Salzburger Festspiele

Kein Pardon: Die böse Vitellia schafft sie alle!

Kultur
01.08.2024 22:57

Viel Jubel für „La clemenza di Tito“ als Wiederaufnahme von den Pfingstfestspielen. Ein fast rundum ansprechender Mozart-Abend, der ganz auf „La Bartoli“ zugeschnitten ist.

Politik war immer schon ein schmutziges Geschäft. Da stehen dann Güte und Vergebung mehr im Weg, als sie nützlich wären. So lautet zumindest die Conclusio in der Inszenierung von „Jedermann“-Regisseur Robert Carsen. Denn wenn der milde Kaiser Tito seinem Freund Sesto vergibt, der sich von der angebeteten Vitellia zum Moderversuch an ihm anstiften hat lassen, erweist sich das diesmal als Kardinalfehler: Die hinterhältige, machtgeile Vitellia, hier ganz auf Giorgia Meloni getrimmt, hat längst des Kaisers Hauptmann samt Gefolge bestochen. Wenn dem Kaiser am Ende sonst gehuldigt wird, führt Vitellia einen brutalen Umsturz an – Tito wird tot gestochen.

Robert Carsen verlegt das im Superwahlkampfjahr geschickt in die Gegenwart. Alles spielt in grauen, nüchternen Büro- und Konferenzräumen. Wenn sich dann beim Sturm aufs römische Kapitol die Videobilder von den im Jänner 2021 ins Washingtoner Capitol vordringenden Trump-Anhängern über die Szene legen, wird es richtig gruselig.

Wenn Liebe blind macht: Vitellia (Alexandra Marcellier) angebetet von Sesto (Cecilia Bartoli) (Bild: Salzburger Festspiele / Marco Borelli)
Wenn Liebe blind macht: Vitellia (Alexandra Marcellier) angebetet von Sesto (Cecilia Bartoli)

Auch lässt Carsen die Hosenrollen, Hosenrollen sein. Sesto ist also die Geliebte von Vitellia und auch Annio bleibt Frau, wenn er Servilia besingt. Musikalisch hat neben dem großartigen, herrlich plastischen Tito von Daniel Behle dann dennoch vor allem Cecilia Bartolis Sesto die Hosen an. Dirigent Gianluca Capuano, der gerne grenzwertig rasende Tempi anschlägt, rollt ihr am Pult seiner Musiciens du Prince – Monaco einen zarten, transparenten und sehr flexiblen Originalklang-Teppich aus. Vor allem ihre zweite Arie, Sestos Rondo „Deh per questo istante solo“, gelingt ihr so zu einem ergreifenden Höhepunkt.

Auch Mélissa Petit und Anna Tetruashvili betören in ihren lyrischen Momenten als Servilia und Annio, während Ildebrando D’Arcangelos Publio luxuriös den martialischen Militär heraushängen lässt. Nur Alexandra Marcellier tanzt mit ihrer allzu ungeschlacht gestemmten Vitellia aus der Reihe. Aber sie ist diesmal ja auch die wirklich ganz, ganz Böse!

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