Salzburger Festspiele

Weinbergs „Idiot“: So geht große Festspiel-Oper!

Kritik
03.08.2024 10:06

Einhelliger Riesenjubel für eine Rarität in der Felsenreitschule: Die Festspiele führen die Meisterwerkqualitäten von Mieczysław Weinbergs „Der Idiot“ exemplarisch vor.

(Bild: kmm)

Die Menschen zu verstehen, hat sich der Außenseiter Fürst Myschkin zur Lebensaufgabe gemacht. Seine erschreckende Güte und seinen unbändigen Willen zum Mitleid irritiert seine Mitmenschen dabei so sehr, dass sie ihn als „Idioten“ abstempeln. Mieczysław Weinberg hat Dostojewskis Antihelden in seiner letzten, 1986/87 komponierten Oper verewigt. In den letzten paar Jahrzehnten wurden die Werke von Weinberg, Freund und Zeitgenosse von Schostakowitsch, nach und nach entdeckt.

Erst nach seinem Tod, 2013, erlebte „Der Idiot“ seine erste vollgültige Aufführung. Mit der aktuellen Neuproduktion setzten jetzt die Salzburger Festspiele wohl die bisher gewichtigste Wegmarke in der jungen Rezeptionsgeschichte. Die grandiose Aufführung lässt diese Oper in ihrer ganzen Größe als Meisterwerk erkennen.

Bogdan Volkov (Myschkin) und Ausrine Stundyte (Natassja) (Bild: copyright: Bernd Uhlig,Warthestrasse 70, D-12051 Berlin
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Bogdan Volkov (Myschkin) und Ausrine Stundyte (Natassja)

Das verdankt sich ganz besonders Tenor Bogdan Volkov der dem Titelhelden auf geradezu beängstigende Weise nahe kommt, und stimmlich wie darstellerisch eine ungeheuer berührende und subtile Charakterstudie abliefert. Rund um ihn ist mit Vladislav Sulimsky (Rogoschin), Xenia Puskarz Thomas (Aglaja), Iurii Samoilov (Lebedjew), Margarita Nekrasova (Jelisaweta) oder Pavol Breslik (Ganja) ein Ensemble fantastischer Singschauspieler versammelt. Einzig Ausrine Stundyte tanzt hier als weibliche Zentralfigur Nastassja mit ihrem doch sehr hart und unstet klingenden Sopran aus der Reihe.

Doch das bleibt eine Marginalie, denn Mirga Gražinytė-Tyla gelingt als Debütantin am Pult der grandiose aufspielenden Wiener Philharmoniker ein wahres Wunder an sinnlicher Klangarbeit voller Details und Spannung aus der recht düster dräuenden Partitur zu holen. Das verbindet sich dann mit der sehr präzisen und stimmigen Inszenierung Krzysztof Warlikowskis in der kongenialen Ausstattung von Małgorzata Szczęśniak zum fesselnden und wahrlich großen Opernabend. Da konnte auch das Premierenpublikum nur noch laut und einhellig jubeln.

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