Die beiden leibhaftigen Cousinen Hannah und Laura Breitfuß komponieren im Familienurlaub erste Songs, starten ihre Indiepop-Karriere via New York statt über Wien und hat dort auch schon das zweite Album aufgenommen. Im „Krone“-Interview geben Laura und Hannah Breitfuß nähere Einblicke in ihren ganz besonderen Schaffensprozess.
Und plötzlich die ganz große Bühne – so ging es den Cousines Like Shit an einem brennheißen Sommertag Ende Juni beim Lido Sounds in Linz. Sie eröffneten einen stargespickten Festivaltag nonchalant im Sommeroutfit, mit coolen Sonnenbrillen und einer lässigen Slacker-Attitüde, die zuletzt ihr Debütalbum „Avant Trash“ durchzog und für eine gleichermaßen frische, wie nostalgische Farbe am heimischen Musikhimmel sorgte. Viel genießen konnten sie vom Festival dann nicht, Acts wie Kraftklub, Deichkind oder K.I.Z. gingen ohne Hannah und Laura Breitfuß über die Bühne. „Wir spielten tags darauf in St. Pölten“, erzählen sie der „Krone“ im Gespräch, „da wollten wir fit sein.“ Eine hohe Professionalität ist den beiden Künstlerinnen wichtig. Ob man auf ganz großen Festivalbühnen oder in kleinen Kellerclubs spielt, macht keinen Unterschied. „Bei so einer Gluthitze zu spielen ist nicht leicht, zumal unsere Musik eher in den Abend passt. Aber alles nicht so schlimm, da muss man einfach adaptiv sein.“
Erst jetzt alles realisiert
Die beiden Musikerinnen sind tatsächlich Cousinen und nebeneinander in Salzburg-Liefering aufgewachsen. Das Konzept der Band war so gar nicht geplant, der steigende Erfolg, der seit knapp zwei Jahren damit einhergeht, noch viel weniger. „Erst als wir unser Album als Platte in der Hand hatten, haben wir eigentlich wirklich realisiert, dass all das jetzt wirklich ernst ist“, lachen die beiden unisono, „wir haben uns niemals hingesetzt und irgendeinen Masterplan ausgeheckt, nachdem wir unsere Karriere einrichten. Es sollte auch keine von uns in anderen Bereichen des Lebens für die Band zurückstecken, das war nie das Ziel. Irgendwie hat es sich mit der Zeit entwickelt, dass wir für andere Dinge weniger Platz im Leben haben. Du verpasst Geburtstagsfeiern oder Familienfeste, weil du mit der Band gerade irgendwo auf der Bühne stehst. Das ist aber auch schön und keine Belastung.“
Die ersten Songs haben die beiden schon vor gut zehn Jahren gemeinsam geschrieben, Familienurlaube in Griechenland mussten dafür herhalten. 2016 wurde der Arbeitsprozess zunehmend professioneller, doch die blind funktionierende Geschlossenheit bei den beiden Kreativpartnerinnen ging kurioserweise in New York los. Dorthin schickte man E-Mails mit Konzertanfragen und hatte tatsächlich Glück. „Kurz gesagt, sind wir dort damals hingefahren, weil wir dachten, wir sollten dort einmal auftreten. Von dieser Stadt träumen irgendwie alle und sie ist immer voller Leben. Alle haben davon ihre Vorstellungen aus Filmen und Serien und früher oder später will jede Künstlerin dort auf die Bühne gehen.“ Für die Cousines Like Shit war die naiv gestartete, erste Erfahrung im „Big Apple“ eine prägende. Das Breitfuß-Doppel zeigte keine Schüchternheit und vernetzte sich prompt.
Einfach mal über den großen Teich
„Alles, was jetzt bei uns passiert, ist aus einem gewissen Sehnsuchtstraum entstanden“, lacht Laura, „wobei es kein Traum per se war, sondern eher eine lustige Idee, die wir umgesetzt haben. Wir haben auch schon in Wien gespielt, aber da ist unsere Musik irgendwie nicht so ganz angekommen. Wieso also nicht woanders probieren? Was soll schon danebengehen? Ein Auftritt wurde uns zugesagt und das war für uns Grund genug, einen Flug zu buchen. Dann haben wir ganz zufällig alle möglichen Clubs angeschrieben und kamen dadurch zu weiteren Möglichkeiten. Innerhalb von zwölf Tagen hatten wir fünf Auftritte, dann mieteten wir uns einen Raum in Manhattan und spielten noch ein paar Mal.“ Nicht zuletzt „Avant Trash“ ist dafür verantwortlich, dass nun endlich auch der Prophet im eigenen Land zählt.
Musikalisch pendeln die auf der Bühne als Quartett auftretenden Cousines Like Shit zwischen Alternative-Pop, leichten Grunge-Anleihen, 90er-Slacker-Sounds, einem Indie-Gestus und viel Low-Fi-Ästhetik. Mit dem Song „Barbie“ veröffentlichte man – Margot Robbie sei Dank - letztes Jahr den richtigen Song im richtigen Moment. „Ziggy Ziggy“ ist eine Hommage an den unvergessenen David Bowie. Andere Lieder wiederum drehen sich um die Sorgen ihrer Generation, den Stress des Alltags, Tinder-Nieten, Liebesprobleme und die ewige Suche nach einem Platz in Gesellschaft, die viel zu wenig Geduld und Zuneigung zur Kultur kennt. Die unterschiedlichen Stärken machen das Gesamtprodukt aus. Hannah gilt als die visuelle Person, die dahingehend sehr klare Vorstellungen hat. Laura dafür als der musikalische Freigeist – die Texte verfassen die beiden wiederum zusammen, was sich bislang wie von Zauberhand stets problemlos zu guten Songs zusammengefügt hat.
Rockig und clubbig
Mit den New Yorker Art-Punk-Bands Gustaf und Bodega fanden die beiden auch Musterbeispiele für einen möglichen eigenen Karriereweg. Hat man „Avant Trash“ noch in Wien eingeholzt, wurde das bereits fertige zweite Album dann in New York eingespielt. „Es wird 2025 erscheinen“, geben die beiden bekannt, „wir haben definitiv mehr Downtown-Punk-Einflüsse eingewoben und es wird auch alles ein bisschen elektronischer werden. Das wird auch live interessant, weil wir dann rockigere und clubbigere Shows spielen können.“ An eine Karriere mögen die beiden abseits der Band noch immer berufstätigen Verwandten auch weiter nicht so recht glauben. Die Zeichen stehen dafür aber gut und die Popularität steigt unaufhörlich. „Die Band hat gerade hohe Priorität. Wenn es läuft, dann muss man das auch pflegen.“
Diverse Shows in Österreich
Ein paar Österreich-Termine sind in näherer Zukunft auch schon fixiert. Am 31. August ist man Teil des Herbstlärm Festivals in St. Johann und am 13. September spielen sie im Vorprogramm von My Ugly Clementine am Open-Air-Gelände der Wiener Arena. Unter www.cousines-like-sh.it gibt es alle detaillierten Informationen und die Karten für die einzelnen Events.
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