80. Geburtstag

Klinger: Frauen waren im ORF Sprechpuppen

Adabei Österreich
31.07.2024 11:02

Für die älteren Österreicherinnen und Österreicher hat Eva Maria Klinger den Status einer Fernsehlegende. Als eine der ersten „Ansagerinnen“ auf den heimischen Bildschirmen erreichte sie nahezu 100 Prozent Bekanntheit. 

Kurz vor ihrem 80. Geburtstag am 8. August, den sie mit ihrem Sohn und dessen Familie an der französischen Atlantikküste verbringen wird, blickte die Kulturjournalistin auf ihr Leben zurück. Sie habe immer als „als blond und herzig“ geholten und das stört sie noch heute. 

„Blonde und herzige“ Sprechpuppe
„Als ich am 27. Juni 1967 diesen Sprecherinnen-Wettbewerb gewonnen habe, der von Hans-Joachim Kulenkampff geleitet wurde, war ich ein nettes, junges, offensichtlich relativ telegenes Mädchen von 22 Jahren. Bald galt ich immer als blond und herzig“, erzählte sie der APA und fügte hinzu: „Das hat mich natürlich gestört, weil ich gedacht habe, ich bin nicht nur herzig, ich kann auch denken und reden. Aber das hat damals im ORF niemanden interessiert.“

Damals seine Frauen im ORF entweder Putzfrauen, Sekretärinnen oder Sprechpuppen gewesen. „Wir durften die Texte ja auch gar nicht selber schreiben, sondern mussten die paar Sätze, die wir bekommen haben, auswendig lernen. Das war der Anfang der sogenannten großen Popularität, denn Fernsehen war damals wichtig. Rundherum waren Männer für alles verantwortlich.“

Studium hat nichts geändert
Da habe sie sich gedacht: „Jetzt mach ich mein Studium fertig, und wenn ich dann die Frau Doktor bin, werden alle ein bisschen respektvoller mit mir umgehen. Dann hab ich im Sommer 1970 promoviert – und es hat sich nichts geändert. Das war erst im Laufe der 1970er mit der Frauenbewegung der Fall. Der ORF war eben ein Spiegelbild der Gesellschaft. Das geht gar nicht gegen Gerd Bacher, den ich hochgeschätzt habe. Er war von den fünf Generalintendanten und der einen Generalintendantin, die ich gehabt habe, der bedeutendste ...“

Eva Maria Klinger (Bild: APA/BARBARA GINDL)
Eva Maria Klinger

„Achtung Kultur“ und „K 1“
Neben ihrer Sprecherinnentätigkeit konnte sie im Studio Wien mitarbeiten. „Einer meiner Lehrmeister war Max Eissler (1929-2002, Anm.). Bei ihm durfte ich damals meine ersten Fernsehbeiträge machen. Eigentlich wollte ich aber in die Kulturredaktion und hab‘ auch im Studio Wien kulturelle Beiträge gemacht – etwa über die Altstadterhaltung am Spittelberg.“ Nachdem sie sich als Beitragsgestalterin bewährt hatte, übersiedelte sie 1984 in die Kulturredaktion des Radiosenders Ö1. „Dort bin ich fast acht Jahre geblieben und habe in einer sehr angenehmen und sachbezogenen Atmosphäre sehr viel gelernt.“

1992 übersiedelte sie wieder ins Fernsehen, moderierte die Magazine „Achtung Kultur“ und „K 1“ und gestaltete zahlreiche Beiträge, Dokumentationen und Porträts – etwa über Claus Peymann und Klaus Maria Brandauer. Dem Schauspieler und Theaterleiter Helmuth Lohner widmete sie 2015, wenige Monate nach seinem Tod, die einfühlsame Biografie „Nie am Ziel“. Dem Theater gehörte als Berichterstatterin ihre ganze Leidenschaft – was sie in ihre langjährige Tätigkeit als Jurorin des Nestroy-Theaterpreises ebenso einfließen ließ wie in ihre „JosefStadtgespräche“, die sie seit 2006 einmal monatlich mit Künstlerinnen und Künstlern des Theaters in der Josefstadt führt.

Ihren Geburtstag wird die leidenschaftliche Golfspielerin mit Sohn, Schwiegertochter und ihren zwei Enkeln an der französischen Atlantikküste verbringen. Als „sportlichen Aktivurlaub“, wie sie versichert. Auch, um fit für die nächste Theatersaison zu werden.

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(Bild: kmm)



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