Wegen der schleppenden Nachfrage nach Prozessoren für klassische Server schlägt Intel einen harten Sparkurs ein. Der Chip-Konzern kündigte am Donnerstag die Streichung von mehr als 15 Prozent der Stellen an. Zehn Milliarden Dollar will man so im kommenden Jahr einsparen.
Die Jobkürzungen bei Intel könnten sogar krasser ausfallen, als in einer Mail an die Belegschaft angekündigt wurde: In der Pressemitteilung war vom Abbau von „mehr als“ 15 Prozent die Rede – und die Zahl der Mitarbeiter wurde mit 116.500 bei Intel und gut 125.000 im Konzern samt Tochterunternehmen angegeben.
„Kosten zu hoch, Margen zu gering“
Dabei klang Intel-Chef Pat Gelsinger in der E-Mail an die Mitarbeiter recht dramatisch. Intels Kostenstruktur sei „nicht wettbewerbsfähig“, schrieb er. „Unsere Kosten sind zu hoch, unsere Margen sind zu niedrig.“ Der Umsatz sei im vergangenen Jahr um 24 Milliarden Dollar niedriger gewesen als 2020 – aber die Mitarbeiterzahl um 10 Prozent höher. Entscheidungen dauerten zu lange und es gebe zu viele Reibungsverluste im System.
Für die geplante neue Chip-Fabrik in Magdeburg sind Intels Sparpläne schlechte Nachrichten – auch wenn der Chiphersteller am Bau des Werkes um 30 Milliarden Dollar vorerst festhalten will. Zwar betonte Gelsinger, dass Intel an seiner Strategie „IDM 2.0“ (Integrated Device Manufacturing 2.0) festhalten will. Diese sieht eine Erweiterung der Fertigungskapazitäten vor. Zu den konkreten Investitionsvorhaben in Deutschland, Frankreich und Italien verlor der Konzernchef jedoch kein Wort.
Überlebensstrategie als Auftragsfertiger
Zu Gelsingers Strategie für das Überleben von Intel gehört, stärker zum Auftragsfertiger für andere Chip-Entwickler zu werden. Dabei soll der Konzern modernste Produktionsverfahren meistern, um im Wettbewerb gegen etablierte Produzenten wie TSMC aus Taiwan zu bestehen. Zugleich positionierte Gelsinger seinen Konzern geschickt als Schlüsselelement der Pläne, wieder mehr Chip-Produktion aus Asien in den Westen zurückzuholen.
Intel fehlt bisher ein konkurrenzfähiger Spezialprozessor für Künstliche Intelligenz (KI), um dem Weltmarktführer Nvidia Paroli bieten zu können. Erzrivale AMD hatte vor einigen Tagen mit dem Kauf des KI-Entwicklers Silo AI zur Aufholjagd geblasen.
Vom Branchenprimus zum Nachzügler
Intel dominierte einst die Chip-Branche, fiel dann aber zurück. Ein entscheidender Moment war der verlorene Kampf um den Platz in den heute allgegenwärtigen Smartphones. Intel hoffte, die Stärke im PC-Geschäft auf die Mobil-Geräte zu übertragen – doch bei den Computer-Handys setzten sich sparsamere Prozessoren mit Architekturen des britischen Chip-Designers Arm durch. Smartphone-Chips kommen somit in der Regel nicht von Intel, sondern von Wettbewerbern wie Qualcomm oder TSMC.
Inzwischen muss sich Intel auch um die Position im PC-Markt Sorgen machen. Apple stellte die gesamte Modellpalette seiner Mac-Computer auf Arm-Chips aus eigener Entwicklung um. Eine Folge waren deutlich längere Batterielaufzeiten. Im Sommer setzte auch Microsoft bei neuen Windows-PCs mit KI-Funktionen zunächst auf Chips mit Arm-Architektur von Qualcomm. Computer mit Intel-Prozessoren sollen zwar folgen – diese müssen aber zunächst einmal auf den Markt kommen.
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