Wundliegegeschwürs (Dekubitus) operiert werden.
Unabhängige Sachverständiger
Amtssachverständige und Pflegeanwalt haben den Sachverhalt untersucht, Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne) setzte weiters eine unabhängige Expertenkommission ein, um Vertuschungsvorwürfen entgegenzutreten. Und nun legt auch die SeneCura selbst zwei Gutachten vor, die das Unternehmen bei zwei unabhängigen Sachverständiger in Auftrag gegeben hatte. Demnach bestätigen sowohl Hans Jürgen Heppner, Lehrstuhlinhaber für Geriatrie an der Universität Erlangen-Nürnberg, als auch Jürgen Osterbrink vom Institut für Pflegewissenschaft der Paracelsus-Privatuniversität Salzburg, dass keine Vernachlässigung des Mannes zu erkennen sei.
Emotionale Reaktionen sind verständlich, wenn ein schwerkranker Mensch etwa aufhört zu essen. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort sind auch für den Umgang mit diesen Situationen geschult und der Vorwurf schwerer Pflegefehler macht sie betroffen. Umso wichtiger ist es, wenn ihre tägliche Arbeit nicht nur von den zu Pflegenden und ihren Angehörigen, sondern jetzt auch von den Experten als qualitätsvoll eingeschätzt wird.
Daniel Siegl, SeneCura-Regionaldirektor Tirol/Vorarlberg
Laut Osterbrink seien „die Vorwürfe der Angehörigen nicht nachvollziehbar“, die Pflege könne „als bemüht und umsichtig durchgeführt beschrieben werden.“ Lediglich in der Dokumentation habe es teilweise Lücken gegeben. Heppner verweist unter anderem auf fortschreitende Demenz als Ursache für eine starke Gewichtsabnahme. Wo der vorgeworfene Dekubitus entstanden sei, sei nicht mehr zu eruieren – jedenfalls sei die Wundbehandlung laut Dokumentation indikationsgerecht erfolgt.
SeneCura-Geschäftsführer Anton Kellner sieht sein Unternehmen jedenfalls entlastet: „Der zentrale Vorwurf der Vernachlässigung wird in beiden Gutachten klar verneint.“
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