Ärger am Meer

Sonnenschirm-Mafia sorgt für geschlossene Strände!

Es brodelt an Italiens Traumstränden! Wer diesen Sommer eine entspannte Auszeit am Meer plant, könnte eine böse Überraschung erleben. Die sogenannte Sonnenschirm-Mafia hat die Nase nämlich gestrichen voll und schließt Strände kommenden Freitag zeitweise – der Anfang eines heißen Protestsommers!

Italienische Strände, von der mondänen Amalfiküste bis zu den beliebten Badeorten in Rimini und entlang der gesamten Adria-Küste, stehen im Fokus des Ärgers. Zwar können Strandbesucher weiterhin baden, aber sie werden sich wundern, wenn sie vor verschlossenen Einrichtungen stehen und keine Liegen, Sonnenschirme, Toiletten oder gastronomischen Angebote vorfinden.

Am 9. August – also kommenden Freitag – sollen viele Strände aus Protest bis 9.30 Uhr geschlossen bleiben. Am 19. August sogar bis 10.30 Uhr.

„Unsere Appelle wurden ignoriert“
Simone Battistoni, Präsident des regionalen Verbands der italienischen Strandpächter „Sib Emilia Romagna“, erklärt die dramatische Lage: „Unsere Appelle wurden ignoriert. Die Ausschreibungen für unsere Konzessionen sind keine Eventualität, sie sind Realität. Viele Gemeinden haben sie bereits gestartet.“

Die Strandpächter protestieren gegen die geplanten Ausschreibungen für ihre Konzessionen, die ihre Existenz bedrohen. Jahrzehntelang wurden die Konzessionen automatisch verlängert, was nun geändert werden soll. Die EU fordert seit Langem Ausschreibungen, um mehr Wettbewerb zu ermöglichen, doch die Strandpächter sehen dies als Bedrohung für ihre etablierten Geschäfte und befürchten, dass sie ihre Lizenzen verlieren könnten.

Der italienische Abgeordnete Francesco Emilio Borrelli (links) und Senator Peppe De Cristofaro halten Plakate mit der Aufschrift „Verteidigen wir unsere öffentlichen Strände“. Sie setzen sich dafür ein, dass öffentliche Strände für alle zugänglich bleiben und nicht durch private Konzessionen und exklusive Nutzungsrechte eingeschränkt werden. (Bild: EPA/EPA-EFE)
Der italienische Abgeordnete Francesco Emilio Borrelli (links) und Senator Peppe De Cristofaro halten Plakate mit der Aufschrift „Verteidigen wir unsere öffentlichen Strände“. Sie setzen sich dafür ein, dass öffentliche Strände für alle zugänglich bleiben und nicht durch private Konzessionen und exklusive Nutzungsrechte eingeschränkt werden.

Das Geschäft der Sonnenschirm-Mafia
Doch was steckt hinter dem Begriff „Sonnenschirm-Mafia“? Jahrzehntelang haben wenige Familien die Kontrolle über die begehrten Strandabschnitte behalten und enorme Gewinne erzielt. Bis zu 75 Euro pro Tag werden für zwei Liegestühle und einen Sonnenschirm verlangt. Kein Wunder, dass die Mafia ein Auge auf dieses Geschäft geworfen hat!

Die Pachtgebühren sind niedrig, die Einnahmen hoch – ein perfektes Szenario für kriminelle Machenschaften. Laut der Zeitung „Welt“ zahlen die Pächter im Schnitt nur 7600 Euro für die Lizenz, setzen aber mehr als 250.000 Euro im Jahr um. Einige besonders populäre Strandabschnitte sollen bereits von der Mafia infiltriert sein und bieten die perfekte Möglichkeit zum Geldwaschen. Der italienische Staat schaut dabei doof aus der Wäsche: Im Jahr 2021 nahm er nur 97 Millionen Euro mit den Konzessionen der Balneari – so nennen sich die verpachteten Strandabschnitte – ein, also weniger als ein Prozent der Umsätze.

Abzocke mit Tradition
In Italien hat das System Methode: Schon vor Jahrzehnten vergab der Staat Strandabschnitte an Kriegsversehrte, die ihrem eigentlichen Beruf nicht mehr nachgehen konnten und dadurch ein Einkommen hatten. Die Konzessionen? Ein Selbstläufer! Der Staat verlängert sie automatisch. Kein Wunder, dass laut Branchenverband FIBA viele dieser Balneari seit Generationen in den Händen weniger Familien sind.

Jetzt reicht es den Strandpächtern!
Antonio Capacchione, Präsident des nationalen Verbands der Strandpächter, sagt: „Wir wissen, dass die Strände öffentlich sind und wir behandeln sie auch so. Aber zu behaupten, man könnte sein Handtuch einfach unter den Sonnenschirm eines anderen legen, schadet denen, die bezahlt haben und ihren Platz rechtmäßig beanspruchen.“

Die italienische Regierung und das Parlament haben bisher keine klaren Regelungen getroffen, um die Arbeit und die Unternehmen der Strandpächter zu schützen – das offizielle Italien bleibt trotz Forderungen der EU untätig. Die automatische Verlängerung der Pachtverträge verhindert freien Wettbewerb und bevorzugt die etablierten Betreiber.

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