Winkel-Carver

KTM 990 Duke: Das Bad Bike mit der Monster-Maske

Motor
07.08.2024 10:00

Stärker, schneller, ärger – auch bei den Naked Bikes mit rund 1000 ccm Hubraum hat das Wettrüsten längst begonnen, bis über 200 PS reichen mittlerweile die Möglichkeiten. Doch hier kommt eine echte Empfehlung für Freunde der Land- und Passstraßen: die KTM 990 Duke – mit wilden 123 PS. Ja, wild.

(Bild: kmm)

Wild ist da zunächst mal die Erscheinung. So eine Frontmaske muss man sich erst einmal trauen. Der eine oder andere könnte vermuten, dass da etwas fehlt, eine Streuscheibe oder eine Abdeckung, aber nein, das gehört so. Not a bug, but a feature. Wobei „bugs“, also Insekten, hier häufige und besonders unwillkommene Gäste sind – sie zerplatzen nicht so wie sonst auf glatten Flächen und lassen sich abwischen, sondern verteilen sich in unzähligen Kanten. Sie aus den Winkeln zu carven ist lästig, aber er zahlt sich aus. Denn wir haben hier einen Freudenspender erster Güte, der sich praktisch keine Schwäche leistet.

(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)

Die 990 Duke ist das Ergebnis einer hubraumvergrößernden Evolution. Maß der LC8c-Twin in der 890 R noch 889 ccm, sind es hier in der überarbeiteten Version (neue Kolben, modernisierte Kurbelwelle, überarbeitete Kolbenstangen) 947 ccm. Mehr Schwungmasse verbessert die Laufruhe, 123 PS bei 9500/min. und 103 Nm bei 6750/min. sorgen für einen hervorragenden Antritt. Wenn man es in einem der scharfen Fahrmodi richtig laufen lässt, weiß man: Man bracht kein stärkeres Bike.

Bei braven Ortsdurchfahrten stellt das Triebwerk mit spürbarem Konstantfahrruckeln Langeweile zur Schau, doch lässt man es von der Leine, ist es so spritzig, dass man es tatsächlich für stärker hält. Zwischen 2500 und 10.000 Touren ist alles da, was man braucht.

(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)

Dazu ist die kleine Duke herrlich handlich, wirkt mit ihren 190 kg superleicht und zieht mit wenig Kraftaufwand ums Eck. Auch hier kann man vom Winkel-Carven sprechen, aber auf sehr viel angenehmere Art. Sie hängt frisch und munter am Gas, der optionale Quickshifter macht keine Fehler und die Bremsen (vorn zwei radiale Vierkolbensättel an 300er-Scheiben) sind eine Macht für sich. Klar, Kurven-ABS, dazu auch ein Supermoto-Mode. Beim Stoppen bewährt sich die bis dahin einfach nur als fein empfundene Sitzposition – man kann sich bestens mit den Knien am Tank abstützen. Seine 14,8 Liter reichen bei gut 5 l/100 km Verbrauch nicht einmal für 300 Kilometer.

Der Motor steckt mittragend im Gitterrohrrahmen. Das WP-APEX-Fahrwerk fördert das Selbstvertrauen, weil man ihm schnell vertraut. Es agiert transparent, prägnant, aber nicht brachial und lässt sich manuell einstellen: die 43-mm-Gabel in Zug- und Druckstufe fünffach, das direkt angelenkte Federbein an der Zweiarmschwinge fünffach in der Zugstufe; mit Werkzeug kann man zusätzlich die Vorspannung anpassen.

(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)

Auch die Bedienung über die linke Lenkerarmatur und das gut ablesbare, blendfreie 5-Zoll-TFT-Display ist hervorragend. Mit der Logik findet man sich schnell zurück. Ein echter Gewinn ist der aufpreispflichtige Tempomat. Mit den beiden großen Plus- und Minus-Tasten lässt sich das eingestellte Tempo variieren – aber Achtung: Ohne aktivierten Tempomaten greifen diese Tasten in die Traktionskontrolle ein – da kann es schnell ein böses Erwachen geben (oder ein Einschlafen, wenn die Elektronik plötzlich zu früh eingreift).

(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)

Wer den vollen Elektronik-Spaß haben will, darf es nicht bei den 16.399 Euro Grundpreis (bis Ende August gelten Aktionspreise) belassen, sondern muss wohlfeile 963 Euro für das Tech Pack anlegen. Dazu gehört neben Tempomat, Quickshifter+, Motorschleppmomentregelung und adaptives Bremslicht auch das Track Pack. Dieses wiederum umfasst u.a. die neunstufige Anpassung der Traktionskontrolle, den in fünf Höhen einstellbaren (Anti-)Wheelie-Modus oder die Extra-Fahrmodi Performance und Track. Darüber hinaus gibt es auch noch einiges an „Performance Parts“ & Co.

Suchspiel für Neulinge: Das Schloss für den Stauraum unterm Sitz befindet sich gut versteckt hier im Rahmen. (Bild: Stephan Schätzl)
Suchspiel für Neulinge: Das Schloss für den Stauraum unterm Sitz befindet sich gut versteckt hier im Rahmen.
(Bild: Brandner)

Ab Werk sind alle Bikes mit der kompletten optionalen Software ausgestattet. Dieser Demo-Mode ist für die ersten 1500 Kilometer aktiv, sodass man ausprobieren kann, ob man die Features dauerhaft haben möchte. Man kann das dann bei jedem KTM-Händler freischalten lassen, wenn es einem den Aufpreis wert ist.

Fahrzit
Leicht, handlich, spritzig und fahrsicher – die KTM 990 Duke ist genau das, was es für den großen Fahrspaß wirklich braucht. Da macht es auch nichts, dass es etwas aufwendig ist, ihr immer wieder die Schnauze zu polieren.

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(Bild: KMM)



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