Vor Regierungssitz
Nach Messerangriff: Nun auch Krawalle in London
Nach der tödlichen Messerattacke in Southport weitet sich die Wut britischer Ultranationalisten auch auf London aus. Eine Kundgebung nahe dem Regierungssitz in der Downing Street ist am Mittwoch vollends eskaliert.
Auf TV-Bildern war zu sehen, wie es zu einem Handgemenge zwischen Demonstranten und der Polizei kam. Medienberichten zufolge warfen Randalierer Flaschen und Dosen, aber auch Feuerwerkskörper gegen den Zaun zur Downing Street. Mehrere Personen wurden festgenommen. Die Protestaktion stand unter dem Motto „Enough is enough“ (Genug ist genug). Teilnehmer riefen „Rule Britannia“ und forderten in Sprechchören, die Einreise irregulärer Migranten zu stoppen.
Gerüchte über Täter entfachten Wut
Rechtsextreme werfen den Behörden vor, die Wahrheit über die Herkunft des mutmaßlichen Täters von Southport zu vertuschen. Falschnachrichten hatten das Gerücht in Umlauf gebracht, es handle sich um einen irregulär eingereisten muslimischen Asylbewerber. Laut Polizei steht aber ein 17-Jähriger unter Mordverdacht, der in Großbritannien geboren wurde. Die BBC berichtete, der Teenager sei Sohn ruandischer Eltern und lebe seit mehr als zehn Jahren in der Region Southport. Er soll am Montag drei Mädchen erstochen und acht weitere Kinder sowie zwei Erwachsene teils schwer verletzt haben.
In Southport nördlich von Liverpool hatten am Dienstagabend nach einer friedlichen Mahnwache etwa 200 bis 300 Rechtsradikale randaliert und die Polizei attackiert. Dabei wurden 53 Beamte verletzt, acht davon schwer. Einige Straßen glichen am Mittwoch einem Trümmerfeld, nachdem Randalierer nahe einer Moschee mit Ziegelsteinen, Mistkübeln und Straßenschildern Polizisten attackiert hatten. Ein ausgebrannter Polizeiwagen war zu sehen.
Polizei auf weitere Eskalation „absolut vorbereitet“
Die Polizeichefin der Region Merseyside, Serena Kennedy, sagte, ihre Einheit sei „absolut vorbereitet“ auf weitere mögliche Unruhen. Vier verdächtige Unruhestifter seien in der Zwischenzeit festgenommen worden. Die Zahl der aufgetauchten Randalierer habe aber am Dienstagabend rasch zugenommen, sodass die Situation „sehr schnell“ eskaliert sei.
Die britische Regierung verurteilte die Ausschreitungen scharf. Randalierer würden die volle Härte des Gesetzes spüren, kündigten der neue Premierminister Keir Starmer und Innenministerin Yvette Cooper an.
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