30.07.2024 22:15

Wohnungsflaute:

Wettbewerb um leistbare Wohnungen nimmt zu

Die am Boden liegenden Bewilligungszahlen werden den Druck auf den ohnehin angespannten Wohnungsmarkt erhöhen, auch weil längst nicht jede bewilligte Wohnung sofort gebaut wird. Im „Club 3“ diskutierten dazu die Geschäftsführerin der Mietervereinigung Elke Hanel-Torsch, Obmann der „Wien-Süd“ Andreas Weikhart sowie Wohnbauexperte Wolfgang Amann. 

Inmitten der eskalierenden Wohnraumkrise in Österreich zeichnet sich ein düsteres Bild ab: „Wir erleben derzeit massiv gestiegene Baukosten und Zinsen, gepaart mit einer noch nie dagewesenen Inflation. Das führt dazu, dass wir in jüngster Vergangenheit rund 85.000 Baubewilligungen pro Jahr hatten. Dieses Jahr werden es nur etwa 40.000 sein“, so Wohnbauexperte Wolfgang Amann. 

Wien-Süd kommt pro Wohnung auf 40 Vormerkungen
„Der private Wohnbau hat am Bedarf vorbei gebaut. Es wurden vor allem die klassischen Anlegerwohnungen mit 1-2 Zimmern errichtet. Das rächt sich jetzt“, erklärt Andreas Weikhart, Obmann der Wien-Süd. „Bei uns als gemeinnütziger Wohnbauträger erhalten wir mittlerweile pro Wohnung zwischen 30 und 40 Bewerbungen. Wir können die Nachfrage längst nicht mehr bedienen.“

Dass der gemeinnützige Wohnbau sich großer Beliebtheit erfreut, unterstreicht auch die Präsidentin der Mietervereinigung, Elke Hanel-Torsch. Dies liegt aber nicht nur an den im Schnitt um 20 % günstigeren Mieten und der hohen Wohnqualität (wie beispielsweise mit Dachpool oder Urban Gardening), sondern auch an unbefristeten Verträgen. Sie macht darüber hinaus private Immobilienspekulanten für die steigenden Preise verantwortlich. „Früher konnte sich die Mittelschicht Wohnraum leisten, heute ist das oft nicht mehr möglich. Hier haben auch Spekulanten eine Verantwortung, die die Preise in die Höhe getrieben haben. Deswegen ist auch die Nachfrage nach gemeinnützigen Wohnungen und Gemeindebauten enorm gestiegen, weil diese weiterhin im Vergleich leistbar sind. Entsprechend hoch ist dort auch die Wohnzufriedenheit“, so Hanel-Torsch.

Wohnungen mit Pool am Dach (Bild: Gerald Anetzhuber)
Wohnungen mit Pool am Dach

Wohnbaupaket kommt zu spät
Hanel-Torsch, welche sich seit 20 Jahren für mehr Regulierung und gemeinnützigen Wohnbau einsetzt, betont: „Die geplanten Wohnbaupakete kommen zu spät, um den aktuell überlasteten Mietern zu helfen. Es braucht den politischen Willen, um hier stärker gegenzusteuern.“ Obwohl zahlreiche Vorschläge von der Mietervereinigung und von den gemeinnützigen Bauträgern bereitliegen, hapert es an der Umsetzung seitens der Politik“, warnt die Expertin vor einer weiteren Verschärfung der Lage. Sie fordert rasch eine Reform des Mietrechtsgesetzes, um Preisgrenzen festzulegen und Vorgaben für unbefristete Mietverträge.

Andreas Weikhart, Wolfgang Amann, Elke Hanel-Torsch und Tanja Pfaffeneder (von links nach rechts)   (Bild: krone.tv)
Andreas Weikhart, Wolfgang Amann, Elke Hanel-Torsch und Tanja Pfaffeneder (von links nach rechts)  

Hinzu kommt: „Was heute beschlossen wird, wirkt erst in 2-3 Jahren. Gleichzeitig werden die Verfahren im Wohnungsneubau durch Bürokratie und verstärkte Einspruchsrechte oft um Jahre hinausgezögert. „Die Kosten übernehmen früher oder später die Mieter“, warnt der Obmann der Wien-Süd. Er wünscht sich eine Beschleunigung der Verfahren, einen Abbau der rund 5000 Vorschriften und eine Erhöhung der Förderungen, um mehr leistbaren Wohnraum zu ermöglichem. Die Nachfrage danach ist ohne Zweifel da!

„Club 3“ sehen Sie wie gewohnt jeden Dienstag ab 22:15 Uhr auf krone.tv 

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