Auftakt Zweite Liga

Beichler: „Unser Fußball kann eine Waffe sein“

Salzburg
02.08.2024 11:00

Liefering startet heute gegen die Vienna in die zweite Liga. Nach sieben Spielen als Interimscoach in der vergangenen Saison geht Daniel Beichler in seine erste volle Saison als Cheftrainer. Vor dem Auftakt sprach der 35-Jährige mit der „Krone“ über das Traineramt, Saisonziele und die Liga.

Daniel, heute beginnt die neue Saison, wie groß ist die Vorfreude?

Natürlich groß ja. Wir haben eine lässige Vorbereitung hinter uns, wobei das wahrscheinlich jeder Trainer sagen wird, dass die Vorbereitung super war (lacht). Wir können dahingehend mit einem guten Gefühl reingehen, weil wir hart gearbeitet haben und auch im Nachhinein nichts anders gemacht hätten.

Warum war eure Vorbereitung „super“?

Bei Liefering ist die Fluktuation doch eine größere, Spieler gehen zu Red Bull Salzburg oder verlassen den Klub, einige Jungs kommen hoch von der U18. Da war für uns einfach wichtig, ein gutes Kollektiv zu werden. Da können wir als Trainer helfen, aber in erster Linie müssen das die Jungs selber machen. Wie sie es gemacht haben, hat mir aber sehr gut gefallen. Wir haben bei der Spielidee gute Schritte nach vorne gemacht, sind aber noch nicht da, wo wir sein wollen.

Hat sich an der Spielidee der letzten Jahre etwas geändert?

Ja, wir wollen pro-aktiv sein und ich will ein starkes Kollektiv sehen, man soll in jeder Situation die Idee dahinter erkennen. Das Wichtigste ist, und ich glaube diese Kultur haben wir mittlerweile verinnerlicht, dass wir uns unabhängig von externen Faktoren machen und immer bei uns sind.

Was erwartest du von den Spielern, die von der U18 hochgezogen wurden?

So wie sie es bisher machen, sie sollen Erfahrungen machen und sich an den Männerfußball gewöhnen. Es ist mir bewusst, dass dieser Prozess einfach unterschiedlich ist, das lassen wir auch zu. Es ist wichtig für mich, dass sie offen sind Dinge anzupassen. Ich erwarte mir, dass sie ein bisschen Unbeschwertheit reinbringen.

Letzte Saison warst du noch interimistisch im Amt, nun bist du fix der Cheftrainer, hat sich für dich dadurch etwas geändert?

Du denkst jetzt schon noch einmal langfristiger, in den sieben Spielen ging es darum, dass wir in der kurzen Zeit die wichtigsten Dinge, die mir schlussendlich wichtig sind, auf und außerhalb des Prozesses einbringen. Jetzt weißt du, dass du im Normalfall länger mit den Jungs zusammenarbeitest als sieben Spiele. Von dem her ist es dahingehend ein bisschen was anderes.  Aber im täglichen Tun ist es jetzt kein Unterschied.

Was nimmst du jetzt aus diesen sieben Spielen mit in die neue Saison? 

Dass der Fußball, den wir uns im Trainerteam vorstellen, wenn man es auf den Punkt bringt, gut funktionieren kann. Dass es gut zum Zuschauen ist. Es ist uns auch wichtig, dass es ein attraktiver Fußball ist. Für mich, war es Gold wert einfach ein bisschen in der zweiten Liga zu spüren, was es heißt, in der zweiten Liga Trainer zu sein. Was es für die Jungs braucht von unserer Seite. Das ist eine Erfahrung, die cool war für mich.

Was heißt es für dich, Trainer in der Zweiten Liga zu sein?

Zu wissen, was oft von den Gegnern kommt. Sehr häufig, wenn du Spiele vom Gegner anschaust, dass sie es gegen uns komplett anders machen. Weil sie dann auf jeden Fall noch einmal mehr die Tendenz haben, Bälle zu schlagen, auf zweite Bälle zu gehen. Standards sind ein Riesenthema, wo wir in den letzten sieben Spielen richtig gut waren. Aber auch Tore kassiert haben. Speziell bei einer jungen Mannschaft gegen eine Erwachsene. Das sind so Elemente, wo du viel vom Gegner anschaust und siehst, dass es häufig gegen uns ein bisschen anders kommt. Das sind Erfahrungen, die für uns gut waren.

Daniel Beichler im Gespräch mit der „Krone“ (Bild: ANDREAS TROESTER)
Daniel Beichler im Gespräch mit der „Krone“

Bei Liefering geht es hauptsächlich um die Entwicklung, aber habt ihr auch ein Saisonziel? 

Keine Tabellenposition an sich. Auch das ist für mich so ein Faktor, wo ich sage, ob wir jetzt Dritter oder Achter sind, am Ende geht es für uns trotzdem darum, dass wir unseren Fußball spüren. Innerhalb dieses Fußballs wollen wir, dass die Jungs sich maximal entwickeln können. Und natürlich mit dem besten Szenario, dass wir die Jungs zum Kooperationspartner ins Stadion kriegen. Dass das nicht bei allen möglich ist, ist auch klar. Aber wir wollen zumindest so arbeiten, dass wir die Wahrscheinlichkeit erhöhen. Es ist nicht so, dass ich vor die Mannschaft trete und sage, den Tabellenplatz wollen wir erreichen. Der Ansatz ist es, dass wir jedes Spiel so bestreiten, dass wir hohe Wahrscheinlichkeit haben, das Spiel zu gewinnen.

Aber ihr hättet sicherlich gerne einen entspannteren Herbst.

Das ist natürlich die Wahrheit, dass wir in den letzten zwei Spielzeiten eineinhalb Jahre im Abstiegskampf waren. Am Ende möchte ich mich mit der Vergangenheit an sich nicht so großartig beschäftigen. Aber das ist Fakt. Das Frühjahr war dann natürlich sehr, sehr ordentlich. Aber es geht nicht darum, dass wir von den Punkten her einen besseren Herbst spielen als die letzten zwei. 

Wie schätzt du generell die zweite Liga ein?

Ich würde mich täuschen, wenn es heuer sehr einseitig wird vorne. Ich schätze schon Ried und Admira als die großen Favoriten ein. Ich glaube auch, dass die Vienna eine gute Rolle spielen kann. Ob das dann wirklich für ganz vorne reicht, weiß man nicht. Aber sonst ist es enger als es voriges Jahr war. Sowohl hinten als auch vorne. Es waren dann doch schon massive Abstände. Du siehst eigentlich so links und rechts erst nur Clubs, welche Ambitionen sie haben. Was da dazu gekauft ist und möchten ganz anders auftreten als voriges Jahr. Jetzt habe ich natürlich die Erfahrung nicht, ob das voriges Jahr das gleiche war aber da sind viele ambitionierte Clubs, dementsprechend erwarte ich mir einfach noch einmal eine größere Dichte.

Gibt es Spieltermine, die du dir im Kalender angestrichen hast?  Zum Beispiel das Duell mit Voitsberg und Jakob Jantscher?

Auf „Jantschi“ werde ich häufig angesprochen (lacht). Ich weiß, dass es der 1. November ist, aber ich fiebere dem Spiel jetzt nicht entgegen. Ich weiß jetzt einmal die ersten vier auswendig. Der Rest ist einfach für mich noch zu weit weg. Bis die vier Spiele einmal fertig sind, haben wir noch so viel zu tun. Aber es ist jetzt nicht so, dass wir irgendwas im Kalender anstreichen.

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Ich will, dass die Jungs sehr klar sind, dass sie das notwendige Vertrauen und die Überzeugung haben, dass die Idee von unserem Fußball eine richtige Waffe sein kann.

Daniel Beichler

Die Vienna hast du ja schon kurz angesprochen. Heute sind sie euer Auftaktgegner, was erwartest du?

Während den sieben Spielen haben wir ja schon gegen sie gespielt. Das war die einzige Niederlage. Dementsprechend, weil es für sie ein positives Ergebnis war, schätze ich sie taktisch sehr ähnlich ein. Wir gehen davon aus, dass sie in ihrer Raute auftreten, ein gutes Kollektiv und Kontinuität haben. Der Trainer ist geblieben, ein Pluspunkt für sie. Sie haben eine hohe Grundqualität und eine gute Ausgewogenheit im Kader. Wir erwarten schon eine super Herausforderung am ersten Spieltag, für die wir in der Vorbereitung versucht haben, gewappnet zu sein.

Was erwartest du von deiner Mannschaft zum Auftakt?

Dass sie sich ein Stück weit frei macht vom Ereignis des ersten Spieltags und ähnlich auftritt wie in den Testspielen. Es ist hundertprozentig klar, dass es trotzdem in den Köpfen was macht, da es ein Meisterschaftsspiel ist, aber ich will, dass die Jungs sehr klar sind, dass sie das notwendige Vertrauen und die Überzeugung haben, dass die Idee von unserem Fußball eine richtige Waffe sein kann. Wenn wir unseren Fußball auf die Platte bringen, können wir auch jeden Gegner besiegen. Davon bin ich überzeugt.

Du übernimmst ja auch die Youth League-Truppe, worauf wird es da ankommen?

Der Bewerb hat eine Wichtigkeit in diesem Haus. Wir tappen noch ein wenig im Dunkeln, welchen Weg wir gehen. Es ist ja abhängig von Red Bull Salzburg. Aber da haben wir in den letzten Jahren gezeigt, dass wir auf einem guten Niveau unterwegs sind. Im Verhältnis zu dem, was wir in der Liga machen wird sich da wenig verändern. Ich glaube schon, das hat man in den vergangenen Jahren gesehen, dass man den Vorteil immer wieder mal merkt,  dass wir schon zum Großteil im Erwachsenen-Fußball unterwegs sind. Ich freue mich natürlich auf das, was kommt. Ich hoffe natürlich, dass Red Bull in die Gruppenphase der Champions League einzieht.Für den Klub an sich, aber auch für uns. Sechs garantierte Spiele. Das wäre natürlich top.

 Welchen Stellenwert hat die Youth League bei dir?

Als Cheftrainer in den Bewerb zu gehen, ist eine coole Geschichte. Ich habe jetzt mittlerweile die zwei Jahre Erfahrung in dem Bewerb als Co-Trainer. Das wird mir auch helfen.

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