Die griechische Künstlerin Elli Papakonstantinou bespielt mit ihrer Produktion „Die Gütigen“ historisch belastete Orte. Bei La Strada ist sie damit auf dem Areal des ehemaligen NS-Arbeitslagers in Liebenau zu sehen. Mit der „Krone“ sprach sie vorab über die heilende, aber auch mahnende Funktion der Kunst.
„Orte wie Mauthausen sind immer noch offene Wunden in der Geschichte der Menschheit“, sagt Elli Papakonstantinou. Im ehemaligen Konzentrationslager der Nazis in Oberösterreich hat die griechische Künstlerin die Produktion „Die Gütigen“ erarbeitet. „Ich habe die Geschichte des Ortes recherchiert und bin zuerst einmal in eine Schockstarre verfallen“, sagt sie.
Wie soll man aus dem Horror, der dort passiert ist, Kunst machen? „Aber Kunst kann auch heilend sein, ein Prozess, der uns dabei hilft, besser zu verstehen“, sagt sie. Dafür hat sie Texte von Überlebenden genauso verwendet wie Passagen aus Aischylos‘ „Orestie“, denn: „Schon in der Antike waren Gewalt und die Traumata, die diese auslösen kann, ein großes Thema. Es ist quasi eine Konstante der Menschheit“, sagt Papakonstantinou.
In „Die Gütigen“ lädt sie die Besucher zu einem Abendessen an einem historisch belasteten Ort – und konfrontiert sie dabei mit der Geschichte des Ortes. In Graz wird das Stück auf dem Areal des Lagers Liebenau gezeigt – dem größten NS-Zwangsarbeiterlager der steirischen Hauptstadt. „Für die Grazer Version haben wir die Geschichte des Lagers in das Stück eingearbeitet. Das Traurige aber ist: Je öfter ich diese Produktion adaptiere, desto klarer wird auch, dass diese Orte eigentlich alle eine sehr ähnliche Geschichte haben“, sagt Papakonstantinou.
Dazu gehöre auch, dass die Menschen vor Ort lange nicht darüber sprechen wollten: „Solche Orte traumatisieren ja nicht nur die Opfer, sondern auch die Menschen, die in der Gegend leben.“ Das Resultat sei meistens, dass schlicht nicht viel über die Geschichte gesprochen wird. „Aber wer nicht über die Geschichte sprechen und nachdenken will, der läuft halt auch Gefahr, sie zu wiederholen“, sagt sie.
Und so soll ihre Produktion nicht nur ein Akt der Heilung sein, sondern auch ein Weckruf: „Die rechtsextremen Tendenzen werden auch in Europa immer stärker. Und ich empfinde es als meine und unsere moralische Verpflichtung, den künftigen Generationen die Wahrheit über die Vergangenheit zu erzählen, weil nur mit diesem Wissen können sie die Zukunft überleben“, sagt Papakonstantinou.
Zu sehen am 1. und 2. August (jeweils 20.30 Uhr) bei La Strada in Graz.
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