Austria Salzburg geht als Titelverteidiger in die Westliga-Saison 2024/25. Im Interview mit der „Krone“ wenige Tage vor dem Start sprach Obmann David Rettenbacher über den Traum von der 2. Liga, das Stadion und über sein eigenes Amt, von dem er selbst nie geträumt hat.
„Krone“: Herr Rettenbacher, die neue Saison steht vor der Tür: Worauf fiebern Sie am meisten hin?
David Rettenbacher: Im Endeffekt auf jedes einzelne Spiel. Wir glauben, dass wir uns gut verstärkt haben und in der Breite noch besser aufgestellt sind als vergangenes Jahr. Aber es wird auch eine Zeit lang dauern, bis sich die neuen Spieler vollständig in das Spielsystem integrieren. Wenn alles optimal läuft, freue ich mich am meisten auf jenes Spiel, in dem wir den Meistertitel fixieren und die Lizenz in der Tasche haben. Gerne in einem Heimspiel.
Welche Lehren haben Sie aus der vergangenen Saison gezogen als Vorstand? Sportlich hat man die Aufgaben ja erledigt.
Gerade im Frühjahr war es ein besonderer Druck, eine besondere Zeit für die Mannschaft. Dafür möchte ich noch einmal meinen Respekt ausdrücken. Als Vorstand haben wir es nicht geschafft, die Zulassung zu bekommen. Fakt ist, dass wir gescheitert sind, obwohl ich uns nicht wirklich etwas vorwerfen kann. Trotz toller Unterstützung durch die Stadtpolitik und den zuständigen Behörden ist der ganze Prozess auch von externer Seite vielleicht zu spät ins Laufen gekommen. Aber klar, wir hätten alles noch früher vorbereiten können, jedoch haben wir im letzten Sommer selbst nicht erwartet, dass wir uns so schnell entwickeln. Wir hatten das Thema Aufstieg bis Oktober gar nicht im Kopf. Das ist der große Unterschied zu heuer. Wir machen keinen Hehl daraus: Wir wollen heuer den Aufstieg schaffen! Das ist unser klares Ziel.
Was würde der Aufstieg für den Verein bedeuten?
Unglaublich viel. Wir streben wie jeder Sportverein immer nach dem höchsten. Von der Regionalliga in die zweite Liga aufzusteigen, ist sicher ein sehr großer Schritt, das ist uns allen bewusst. Wir wollen beweisen, dass wir in der Gesamtheit besser aufgestellt sind als vor 9 Jahren, als wir schon mal kurzzeitig in der zweiten Liga waren. Daran wird die gesamte Austria-Familie arbeiten, daran werden wir uns messen lassen.
Es hat fast immer den Eindruck von Spitz auf Knopf gemacht. Läuft es heuer ähnlich oder anders?
Das stimmt, dennoch hatten wir jene Sachen, die wir als Verein erledigen mussten und wo wir direkten Einfluss hatten, zeitgerecht und vollumfänglich erfüllt und wurden von der Bundesliga für die Aufarbeitung ausdrücklich gelobt. Hätten wir den Baubescheid rechtzeitig bekommen, hätten wir die Lizenz bekommen. Wir kennen jetzt die Abläufe noch besser und befassen uns frühzeitiger mit der ganzen Thematik. Wenn wir sportlich so weit sind, wird der ganze Prozess dennoch wieder stressig werden, aber zeitlich nicht so eng.
Und auch wenn wir für viele andere sicher einer der Meisterschaftskandidaten sind – es ist Fußball, da kann man nichts planen. Deshalb werden wir uns auch nur dann um den Aufstieg bemühen, wenn er sportlich im Herbst in Reichweite ist.
Das Stadion in Maxglan ist mittlerweile spielfit. Gibt es noch etwas, woran Sie vor allem in Hinblick auf einen möglichen Aufstieg arbeiten müssen?
Der größte Punkt ist sicher das Flutlicht. War die Flutlichtanlage 2015 noch die modernste in Österreich, so müssen wir nun aufgrund von Gesetzesänderungen sämtliche Lampen tauschen. Die Gesamtkosten hierfür liegen im mittleren sechsstelligen Bereich. Unser Präsident Claus Salzmann ist hier sehr umtriebig und hat angekündigt das Thema mit diversen Partnern zu lösen, sobald absehbar ist, dass wir sportlich so weit sind. Claus leistet seit über sechs Jahren generell herausragende Arbeit. Ohne ihn wären wir nicht dort, wo wir jetzt sind. Ein weiterer Dank gebührt dem gesamten Vorstandsteam. Wenn man zurückdenkt, wo die Austria vor sechseinhalb Jahren gestanden ist, ist es schon beachtlich, was hier entstanden ist. Neben harter Arbeit steckt da auch viel Verzicht auf andere Dinge drinnen. Ohne unsere Mitglieder, Fans und Ehrenamtliche wäre das alles dennoch nie möglich gewesen. Sie stellen das Rückgrat des Vereins dar und das wird hoffentlich immer so bleiben.
In der 2. Liga ist es auch notwendig, professioneller aufgestellt zu sein. Wer hat eigentlich sportlich die Kompetenz im Verein?
Die liegt in der Spitze an Christian Schaider, darunter an seinem Trainerteam. Was bei uns ein bekanntes Thema ist, ist, dass wir im Vorstand im Endeffekt zu wenig sportliche Expertise haben und die Personalunion von Trainer und sportlicher Leiter, zwar aufgrund des großen Engagements von Christian und dem tollen Team dahinter derzeit noch funktioniert, aber für den nächsten Schritt nicht zukunftsfähig ist.
Daran möchte man also arbeiten?
Ja, das ist etwas, wo wir uns in Hinblick auf die 2. Liga besser aufstellen wollen. Wir haben das in der Vergangenheit bereits einmal gehabt, es hat aber nicht nach Wunsch funktioniert. Grundsätzlich ist das aber auch immer eine finanzielle Frage.
Sie sind seit knapp einem Jahr Obmann. Diese Rolle war doch nie ein Wunsch von Ihnen, oder? Wieso?
Ich wollte eigentlich immer nur Fan sein, zum Spiel gehen und dieses genießen. Maximal im Hintergrund mitarbeiten.
Hat sich dieses Gefühl geändert?
Sobald es einen geeigneten Nachfolger gibt, würde ich den Posten sofort zur Verfügung stellen. Dieser ist aber aktuell nicht wirklich in Aussicht. Klar ist aber auch: Ich selbst sehe mich zwar nicht als Idealbesetzung für diesen Posten, werde mich aber immer in den Dienst der Sache stellen und der Austria dort helfen, wo es unseren Mitgliedern als sinnvoll erscheint. Auf ewig kann und will ich das an vorderster Front aber nicht machen.
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