Fassungslosigkeit herrscht in einem kleinen Ort im Hausruckviertel (OÖ): Nach einem tragischen Todesfall wurde dort in der Aufbahrungshalle direkt neben dem Sarg eine Spendenbox aufgestellt, wo Geld für den Sohn des Verstorbenen gesammelt wurde. Doch die Box verschwand, die „Krone“ kennt die Hintergründe
Unglaubliches hat sich – wie erst jetzt bekannt wurde – vergangene Woche in der 700-Seelen-Gemeinde Heiligenberg im Bezirk Grieskirchen abgespielt: Eine in der örtlichen Aufbahrungshalle aufgestellte Spendenbox mit mehreren hundert Euro ist weg – mutmaßlich gestohlen.
Sohn will Lebenswerk des Vaters weiterführen
Geld, das für den 16-jährigen Sohn des Verstorbenen als Startkapital gedacht gewesen wäre. Der Bursch will nach dem frühen Tod des Vaters dessen Lebenswerk am Bauernhof der Familie fortführen und hätte den Betrag verwendet, solange die Konten gesperrt sind. Diese Möglichkeit wurde ihm genommen: Vergangenen Mittwoch konnten Trauernde von 14 bis 21 Uhr in der Aufbahrungshalle vom verstorbenen Landwirt Abschied nehmen.
Bestatterin erschüttert
Während dieser Zeit war direkt neben dem Sarg auch die versperrte Spendenbox aufgestellt. „Über Nacht ist die Halle zugesperrt. Als der Totengräber am nächsten Morgen gegen 6 Uhr aufgeschlossen hat, war die Box noch da. Als unsere Mitarbeiterin gegen 8.30 Uhr dort angekommen ist, war sie weg“, erzählt Daniela Pfleger vom Bestattungsunternehmen Klaffenböck aus Neukirchen/Walde.
Erster derartiger Vorfall
Sie hat den Diebstahl bei der Polizei zur Anzeige gebracht, dort bestätigt man, dass es Ermittlungen gibt. „Wir stellen die Box schon seit 15 Jahren bei Begräbnissen auf, noch nie ist so etwas passiert. Das ist total pietätlos, ein Wahnsinn“, sagt die Bestatterin.
Das ist total pietätlos, ein Wahnsinn.
Daniela Pfleger, Bestatterin
Mehrere hundert Euro Schaden
Sie schätzt, dass bereits mehrere hundert Euro gesammelt worden waren, teilweise in Kuverts mit persönlichen Worten an die Trauerfamilie. Ob es diese Form der finanziellen Unterstützung auch in Zukunft geben wird, sei unklar. „Wir haben aber die Erfahrung gemacht, dass es vielen zu kompliziert ist, das Geld zu überweisen“, so Pfleger.
„Wer tut so etwas?“
Anna Roiter ist Pfarrgemeinderatsobfrau in Heiligenberg und kennt die Hinterbliebenen persönlich: „Keiner im Ort kann verstehen, wer so etwas tut. Die Familie hat eh schon genug durchgemacht, jeder hätte ihnen das Geld gegönnt.“
Gestohlen wird, was nicht niet- und nagelfest ist. So lautet zumindest die Meinung in einem breiten Teil der Bevölkerung, die sich auch mit den Erfahrungen einer Lokalredakteurin deckt. Und scheinbar gibt es keine Grenzen mehr.
In eine Leichenhalle zu schleichen und dort direkt neben dem Sarg Geld zu entwenden, ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten. Man will sich gar nicht vorstellen, wie die Langfinger Kuverts mit persönlichen Worten an die Trauernden öffnen und achtlos wegwerfen, um dann das Geld einzustecken. Egal ob man nun gläubig ist oder nicht, die Totenruhe sollte eigentlich jedem heilig sein.
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