Compagnie Baro d’evel zeigt „Qui dom?“ in der Grazer Oper zum Finale von La Strada. Das steirische Festival zieht positive Bilanz: Täglich kamen bis zu 12.000 Besucher.
Mit einem rohen Stück Tonmasse beginnt die fantastische Reise, zu der die französisch-katalanische Compagnie Baro d’evel zum Finale von La Strada in der Oper lädt. Ein Kind trägt es auf die Bühne, legt es den Performern zu Füßen, als ob es sagen wollte: Formt mir die Zukunft!
„Qui som?“ (Wer sind wir?) ist die Frage, die Baro d’evel im Titel des Stücks stellen. Und der Ton wird zu einem zentralen Rohstoff dieser Befragung unserer Existenz: Er ist weich und formbar wie die menschliche Zukunft – ein Symbol dafür, dass alles möglich ist. In kraftvollen Bildern beschäftigt sich das Stück mit der Wandelbarkeit des Menschen – Musik und Akrobatik, Theater und Bildende Kunst, Spektakel und Essay greifen dabei ineinander. Kunstvoll rutschen die Darsteller auf dem Ton-Gatsch durch die Geschichte, formen sich daraus neue Gesichter und neue Identitäten. Doch mit jeder Wandlung wird auch die Verformung der Menschheit sichtbar – nicht nur zum Positiven!
Was als poetische Herausforderung beginnt, kippt mit der Zeit in eine moralische Überforderung. Autoritäre Tendenzen und Flüchtlingskrisen, Klimawandel und vor allem der Plastikmüll in unseren Meeren werden mit großer Geste in die künstlerische Erfassung des Ist-Zustandes eingearbeitet. Das Resultat ist in zweierlei Hinsicht überwältigend: Sowohl künstlerisch als auch moralisch denkt diese Show mitunter so groß, dass es einem „too much“ wird. Doch damit ist sie eigentlich aber auch ein treffender Kommentar auf die Gegenwart.
La Strada zieht positive Bilanz
Apropos Gegenwart: La Strada kann sich über den Status Quo nicht beschweren. Am Sonntag steigt der letzte Tag des Festivals und man kann eine mehr als positive Bilanz ziehen: Zwischen 10.000 und 12.000 Besucher konnte man täglich am Festival begrüßen: „Alle Vorstellungen, für die es Karten gab, waren ausverkauft, die Workshops gut gebucht und das Interesse an den Projekten im öffentlichen Raum besonders groß“, freuen sich die Verantwortlichen.
„Wir hoffen, dass wir mit unserem vielfältigen Programm den Blick auf Neues lenken können und Menschen zur Teilhabe einladen“, sagt Intendant Werner Schrempf. Im kommenden Jahr steigt La Strada übrigens von 25. Juli bis 2. August.
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