„Krone“-Kommentar

Nina Chruschtschowa, Stil-Ikone Festspiele 2024

Salzburg
04.08.2024 10:00

Hitzschlag, Wolkenbruch und Regendampf! Seit das Tropenklima auch Salzburg erreicht hat, ist man selten passend gekleidet. Respekt vor allen Damen, die wie grad frisch geduscht in den feinsten und teuersten Roben die sogenannte „Auffahrt“ zu den Premieren der Festspiele in Europas elegantesten Laufsteg verwandeln.

In den vergangenen Tagen sind Bilder von umwerfender Pracht zu sehen gewesen. Mitten in dem Defilee der Haute Couture entdeckte ich aber meine ganz persönliche Stil-Ikone: Nina Chruschtschowa, Eröffnungsrednerin der Festspiele mit einer ziemlich problematischen Rede und Urenkelin des mehr als problematischen Ersten Sekretärs der in der Hölle versunkenen KPdSU, Nikita Chruschtschow.

An dieser Stelle sollen Politik und Geschichte kurz vergessen sein. Von den entfesselten Kräften der Macht und der Mächtigen sind wir ohnehin seit vielen Monaten ohne Unterlass elektrisiert, verstört und benebelt.

Diese Kolumne sei also der Garderobe dieser bemerkenswerten Frau mit dem großen Namen gewidmet.

Nina Chruschtschowa kam zur Wiederaufnahme des „Don Giovanni“ im Großen Festspielhaus in einem einfachen Kleid. Das Kleid strahlt in sattem Blau eine sanfte Bescheidenheit aus. Es wirkt nach guter Naturfaser und ausgesprochen bequem. Eine kluge Wahl für einen langen Abend in einem mäßig komfortablen Sessel.

Richtig cool: die Schuhe! Keine High Heels, in denen man schwer allein gehen kann (außer Westwood-Witwer Andreas Kronsteiner).

Einziger Farbtupfer mit einem Anklang von Tracht als mögliche Referenz an Salzburg: das Tuch mit den schönen Blumen.

Kein Schmuck, keine fette Uhr, kein Glitzer. Die Frisur darf man getrost als praktisch bezeichnen. Make-up: sehr dezent. Der Wow-Effekt ist alleine ihre Persönlichkeit. Nina Chruschtschowa wirkt als Nina Chruschtschowa. Sie ist, was sie ist. Keine Maskerade, keine Verkleidung, nichts Übertriebenes. Chruschtschowa strahlt zurückhaltende Freundlichkeit aus. Eine Autorität, wie wir sie vielleicht von unseren Lehrerinnen und Professorinnen in der Schule oder von der Universität kannten. Jemand, vor dem wir Respekt, aber keine Angst hatten. Eine Frau, von der man sich Rat, keinen Trost holt. Jemand, der einem die Wahrheit ins Gesicht sagt. Nicht mit brutaler Härte, aber mit schonungsloser Offenheit.

Im einfachen blauen Kleid ist eine starke Frau zu sehen. In Moskau geboren, nach dem Studium ausgewandert, seit bald zwei Jahrzehnten Professorin an amerikanischen Elite-Universitäten. Nina Chruschtschowa merkt man die Herkunft aus beiden Welten an: einerseits die amerikanische Intellektuelle wie aus einem Film von Woody Allen, andererseits die emanzipierte und selbstbewusste Frau aus dem untergegangenen Osten.

Ihre Ansichten muss man nicht teilen. Nina Chruschtschowa ist eine Frau, die Widerspruch aushält. Sie wirkt wie eine Frau, der es nicht wirklich wichtig ist, welchen Eindruck sie bei anderen macht. Das ist die höchste Stufe der Unabhängigkeit.

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